Montag, 30. Mai 2016

Berlin - Wien: Ein Rückblick

Nach der Tour ist Zeit zum resümieren und räsonieren. Was war toll, was war doof, warum, wieso, weshalb... Aber erstmal die graphische Darstellung der vier Tage:


Toll war natürlich am allermeisten meine Gruppe, die, wie schon erwähnt, derart gut lief, das ich es immer noch nicht so recht glauben mag. Toll waren Paul und Denny, die mich beim guiden der immerhin 6 Frau und 11 Mann starken Bande tatkräftigst unterstützt haben. Toll war die Strecke, sehr abwechslungsreich was die Landschaft betrifft. Toll war auch die für Quäldich.de - Verhältnisse moderate Höhenmetersammlung, was aber in erster Linie der Topographie der Route und den teils doch recht fetten Etappenlängen geschuldet ist. Toll war das Wetter, bis auf den kleinen Guss bei der Ausfahrt aus Berlin, Schiebewind zeigte sich an den ersten zwei Tagen hilfreich, Sonne satt erfreute die Gemüter an Tag drei und vier.
Toll war das Abschlußessen auf dem Donauturm in 160m Höhe, obwohl das rotierende Restaurant Manchem ein mulmiges Gefühl im Magen versetzte. Toll ist, das ich für nächstes Jahr für die Rückwegtour auf anderer Route auch schon als Guide gebucht bin.
Doof war eigentlich nichts so richtig, bis auf kleine Ärgernisse wie lahme Kellner, wenn man mit langen Zähnen in der Mittagsverpflegung ankommt, oder Rezeptionsazubis, die den Check-In zu einer Ewigkeit dehnen können. Etwas bessere Form wäre zumindest am Spindlerpass gut gewesen, aber da haben sich auch Andere arg gequält.
Toll war die Rückfahrt nach Berlin, Physiolegende Dieter "Eule" Ruthenberg hat uns während der Stunden im Bus mit Geschichten aus seiner langen Zeit beim Team Telekom unterhalten.
Kurz und Gut: Geile Aktion, mach ich wieder!

Samstag, 28. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 4, Janz schön kurz

.. für die Verhältnisse dieser Reise. Müde 145km stehen zwischen Brünn und Wien im Lastenheft, garniert mit ca.  1200hm. Wellig ist das Profil, ein einziges Bückelchen animiert zum Kräftemessen, so kurz vor Ende kann man ja nix mehr kaputt machen. Nachdem wir Tschechien mit seinen heute eher unterdurchschnittlichen Straßen verlassen, gibt es in Hanfthal ein sehr leckeres Mittagessen, erst danach kommt der "Berg", auf dessen Kuppe es nach nur 18km schon die nächste Getränkeverpflegung gibt und außerdem die Option, schon wieder was zu essen. Nicht für mich, ich bin noch pappsatt.
Zum Glück sind es jetzt nur noch 45km bis ins Ziel, die werden dank garstigen Gegenwindes länger als erwartet, aber die Supertruppe bügelt auch das weg und wir schlagen zeitig am Hotel ein und können noch den Zieleinlauf der Giro-Etappe verfolgen.
Abschlussessen gibt es dieses Mal auf dem Donauturm in einem Sinn verwirrenden Rotationsrestaurant mit toller Aussicht über Wien. Auch wenn mein Hintern es zu schätzen weiß, dass die Tour vorbei ist, fällt es mir schwer, die Supertruppe zu entlassen...

Freitag, 27. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 3, Janz schön schön

Heute mal Sonne, so viel, dass es um 5 Uhr morgens schon so hell im Zimmer ist, dass es fast unmöglich ist, auszuschlafen. Endlich in Kurz-Kurz rollen wir aus Königgrätz ins böhmische Becken. Die Supertruppe rollt, um 3 Köpfe erweitert, gewohnt flott dahin. Durch die Neuzugänge sind jetzt übrigens alle Damen in meiner Gruppe...
In der Mitte der heute mit 165km fast kurz zu nennenden Etappe erwarten uns unangemeldet einige nette Rampen, die zum Schluss die Höhenmeterbilanz von den angekündigten 600hm um 1000 erweitert. Macht nix, die Stimmung ist gut, auch wenn man Allen anmerkt, was wir in den zwei Tagen zuvor gemacht haben. Zwei Plattfüße bremsen unseren Vorwärtsdrang weniger als der nicht mehr ganz so günstig stehende Wind im echt hübschen Mähren, und nach einer nervigen Passage auf der stark befahrenen Landstraße nach Brünn gibt es noch ein innerstädtisches Kräftemessen am letzten Anstieg des Tages. Nach soviel Spaß machen wir noch ein Gruppenfoto vor dem Hotel, dann fängt einen die Routine ein, Räder wegsperren, Bier trinken, einchecken, duschen, ESSEN!, bloggen, Bier trinken...

Donnerstag, 26. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 2, Janz schön steil...

Heute verlassen wir Deutschland auf dem Weg nach Wien kaum 500m nach dem Hotel. In Polen empfangen meine Supertruppe und mich erst mal etwas schlechterer Asphalt, aber dafür leere Straßen, Fronleichnam ist hier ein hoher Feiertag, daher sind wirklich alle in der Kirche, auf dem Friedhof, in der Kneipe, aber nicht im Auto.
Nach gut 70km lustigem Wellenreiten, nur unterbrochen von sakralen Prozessionen, erreichen wir den Fuß des einzigen echten Berges dieser Reise, den Spindlerpass. Das dessen Nordseite steil wäre, wurde kommuniziert, aber die Realität ist härter als die Vorgeschichte. Anhalten bei 19% bedeutet schieben oder beim Versuch, das Pedal zu treffen, umzufallen. Da eins meiner Schäfchen fast im Stillstand zu Fall kommt, ereilt mich das Schiebeschicksal. Ein guter Guide bleibt beim letzten der Gruppe. Zwischendurch kann man mal wieder fahren, aber im zweiten Steilstück versagen die Kräfte der Schutzbefohlenen endgültig, so langsam wie schieben kann ich nicht fahren, also zeige ich mich solidarisch...
Oben angekommen ist es uns leider nicht vergönnt, die als Belohnung angekündigte Aussicht in die niederschlesische Tiefebene zu genießen, Nebel drängt den Hang hinauf. Dafür ist das Personal in der Mittagshütte wenigstens mit einer perfekten Mischung aus Faulheit und Inkompetenz ausgerüstet, bis was zu Beissen auf dem Tisch steht vergeht eine kleine Ewigkeit. Doof!
Aber die zweite Hälfte der Etappe - jetzt in Tschechien angelangt -  entwickelt sich dank aufreissendem Himmel = Sonne und - ich kann mich gar nicht genug freuen - der Supertruppe, zu einem echten Erlebnis. Die können geradeaus fahren, die können bergauf fahren, die können bergab fahren. Rad an Rad, als würden wir das schon seit Jahren zusammen machen. Kein Jammern, alle kommen klar, obwohl wir für eine "gemächliche" Gruppe flott unterwegs sind. Unfassbar!
Danke dafür!

Mittwoch, 25. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 1, oder Janz schön lang.

Warum man mit dem Fahrrad unbedingt von Berlin nach Wien fahren muss, ist im Prinzip egal, wenn der erste Schritt dahin 225km lang ist, macht man sich so früh im Jahr doch schon mal Gedanken. Gut geschlafen geht anders, angesichts der Strecke und meiner Premiere als Guide auf einer Quäldich.de - Reise herrscht schon eine gewisse Aufregung. Wie ist meine Gruppe drauf? Was verträgt mein Arsch? Hab ich mir das gut überlegt? Bin ich des Wahnsinns fette Beute?
Alles vergeblich, um halb sieben schalmeit das Handy, Frühstück, Aufbruch. Paul kam gestern schon aus Dortmund, mit kleinen Augen trudeln wir zum Tempelhofer Feld, wo die Sause losgeht. Im großen Pulk rollen wir pünktlich um neun los, den Tempelhofer Damm bei etwas Regen runter, nicht der schönste Weg, dafür flott aus der Stadt. Kurz hinter der Stadtgrenze trennen wir die Gruppen, meine Gemächlichen sind immerhin 13 Leute, mit der fettesten Frauenquote ever: 5 von 6 Teilnehmerinnen haben sich entschieden, unter meiner Obhut zu reisen. Auf dem Weg zum ersten Wasserstop lernt man sich kennen, sieht wie die Leute so fahren, und ich kann mein Glück kaum fassen, diese Truppe läuft derartig rund, sehr homogene Leistungsfähigkeit, und auch noch willens, die Originalvorgabe von 28km/h Reisegeschwindigkeit vorsätzlich zu ignorieren. Schon zur Mittagsverpflegung steht ein Schnitt über 28 an, zum Schluss soll das noch eine 29 werden. Toll!
Über die Strecke gibt es nicht allzu viel zu berichten, von Berlin nach Görlitz ist eher flach, gute 700hm sind durch ein paar kleine Wellen und etliche Autobahnbrücken zusammen gekommen. Ansonsten halt so Brandenburg, Alleen, Felder, Waldstücke in Wiederholungen... Jetzt muss ich ins Bett, völlig entspannt und mit großer Vorfreude auf einen weiteren Tag mit meiner Supertruppe!