Montag, 4. Juli 2016

Garmisch - Florenz, Tag 9: Doppelpass

Nach der Tour ist vor der Tour oder so. Und weil die letzte Woche so großartig war, bin ich heute noch zweimal Garmisch - Florenz, bzw. umgekehrt gefahren. Mit Autos. Erst mit Chefmechanikus Sergej im Ford Transit hin, direkt im Anschluss mit dem als Berlin-Berg-Express bewährten Opel zurück. Den brauchen Nina und ich noch für die Folgewoche ohne Quäl, aber viel dich... ☺
Etwas bescheuert, aber was solls...
Was auffällt: Mir fehlt irgendwie die Truppe, mein Körper ist verwundert, das er heute nur sitzen, aber nicht schwitzen muss, und das es weder Nudeln noch Bananen gibt, kann ich gut verschmerzen...

Samstag, 2. Juli 2016

Garmisch - Florenz, Tag 8: Vier Zacken zu Leonardo

Als "Tour d'Honneur" bezeichnet man üblicherweise die letzte Etappe einer großen Rundfahrt wie der Tour de France oder des Giro d'Italia. Da wird dann für die Kameras ganz friedlich mit Sektgläsern in der Hand bis kurz vor das Ziel gefahren, der Führende des Gesamtklassements wird nicht mehr attackiert, die Sprinter dürfen zum Schluß noch mal alles zeigen, was sie noch haben.
Bei Quäldich.de heißt "Tour d'Honneur", es gibt nochmal ordentlich Kilometer (147) und noch ein paar Höhenmeter (1825 oder so), das Ganze verteilt auf vier freundliche Anstiege, die mit gelegentlichen 11%-Stücken an die Taten der vergangenen Woche erinnern. Aber auch fünf Abfahrten stehen auf dem Plan, da Sestola immerhin 900m höher als das Ziel liegt, geht die Etappe tendenziell bergab. Auch die Mittagspause findet heute untypisch auf einer Art Spielplatz in der Auffahrt zum dritten Zacken, ca. 200m unterhalb des Passes statt. Statt der üblichen Nudeln gibt es Panini, was sich als gute Wahl herausstellt, so gut bin ich angesichts der üblichen Fressorgien die ganze Woche nicht wieder aufs Rad gekommen. Echtes Kaiserwetter verwöhnt unsere ermatteten Körper und Geister, nur auf der finalen Abfahrt vom vierten Berg, oder Hügel, der uns bis vor die Tore von Florenz rollen lässt, kühlt ein garstiger Gegenwind die überhitzen Gestalten im buntem Lycra.
Dank frühem Start und beherzter Fahrweise sind wir früh durch das Verkehrschaos von Leonardo da Vincis Heimat, und können vor dem Abschlussessen noch ein wenig durch die Stadt schlendern, ein Eis essen, uns freuen, das Popo, Hände, Beine, etc. morgen nicht wieder auf das Rad müssen. diese Tour war wirklich hart, hat viel verlangt und viel gegeben.
Die Wetterkapriolen der ersten Tage schweißen die Gruppen zusammen, das gemeinsame gekocht werden auf der Poebene ist besser als jedes Teambuildingseminar der Welt. Auch, wenn sich die meisten der Teilnehmer und der Mannschaft nur bei Veranstaltungen dieser Art treffen, ist es doch ein fast schon familiäres Klima, das hier herrscht.
Ein Grund mehr, wieder zu kommen, ein guter Grund, froh und stolz zu sein, wenn man so eine Fahrt als Guide ohne größere Probleme zu Ende bringt. Müde drei Plattfüße, alle bei uns Guides, eine abgefallene Kurbel, deren Reparatur schneller ging als ein Platter, keine Stürze, kein Zank mit anderen Verkehrsteilnehmern, das ist schon eine gute Bilanz.
Ich freu mich auf die nächste Tour (als Guide definitiv Wien - Berlin im Mai 2017) und jetzt erstmal auf eine Woche "echten" Urlaub in Bella Italia.
Und zu guter Letzt: The Wheel!


Freitag, 1. Juli 2016

Garmisch - Florenz, Tag 7: Die geheime Königsetappe ,

Tja, schon fast wieder um... Daher sind angekündigte 3005hm, von denen zum Schluss nur ca. 100 fehlen, verteilt auf 140km, nichtsdestotrotz die größte Höhenmetersammlung der Fahrt. Da schon sechs heftige Tage hinter uns liegen, ist es kein Wunder, dass es heute wieder reichlich Erschöpfte gibt, die Teilstücke der knackigen vorletzten Etappe im Besenwagen verbringen. Die ersten 30km geht es flach am Meer entlang, der frühe Start um 8:00 fädelt uns zielsicher in den Berufsverkehr, die Gruppe ist aber groß genug um einen dicken Hintern zu machen (um genau zu sein: Mein dicker Hintern). So kommt man flüssig zum Einstieg in den ersten Pass des Tages und in die apuanischen Alpen (hatte ich vorher auch noch nie gehört), der Passo del Vestito, dessen gut 1200hm an den Marmorsteinbrüchen von Carrara enden, und bei noch moderaten Temperaturen noch locker aus der Hüfte weggekurbelt werden.
Nach dem Mittagessen ist es dann rischtisch heiß, 36°C und mehr zeigt das Thermometer, passend dazu gilt es, den Passo delle Radici zu erklimmen. 1530m hoch, weitere 1200hm zu überwinden, 30km lang. Kein echtes Problem, nur die Kombination macht es echt hart.
In der Abfahrt stürzt einer der Recken aus Gruppe 1, Schlüsselbein durch, Rippenbrüche, Lunge punktiert. Großer Mist, so kommt bei uns auch Vorsicht vor Vergnügen, die Jungs aus der 1 wissen nämlich, wie man Berge runter fährt, wenn bei denen sowas passiert, ist Leichtsinn nicht der Grund. Gute Besserung!
Zum Finale gibt es dann noch mal 13km bergauf inklusive Bergankunft in Sestola, stolzer Etappenort des diesjährigen Giro d'Italia. Die Fütterung des Raupengeschwaders ist in einem Speisesaal XXL, wo wir vom Bürgermeister begrüßt werden, der uns künftige Besuche in seiner ganz hübschen Stadt schmackhaft machen will. Schon doof, so ein Skiort ohne Schnee...
Dafür ist das Essen mal wieder gut und viel, serviert von herrlich ruppigen Kellnern.
Abschließend noch ein Spaziergang durch den Ort, ein Kinderballett auf dem Marktplatz sorgt für Lokalkolorit, dann gibt es noch ein Eis.
Wieder müde, wieder zufrieden, morgen müssen die geschundenen Knochen nur noch nach Florenz. Ich freu mich auf die Party! Gute Nacht!