Montag, 23. April 2012

Nordwärts...

19.4.2012
Valparaiso – La Ligua
Nachdem wir gestern abend noch ein wenig von Valparaisos Nachleben erkundet haben und nach mehreren Live-Musik-Bars, leckerem Essen, ein wenig Wein und Bier so gegen 3:30 ins Bett kamen, stand heute die erste Etappe mit mehr als 100km auf dem Programm. Der Abschied von Valparaiso und die Durchfahrung von Vina del Mar waren wegen des starken Verkehrs eher scheußlich, aber nachdem wir den Moloch hinter uns hatten, ging es auf durchgehend schönen Straßen nordwärts. Bis auf ein Industriegebiet bei Ventanas war die Strecke durch abwechslungsreiche Landschaften mit regelmäßigen Abstechern an den Pazifik geprägt. Tosende Wellen, Pelikane und Surfer gab es da aus der Ferne zu betrachten, während im Hinterland allerlei Ackerbau und Viehzucht sowie schon leicht versteppte Abschnitte der Langeweile keine Chance ließen. Unser heutiges Ziel, La Ligua, ist eine bedeutend größere Ansiedlung als die Landkarte vermuten ließ. Auch hier haben wir wieder ein schnuckeliges Hostal zu fairen Preisen gefunden. Die nächsten Tage werden uns weiter Richtung Norden in die ersten Berge führen, weil die einzige Alternative Pan Americana heißt, und davon werden wir schon noch genug zu sehen bekommen.

20.4.2012
La Ligua – Tilana
Auch ohne Wecker steht man rechtzeitig auf, erst recht, wenn man den entzückenden alten Damen der Residencia am Vorabend ein Frühstück für 8:30 aus den Rippen geleiert hat. Aber wie das in Chile so ist, war davon nichts zu sehen...Immer wieder wurden wir im 10-Minuten-Takt vertröstet, und während wir uns unter dem noch verhangenen Himmel langsam startklar machten, wurden die Aktivitäten im Speisezimmer nicht größer. Leicht enttäuscht fuhren wir den nächsten Supermercado an und verpflegten uns mit Frühstück, Wasser und Essen für den Tag.
Kurz hinter der Stadt erwartete uns der erste Anstieg des Tages, eher eine Welle, aber gemerkt hab ich das schon...Die Nacht zuvor war aufgrund Avocado-Genusses nicht die längste – eine mir eigentlich bekannte Unverträglichkeit machte meinem Magen zu schaffen...selbst schuld.
Diese „Welle“ endete, nachdem mich ein örtlicher Mountainbiker, im Wheelie neben mir herfahrend, über den weiteren Straßenverlauf informiert hatte, an einem Tunnel von ca. 1km Länge. Zappenduster, 3-Minuten-Ampeltaktung für den Gegenverkehr, nicht asphaltiertes Waschbrett. Uuups! Bettina überzeugte flugs einen Pickup-Fahrer, uns mit den Rädern durch den Tunnel zu bringen. Sehr gut!!! Nach der folgenden Abfahrt machte sich ein schwammiges Fahrgefühl bei mir bemerkbar: Speichenbruch...
Auf einer schönen Straße ging es weiter sanft bergan, langsam machte sich Mittagshitze breit, und es zog sich. Irgendwo am Pass sollte ein Ort namens Las Palmas sein, der wollte aber partout nicht kommen. Dafür standen da oben, auf gut 1000m, jede Menge Palmen rum. Angeblich der nördlichste Ort, wo man diese Pflanze findet. Zu guter Letzt wartete ein weiterer Tunnel ohne Licht mit Schotter, aber wenigstens ohne Gegenverkehr auf uns. Auf der anderen Seite begann, wie angekündigt, die Sandpiste und wir trafen dort oben im Nichts, Claudio, einen chilenischen Radreisenden. Der erzählte uns, das Tal wäre sehr arm, und wir sollten uns keine Hoffnung auf Wasser machen auf den nächsten Kilometern. 1500m weiter war dann ein Café, wo wir nicht nur Wasser zum Spottpreis, sondern auch noch einen echten Espresso bekamen – übrigens nicht alltäglich, nirgendwo in Chile. Gut gelaunt rollten wir ins Tal hinab, wo uns kurz hinter einem Minidorf namens Tilana ein Bauer(?) den hauseigenen Fußballplatz als Campinggelegenheit zur Verfügung stellte. Der war, wie das ganze Tal staubtrocken, aber die Häringe gingen wider Erwarten in den Boden und zum Schluss wurden wir noch mit einem absolut umwerfenden Sternenhimmel belohnt.

21.4.2012
Tilana – Illapel
Gut erholt, trotz anhaltendem Gewieher, Gebell, Gekrähe und sogar Geballer, kletterten wir zeitig aus unseren vom Tau durchnässten Zelten. Die Sonne war noch nicht über den Berg, also richteten wir uns auf einen verspäteten Aufbruch ein, da man nasse Zelte nicht einpacken soll.
Endlich unterwegs, trafen wir Claudio wieder, der uns über den ersten von zwei Pässen begleitete, und in der Abfahrt mit Staubfahne am Hinterrad zu Tale schoß. Unten, in Caimanes, verpflegten wir uns, und der Aufstieg auf den zweiten Schotterpass des Tages begann. Erstaunlicherweise ist der Reisepanzer auf losem Untergrund kaum langsamer am Berg als auf Asphalt. Mehrere Tunnels der schon bekannten Art garnierten das staubige Vergnügen. Einer war so holperig, das an fahren nicht zu denken war: Schiebepassage!
Nach einigen noch ziemlich schroffen Kilometern bergab wurde der Straßenbelag zunehmend besser, und plötzlich war da wieder Asphalt! Und außerdem ein Schild, welches uns eine willkommene Abkürzung nach Illapel offerierte: Ganze 15km weniger als gedacht – Super! Aber weil man im Leben nix geschenkt kriegt, wartete noch eine ziemlich üble Welle auf uns. Die müden Beine von den vorhergegangenen Pässen konnte der erstklassige Asphalt auch nicht überspielen. Zur Belohnung gab es aber noch eine Bombenabfahrt in den Ort, wo wir uns bei der Feuerwehr für die Nacht einquartierten. An dieser Stelle Dank an die Bomberos de Illapel.

22.4.2012
Illapel – Combarbala
ASPHALTTAG!!! Nicht ein Meter Sand oder Schotter! Dafür 2 Pässe über 1000m bei brütender Hitze und mein erster Plattfuss, aber auch der Chinchilla-Nationalpark und das Valle Limari mit schlicht atemberaubenden Aussichten! Einfach GROSSARTIG!!!
Und weil wir ein total schnuckeliges Hostal gefunden haben, fiel spontan der Beschluß, hier einen Ruhetag einzulegen.
Die nächste Tage führen uns langsam wieder Richtung Küste, über Ovalle geht es nach Coquimbo und La Serena, wo wir dann wohl keine Wahl mehr haben werden, und doch auf die Pan Americana müssen.

Pics:
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Tracks:
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2 Kommentare:

  1. RASIEREN, lieber Waldschrat, RASIEREN! ;o) (ansonsten muss ich mich wohl an ein ein paar Jahre zurückliegendes Telefonat mit deiner Holfen erinnern *kicher*

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  2. holDen meinte ich natürlich...

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