Freitag, 9. September 2016

Dolomiten, jawollbuhu

Tja, jetzt ist schon wieder Schluß, buhu... Heute ist in der Sonne sitzen, lesen, und allgemeines Faulenzen das Programm. Zum Einen merke ich die vergangene Woche, speziell den gestrigen Tag, zum Anderen habe ich keine Idee mehr, was ich jetzt noch fahren soll, ohne mich total fertig zu machen.
Das ist wahrscheinlich eine sehr gute Entscheidung, wenn ich mir den Verkehr hier auf der Passstraße so ansehe. Wie schon gestern auf den beiden letzten Abfahrten ist ordentlich was los, und sowas kann man ja auch getrost mal an sich vorbeiziehen lassen.

Zum Ziel dieser Runde: Die Dolomiten sind definitiv ein Traum, die umwerfende Landschaft, die weitestgehend guten bis sehr guten Strassen, das Spektrum an möglichen Runden. Was hier nicht so richtig geht, ist rumlullern, weil selbst die dicken Strassen in den Tälern, die dann auch den starken Verkehr führen, alles andere als flach sind. Wenn man sich allerdings mal ordentlich eine aufs Dach geben will, die perfekte Destination, je weiter unten im Tal man wohnt, desto mehr. Oder wie ich oben auf einem der vielen Pässe...

Zur Unterkunft: Das Hotel Pinei kann ich uneingeschränkt empfehlen. Sehr gepflegt, sehr sauber, sehr aufmerksames, freundliches Personal, großartige Küche. Meine Anfrage nach Rennrad mit aufs Zimmer wurde binnen kürzester Zeit positiv beschieden.
Gestern Abend gab es dann noch Lagerfeuer mit Akkordeongedudel und Schnaps aufs Haus, findet man auch nicht überall...
http://www.panidersattel.com/de.html

Zu guter Letzt: Die allseits beliebte graphische Darstellung meiner völlig unabhängigen Bemühungen:


Donnerstag, 8. September 2016

Dolomiten, jawoll-oh-oh

Das Oh-oh ist das erste, was heute morgen durch meinen Kopf geistert, als der Wecker seine Arbeit aufnimmt. Angesichts des nahenden Endes dieser bislang traumhaften Woche habe ich mir nämlich noch ein echtes Brett gebastelt. Total unabhängig und so, versteht sich...
Ergebnis der Bastelstunde: Grödnerjoch, Passo Valparola, Pordoijoch, Sellajoch, Pain-Needer-Sattel.
Also ein Menu mit vier Gängen und Nachtisch... 

Die Anfahrt zum Grödnerjoch ist hinlänglich bekannt, der gestrige "Ruhetag" macht sich positiv bemerkbar, ohne Wiederworte gehen die Beine im Kreis, keine zwei Stunden dauert es vom Hotel zur ersten Bergprüfung des Tages. Auch die Abfahrt macht richtig Freude, ein weiteres Mal verschafft mir ein weit oben überholtes Wohnmobil freie Fahrt fast bis Corvara. Im Gegensatz zur klassischen Sellarunde lasse ich den Passo Campolongo rechts liegen, und biege links ab, Richtung St. Kassian.
Da beginnt die Rampe zum Passo Valparola, ein weiterer Neuzugang in meiner Pässesammlung. Die gestaltet sich problemlos, die Beine fühlen sich auch in diesem zweiten langen Pass gut an, mein Vorwärtsdrang wird nur von einer Filmcrew, die ziemlich weit oben einen Werbespot für einen bekannten deutschen Automobilhersteller dreht, gebremst. 5 Minuten warten, weil ein "Audi" da zwei Serpentinen rauf und runter donnert. Auch egal, nach Aufhebung der Sperre steht das Wunderauto unter einer Plane, die seltsamerweise ein Stern ziert, und nicht vier Ringe. Total Erlkönig... Ansonsten gibt es auch hier jede Menge Landschaft: 







Irgendwann bin ich dann tatsächlich am Pass, kurz vorher ist eine Jausenstation, die den Namen trägt, aber nicht die Passhöhe darstellt, ich dachte schon, hier hätte man am Schild gespart, ist aber nicht so...


Dann geht es runter nach Arabba, zurück auf bekannte Pfade, durch Livinallongo, vorbei an einem Hotel, wo ich vor Jahren mal im Skiurlaub war. Dann kommt noch ein wenig verdrängtes bergauf, was dann das erste Mal heute Aua im Bein macht. Sind aber nur 4km, dann sitze ich wieder im Cafe Erika, das bewährte Mahl auch Cola,Cola, Toast und Espresso spendet dringend notwendige Energie, zu diesem Zeitpunkt sind nicht ganz 2000hm erklettert, 1300 stehen noch aus.

Der Anstieg zu Pordoijoch dehnt sich ein wenig, ein weiteres Mal habe ich mich nicht um Zahlen gekümmert, aber das Wetter ist schön, die Strasse ziemlich leer, so cruise ich da hoch, die Vorfreude auf die Abfahrt entwickelt sich. Aber da hat irgendwer einen anderen Plan. Offensichtlich ist heute auf dem Pordoijoch das Weltjahrestreffen der unfähigen Autofahrer, der Stau geht wahrscheinlich runter bis Canazei. Na gut, werden die Felgen doch nochmal ordentlich warm, warum soll es denen besser gehen als mir?
Ab dem Abzweig zum Sellajoch ist wieder cruisen bergauf angesagt, aber auch da wird mir die Abfahrt von Unmengen an Autos verdorben, heute ist der Verkehr, den ich am Sonntag befürchtet hatte.
Über den Pain-Needer-Sattel sag ich jetzt nix mehr, nur soviel: Oben gibt es Bier!

Auch wenn durch die unerwartete Rushhour etwas getrübt, ein geiler, anstrengender Tag mit einem unbegründeten Oh-oh am Anfang!

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Mittwoch, 7. September 2016

Dolomiten, jawollhihi

Jetzt scheint es ernsthaft dämlich zu werden, aber "hihi" passt zur heutigen Streckenlänge.

Nach dem ich die letzten drei Tage ja nicht so ganz auf die leichte Schulter genommen hab, ist heute so eine Art Ruhetag. Will heißen, nicht so dolle, aktive Erholung und so. Total selbstbestimmt. Ach nein, der neue Garmin schlug gestern Abend 27 Stunden Erholungszeit vor. Und dicke Beine hab ich auch.

So schmiedet sich ein einfacher Plan: Raus aus dem Hotel, links, runter nach Kastelruth, durch den Ort, dann links, dem Abzweig Richtung Seiser Alm folgen bis Asphalt alle ist, und dann das Ganze zurück.

Genauso wird das dann auch gemacht, was soll ich jetzt rumlamentieren über doofe Jäger, die mich kurz nach der Hotelausfahrt hupend mit ihrem G-Mercedes überholen mussten, damit ich sie eine Kurve später zeternd auf die Sinnlosigkeit dieser Aktion hinweisen kann, über den strahlenden Sonnenschein, die dolomitenwiesensaftiggrünen Hänge, meine Schwierigkeiten, mich zu Beginn des Anstiegs zu zügeln, damit ich nicht den Plan mit der aktiven Erholung torpediere...

Schon unten am Abzweig zur Seiser Alm, die auch gerne und regelmäßig vom Giro d'Italia als Ziel mit Bergankunft angelaufen wird, steht ein unmissverständliches Schild, welches besagt, dass die Strasse von 9:00 - 17:00 nur für Berechtigte befahrbar sei. Zumindest ab St. Valentin, was so etwa auf halber Höhe liegt. Da steht dann auch noch so ein Schild und eine Hütte, in der man anscheinend die notwendige Berechtigung entweder nachweisen muss oder erwerben kann. Keine Ahnung, sonderlich weniger Verkehr ist nicht, aber so richtig schlimm ist der eh nicht.
Mit steter Zurückhaltung pedaliere ich den Berg hinauf, immer mit Blick auf Puls und Watt, alles immer schön im Rahmen und so bleibt auch Zeit für ein paar Bilder.




Irgendwann scheint es, als wäre ich oben, riesige Skistation, Busparkplätze, Menschengewühl. Viel teure Outdoorausrüstung für Bergwandern 2.0: Mit dem Bus oder der Seilbahn rauf, ein wenig umherschreiten, dann ne fette Schweinshaxe, und auf die selbe Methode wieder runter. Einige wenige echte Radfahrer sind auch da, aber wie überall hier zählt das Motto "Strom statt Kondition"... Die E-Bike-Dichte ist hier höher als in ganz Berlin!!!
Aus dem Augenwinkel sehe ich aber weiter oben am Hang noch Autos fahren, die machen keine Staubwolken, ergo ist da Asphalt. Schnell ist der Weg gefunden, und so kurbele ich weiter, jetzt im Slalom durch das Stöckchen schwingende Volk. Gelegentliche Mitleidsbekundungen perlen an mir ab, schließlich bin nicht ich mit der Seilbahn hierher gekommen.
Auf 2015m ist dann tatsächlich Schluß, Asphalt alle, Berg auch.


Dafür gibt es da ein Berghotel, mit Sonneterrasse, flotter Bedienung und dezenter Beschallung. Da trockne ich bei einer Cola ein wenig in der Sonne, während das italienische Militär für Entertainment sorgt, indem man Menschen aus funktionierenden Flugzeugen wirft.


Dann heisst es, den Rückweg anzutreten, die Abfahrt ist ziemlich grandios, weil überall, wo der Giro hinkommt, gibt es erstmal frischen Strassenbelag. Hier ist er zwar nicht durchgehend vom Frühjahr, aber insgesamt schon super.

Jetzt fehlt nur noch der Schlussakkord, gute 400hm trennen mich vom Painider Sattel, aber mit der selben ruhigen Fahrweise wie schon zuvor zur Seiser Alm stellt das kein Problem dar, Nur die 16%-Rampe am Ortsausgang von Kastelruth zwicken etwas im Bein...

Nach 37,3km (hihi) und 1349hm bin ich pünktlich zur Mittagsjause aktiv erholt zurück.

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Dienstag, 6. September 2016

Dolomiten, jawolljuhu!

Das musste ja so kommen. Aber heute war tatsächlich ein wenig "Juhu" dabei, deshalb ist das schon O.K.. Juhu wegen erneut stabiler Schönwetterlage, Juhu wegen toller Strecke, und überhaupt...

Der Beginn der heutigen Runde gleicht dem der gestrigen bis zum Abzweig zum Nigerpass, wobei man da die Autobahn schon wieder deutlich erkennen kann, eher in H0 als N.


Dann beginnt ein ebenso erfreulich verkehrsarmer wie gut asphaltierter Anstieg mit moderaten Steigungen, die Beine gehen willig im Kreis. Allerdings bin ich beim Routen planen immer viel,viel abenteuerlustiger als in echt, daher ignoriere ich das Streckenabweichungssignal der neuen Garminette erstmal, weil ich denke:"Ist doch toll die Straße, wer weiß, was ich da für ein Mist zusammengeklickt hab..." 200m weiter trifft mich die Reue mit voller Wucht, ich verbrenne selbstbestimmt und freiwillig 15hm um dann ein "Strecke gefunden" zu sehen. Sehr schön. Fängt auch gut an, eigentlich wie die grade verlassene große Straße, nur halb so breit. Nach ein paar Kurven erkennt man den Abkürzungsgedanken an der asphaltsparenden Bauweise, 16% stehen als Maximum an, leises Ächzen von Antriebsstrang und Pilot stören die Stille der Bergwelt. Und die ist hier wieder richtig schön. Ob es eigentlich einen eigenen Farbton für die Weideflächen hier gibt? Dolomitenwiesensaftiggrün?


Auf dem weiteren Weg nach oben wird es dann waldig, so fehlt die schöne Aussicht, und man leidet so ein bißchen vor sich hin. Und plötzlich steht man am Pass. Cool!
Nur ist man am Nigerpass (1690m) noch nicht oben. Dankenswerter Weise geht es aber flächlich weiter, die Steigung ist sanft, die schönen Aussichten sind wieder da, und irgendwann steht man am nächsten Pass. Den Karerpass (1752m) ergaunert man sich so auf die Einfache.
Sollte ich irgendwem, irgendwann, warum auch immer, einen Rosengarten versprochen haben: Hier isser! Schick, was?


Dann geht es bergab, als nächster Eckpunkt im Track habe ich Canazei im Kopf, allerdings fällt mir 10km vorher auf, das ich a: Hunger habe, b: es von Pozzo di Fassa ja schon wieder bergauf geht, c: Meine Fahrt, ich mache, wie ich will!
Also flugs eingekehrt, das leicht schwitzig müfflende Oberkleid in die Sonne gehängt, zwei große Cola, einen ziemlich riesigen Toast und einen Espresso später gibt es noch frisches Wasser in die Flaschen und weiter gehts in den nächsten Anstieg. Der fängt ganz harmlos und flach an, aber nach zwei Ecken stellt sich Norddeutschland-Feeling ein: Was an Steigungsprozenten fehlt wird mit Beaufort von vorne überkompensiert. Das lässt sich auf einem richtig guten Radweg halbwegs ertragen, die Straße ist stark befahren, wie fast alle, die hier unten in den Tälern verlaufen.

Dann kommt endlich Canazei, und damit der ersehnte Abzweig zum zweiten Buckel des Tages, das Sellajoch, bekannt von vorgestern und aus dieser Richtung vor 5 Jahren schon mal gefahren. Allerdings nicht von ganz unten, auf der Sellarunde spart man sich den Stich runter nach Canazei.

Meine oben schon erwähnte Abenteuerlust am heimischen Computer lenkt mich wieder auf so ein kleines, sacksteiles Sträßchen, das führt mich erst zu einem Brunnen, Nachfüllzeit! (Ich bin hier grade am saufen wie ne Kuh...) Dann geht es nach wenigen Metern nicht mehr weiter, zumindest nicht mit dem Rennrad, tiefer Schotter verhindert wiederholtes Geächze. Also doch voll Mainstream die normale Route. Und siehe da: Irgendwo im Gegenwind haben meine Beine überlegt, das es doch zu aller Vorteil wäre, wenn man sich ohne zu murren bewegt. Hat mir da etwa einer EPO in den Toast gemischt? Nein, das ist schon fast normal bei mir, am Nachmittag des dritten Tages in den Bergen fängt es an rund zu laufen. Juhu! Gefühlt ratzfatz, zwischendurch noch ein paar andere Rennradler verbürstet, bin ich oben auf dem Sellajoch. Hier bläst ein eisiger Wind, schnell die Armlinge und die Windjacke an, und dann nichts wie abwärts in die Wärme.

Wieder fallen mir Kleinwagen, Busse, Wohnmobile und mutlose Motorradler zu Opfer, mir ist richtig kalt, da kann das dann auch mal schnell gehen. Obwohl die Abfahrt nicht wirklich kurz ist, kommt der Abzweig zum Hotel und damit der Schlußanstieg zum Painider Sattel, wie ich ihn jetzt liebevoll nenne, fast zu schnell. Aber auch der geht noch ganz gut. Juhu!

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Montag, 5. September 2016

Dolomiten, jawolljaha!

Langsam werden die Posttitel albern, aber ich stehe unter einem fast schon manischen Zwang, sowas durchzuziehen! Mal sehen, wie sich das noch entwickelt... :-)

Egal, hier die Neuigkeiten vom Tage:
Nach zweimaliger Befahrung ostwärts schien mir heute der richtige Zeitpunkt gekommen, um mal links Richtung Kastelruth, der Heimat der gleichnamigen Spatzen, abzubiegen.
Die Abfahrt da runter ist ungleich flowiger als das Schwestermodell Richtung St. Ulrich, der Heimat von Isolde Kostner, Luis Trenker und Giorgio Moroder.

Der Blick richtet sich westwärts, die erste Aussicht vermittelt einen täuschenden Eindruck. Es sieht von oben aus wie sanft welliges Geläuf, eher wie Kackwellenland, nur, die Sicht auf den schroffen Abbruch hinunter ins Eisacktal und zur Brennerautobahn bleibt einem (noch) verwehrt.


Immer weiter führt die Straße zu Tal, irgendwann wird das fast langweilig, schließlich musste die Kurbel bis jetzt nur ein paar mal rum, um den Hotelparkplatz zu verlassen. Irgendwann ist man dann endlich unten, ein durchaus benutzungswürdiger Radweg bringt mich parallel zur Autobahn bis nach Bozen. Hier ist es warm! Oben auf dem Berg ging gestern Abend nämlich doch noch das versprochene Gewitter mit Pomp, Glanz und Gloria nieder und brachte ziemlich kühle Luft mit, die morgens noch immer dafür sorgt, das ich mit Knielingen, Armlingen und Windweste starte.

In Bozen ist aber natürlich keine selbstverwaltete, eigenverantwortliche Pause, wozu auch, vom bergab rollen kriegt man keinen Hunger. Der Track geht rechts den Berg rauf (endlich!), Richtung Ritten. Ein hübscher Korkenzieher, der seltsamerweise von ziemlich vielen fetten Trucks benutzt wird, obwohl es im Tal eine eher flache Landstrasse parallel zur Autobahn gibt.
Macht nix, es rollt gut, die Steigungen sind moderat, die Aussicht auf die andere Seite des Tals ist ziemlich schön, wenn auch bei Weitem nicht so beeindruckend wie die Gebirgsstöcke der zentralen Dolomiten.



Obwohl die Strasse bergauf ja ziemlich geräumig ist, geht das Gefällstück meines Tracks andere Wege. Sehr schmal, sehr steil, sehr anspruchsvoll. Sollte ich das nochmal fahren, dann andersrum, soviel ist gewiss. denn auch der folgende Aufstieg zurück auf meinen Heimgipfel hat es wahrlich in sich. die ersten 1000hm am Ritten waren schon anstrengend genug, unten im Tal habe ich es schlicht versust, an einem Cafe anzuhalten, aber das Stück war auch echt kurz. Also mit leerem Bauch und dicken Beenen rin in die Rampe, zwischendurch irgendwo Wasser schnorren, diverse Tunnel und immer 11-13%...Puh. In Kastelruth mache ich, obwohl es nur noch 7km und 400hm bis nach Hause sind, die total selbstbestimmte Pause. Der Rest ist einfach, zum Schluß rolle ich wieder auf die Hotelterrasse, wo meinem Wunsch nach Hefe prompt Rechnung getragen wird.
Ein harter, aber trotzdem schöner Tag.

Track: https://www.strava.com/activities/701312201

Sonntag, 4. September 2016

Dolomiten, jawollja!

Um sieben schalmeit das Telefon mir nachdrücklich und unmissverständlich "Babra Streisand" von Duck Sauce ins Ohr. Ich muss verrückt geworden sein, im Urlaub! Aber das ist Teil der gestern gelobten Unabhängigkeiten. Außerdem will ich um 9:00 auf dem Rad sitzen.
Also ab zum Frühstück, alles sehr lecker, frisch gebrutzeltes Rührei, sehr gut. Auch das Abendessen gestern war schon großartig, dafür lohnt der tägliche Schlussanstieg.

Der Plan für heute beinhaltet eine kleine Wettersorge, zum Nachmittag hin sind kräftige Gewitter avisiert, also sollte man rechtzeitig vom Berg runter sein. Daher entschließe ich mich zu einer sehr schönen Pflichtübung, wenn man in dieser Ecke weilt: Die Sellarunde.
Mit Ski und Snowboard schon gefühlte hundert Mal umrundet, rechts- wie linksrum, ist dieses Kleinod erst einmal unter die Räder eines von mir pilotierten Rennrades geraten, das war 2011 nach der Südalpenrunde in Begleitung von Nina, und zwar im Uhrzeigersinn, demzufolge fehlt die Gegenrichtung noch im Palmares.

Tal und Berggipfel zeigen sich morgens noch diesig verhangen, kommt die Sonne doch mal durch, ist es gleich mollig, direkt nach der Startabfahrt verschwinden Windweste und Armlinge wieder im Rucksack bei den Regenplünnen, die ich heute umsonst durch die Gegend schleppe. Besser so als andersrum...
Dann beginnt aber absolut sofort der eigentliche Spaß. Bis auf eine winzige Senke in St. Christina schraubt sich die Straße kontinuierlich himmelwärts, vom Abzweig an der Hauptstraße auf ca. 1200hm bis auf das Sellajoch, schon stolze 2244m hoch. Schon mal nicht so übel, 1200hm am Stück, hat man nicht sooo oft...
Die Abfahrt Richtung Canazei geht eigentlich weiter bergab, aber ich will ja nicht nach Canazei, sondern über das Pordoijoch (2239m) nach Arabba, das ist nicht sehr lang, der Asphalt recht frisch, und auch meine ursprüngliche Befürchtung, im Abgasstrom von Milliarden Motorrädern, Sportwagen, Wohnmobilen, etc. zu verenden, bewahrheitet sich im Gegensatz zu vor 5 Jahren nicht.
Die sind zwar alle da, aber irgendwie minder nervig, bis auf zwei Harletten-Treiber, die zusätzlich zum brachialen Krawall ihrer definitiv nicht zulassungsfähigen Hurratüten die Umwelt auch noch mit ihrem eher gewöhnungsbedürftigen Musikgeschmack (wer hatte sich heute morgen nochmal mit Duck Sauce wecken lassen... :-) ) aus der Borddisco beglücken müssen.
Ach ja: Der neue, wahre Feind auf der schmalen Passstraße ist das vom Italiener gefahrene SUV!

Vom Pordoi runter gelangt der geneigte Velozipedist wie gewünscht nach Arabba, nicht, ohne in der Abfahrt, die durch 33 Kehren zu erfreuen versteht, einigen italienischen Kleinwagenpiloten die Schamesröte ins Gesicht zu zaubern. Aussen rum überholen ist aber auch echt gemein... Und wenn man schon Spaß mit den Motorisierten hat, kann man gleich auch noch ein paar Moppedfahrern ihre Defizite aufweisen, indem man sie stumpf an dem ersten besten Wohnmobil abstreift und so einen unbelästigten Weg zu Tal für sich klärt.

In Arabba ist dann die absolut willkürlich, freiwillig und unabhängig gewählte Pause in einem von der letzten Befahrung schon bekannten Cafe. Käse/Schinken/Tomaten-Sandwich und Cola spenden in Kooperation mit einem Espresso die Energie um die nächste "Welle" zu meistern, der Zwerg unter den heutigen Pässen, der Passo di Campolongo mit 1875m geht unauffällig, die folgende Sause runter nach Corvara ähnelt der davor in fast allen Punkten, nur das Wohnmobil fehlt...

Die fast finale Schinderei fordert dann langsam Charakterstärke, ich merke die gestern schon erwähnte Faulheit, garstiger Gegenwind macht es nicht leichter. Hintenraus wird das Grödnerjoch zudem eher steiler, aber bei 2121m ist zum Glück Schluß. Schnell noch das Passschild-Selfie, nachdem ich eine Horde italienischer Motorradfahrer aus ihrer Wie-kommen-wir-alle-auf-das-Bild-Not rette, dann Armlinge und Windweste wieder an und die lange Abfahrt bis zum selbstgewählten Spezial-Quäl-Faktor beginnt.Im Gegensatz zu gestern gibt es heute keine Experimentalsegmente durch pittoreske Dorfkerne, heute brauch ich jedes verbliebene Korn für den Panider Sattel.

Der zeigt sich dann erwartungsgemäß biestig, aber nach etwas über 5,5 Stunden, 87km und 2654hm sitze ich platt, aber zufrieden mit einem Hefe auf der Hotelterrasse, und freue mich über das Gewitter, das offensichtlich woanders stattfindet....

Und weil das hier sooo schön ist, ein paar Eindrücke:








Track: https://www.strava.com/activities/700252098

Samstag, 3. September 2016

Dolomiten, jawoll!

Irgendwie geht es dieses Jahr bei mir ganz schön italophil zu... Sizilien im April, Garmisch - Florenz, und jetzt mutterseelenallein in die Dolomiten.
Warum allein? Weil ich es kann, meine Herzdame keinen Urlaub mehr über hat, und vor allem: Weil ich da grad richtig Bock drauf hab!
Das schöne an solchen Alleingängen ist natürlich die Unabhängigkeit, die man da genießt. Versteht mich nicht falsch, ich mag Gruppenfahrten, die beiden Touren als Guide für Quäldich.de waren einfach galaktisch!
Aber mal ohne Herde ist halt auch schön. Man kann so fahren, wie einem grade ist, macht Pause wann und wo man will, muss nicht auf zugigen Passhöhen frierend warten... Das dann noch garniert mit der schier unglaublichen Kulisse des Sellastocks, der Drei Zinnen, des Langkofels, und wie sie alle heißen - guter Plan!
Zur Strafe für mein dekadentes Dasein logiere ich auf dem Scheitel des Panider Sattels auf etwas mehr als 1400m. Rechtsrum wie linksrum geht es erstmal bergab, so das JEDER Tag mit einem knackigen Schlußanstieg von mindestens 250hm endet.
Die Variante von St. Ulrich ist schon erprobt, da drängeln sich die Höhenmeter auf einem hübschen Sträßchen von grade mal 4,5km Länge, 13% stehen öfter mal auf dem Display meines neuesten Gadgets, ein Garmin Edge 820.
Trotz eher schlechter Vorbedingungen, wie etwa um 3:00 aufstehen, sich dann 10 Stunden den Hintern im Auto plattsitzen, einen üblen Stau von Innsbruck bis Sterzing umschiffen und im Vorfeld eher faul gewesen sein, läuft das aber ganz gut.
Diese Schnupperrunde dauert etwa so lange wie mein durchschnittlicher Lunchride, ist aber nur 2/3 so lang und hat dreimal soviel Höhenmeter...
Morgen dann größere Taten!

Track: https://www.strava.com/activities/699095589

Montag, 4. Juli 2016

Garmisch - Florenz, Tag 9: Doppelpass

Nach der Tour ist vor der Tour oder so. Und weil die letzte Woche so großartig war, bin ich heute noch zweimal Garmisch - Florenz, bzw. umgekehrt gefahren. Mit Autos. Erst mit Chefmechanikus Sergej im Ford Transit hin, direkt im Anschluss mit dem als Berlin-Berg-Express bewährten Opel zurück. Den brauchen Nina und ich noch für die Folgewoche ohne Quäl, aber viel dich... ☺
Etwas bescheuert, aber was solls...
Was auffällt: Mir fehlt irgendwie die Truppe, mein Körper ist verwundert, das er heute nur sitzen, aber nicht schwitzen muss, und das es weder Nudeln noch Bananen gibt, kann ich gut verschmerzen...

Samstag, 2. Juli 2016

Garmisch - Florenz, Tag 8: Vier Zacken zu Leonardo

Als "Tour d'Honneur" bezeichnet man üblicherweise die letzte Etappe einer großen Rundfahrt wie der Tour de France oder des Giro d'Italia. Da wird dann für die Kameras ganz friedlich mit Sektgläsern in der Hand bis kurz vor das Ziel gefahren, der Führende des Gesamtklassements wird nicht mehr attackiert, die Sprinter dürfen zum Schluß noch mal alles zeigen, was sie noch haben.
Bei Quäldich.de heißt "Tour d'Honneur", es gibt nochmal ordentlich Kilometer (147) und noch ein paar Höhenmeter (1825 oder so), das Ganze verteilt auf vier freundliche Anstiege, die mit gelegentlichen 11%-Stücken an die Taten der vergangenen Woche erinnern. Aber auch fünf Abfahrten stehen auf dem Plan, da Sestola immerhin 900m höher als das Ziel liegt, geht die Etappe tendenziell bergab. Auch die Mittagspause findet heute untypisch auf einer Art Spielplatz in der Auffahrt zum dritten Zacken, ca. 200m unterhalb des Passes statt. Statt der üblichen Nudeln gibt es Panini, was sich als gute Wahl herausstellt, so gut bin ich angesichts der üblichen Fressorgien die ganze Woche nicht wieder aufs Rad gekommen. Echtes Kaiserwetter verwöhnt unsere ermatteten Körper und Geister, nur auf der finalen Abfahrt vom vierten Berg, oder Hügel, der uns bis vor die Tore von Florenz rollen lässt, kühlt ein garstiger Gegenwind die überhitzen Gestalten im buntem Lycra.
Dank frühem Start und beherzter Fahrweise sind wir früh durch das Verkehrschaos von Leonardo da Vincis Heimat, und können vor dem Abschlussessen noch ein wenig durch die Stadt schlendern, ein Eis essen, uns freuen, das Popo, Hände, Beine, etc. morgen nicht wieder auf das Rad müssen. diese Tour war wirklich hart, hat viel verlangt und viel gegeben.
Die Wetterkapriolen der ersten Tage schweißen die Gruppen zusammen, das gemeinsame gekocht werden auf der Poebene ist besser als jedes Teambuildingseminar der Welt. Auch, wenn sich die meisten der Teilnehmer und der Mannschaft nur bei Veranstaltungen dieser Art treffen, ist es doch ein fast schon familiäres Klima, das hier herrscht.
Ein Grund mehr, wieder zu kommen, ein guter Grund, froh und stolz zu sein, wenn man so eine Fahrt als Guide ohne größere Probleme zu Ende bringt. Müde drei Plattfüße, alle bei uns Guides, eine abgefallene Kurbel, deren Reparatur schneller ging als ein Platter, keine Stürze, kein Zank mit anderen Verkehrsteilnehmern, das ist schon eine gute Bilanz.
Ich freu mich auf die nächste Tour (als Guide definitiv Wien - Berlin im Mai 2017) und jetzt erstmal auf eine Woche "echten" Urlaub in Bella Italia.
Und zu guter Letzt: The Wheel!


Freitag, 1. Juli 2016

Garmisch - Florenz, Tag 7: Die geheime Königsetappe ,

Tja, schon fast wieder um... Daher sind angekündigte 3005hm, von denen zum Schluss nur ca. 100 fehlen, verteilt auf 140km, nichtsdestotrotz die größte Höhenmetersammlung der Fahrt. Da schon sechs heftige Tage hinter uns liegen, ist es kein Wunder, dass es heute wieder reichlich Erschöpfte gibt, die Teilstücke der knackigen vorletzten Etappe im Besenwagen verbringen. Die ersten 30km geht es flach am Meer entlang, der frühe Start um 8:00 fädelt uns zielsicher in den Berufsverkehr, die Gruppe ist aber groß genug um einen dicken Hintern zu machen (um genau zu sein: Mein dicker Hintern). So kommt man flüssig zum Einstieg in den ersten Pass des Tages und in die apuanischen Alpen (hatte ich vorher auch noch nie gehört), der Passo del Vestito, dessen gut 1200hm an den Marmorsteinbrüchen von Carrara enden, und bei noch moderaten Temperaturen noch locker aus der Hüfte weggekurbelt werden.
Nach dem Mittagessen ist es dann rischtisch heiß, 36°C und mehr zeigt das Thermometer, passend dazu gilt es, den Passo delle Radici zu erklimmen. 1530m hoch, weitere 1200hm zu überwinden, 30km lang. Kein echtes Problem, nur die Kombination macht es echt hart.
In der Abfahrt stürzt einer der Recken aus Gruppe 1, Schlüsselbein durch, Rippenbrüche, Lunge punktiert. Großer Mist, so kommt bei uns auch Vorsicht vor Vergnügen, die Jungs aus der 1 wissen nämlich, wie man Berge runter fährt, wenn bei denen sowas passiert, ist Leichtsinn nicht der Grund. Gute Besserung!
Zum Finale gibt es dann noch mal 13km bergauf inklusive Bergankunft in Sestola, stolzer Etappenort des diesjährigen Giro d'Italia. Die Fütterung des Raupengeschwaders ist in einem Speisesaal XXL, wo wir vom Bürgermeister begrüßt werden, der uns künftige Besuche in seiner ganz hübschen Stadt schmackhaft machen will. Schon doof, so ein Skiort ohne Schnee...
Dafür ist das Essen mal wieder gut und viel, serviert von herrlich ruppigen Kellnern.
Abschließend noch ein Spaziergang durch den Ort, ein Kinderballett auf dem Marktplatz sorgt für Lokalkolorit, dann gibt es noch ein Eis.
Wieder müde, wieder zufrieden, morgen müssen die geschundenen Knochen nur noch nach Florenz. Ich freu mich auf die Party! Gute Nacht!

Donnerstag, 30. Juni 2016

Garmisch - Florenz, Tag 6: Zum Meer!

Heute steht wieder ein echtes Brett auf dem Programm, nach dem rumgeeier gestern kann man das ja mal machen😉. Eigentlich geht es sofort vom Hotel in den Berg, wenn auch nur, um die Mannschaften am anderen Hotel zu versammeln. Die 32hm sind gratis und daher gern genommen. Die Etappe selbst ist aber auch nicht viel besser, in Kurzform: Kackwelle, gemein. Kackwelle, gemäßigt, in angenehmer Gesellschaft drüber gelabert. Flachstück, es wird langsam warm. Hauptanstieg, gute 800hm, schon nicht völlig unanstrengend. Abfahrt zur Mittagspause, geil! Danach mehr Abfahrt, immer noch geil. Kleine Kackwellen, harmlos. Große Kackwelle, respektive noch ein Anstieg, ca. 350hm, der Tag war schon lang, aber es läuft noch gut. Eine letzte Kackwelle, schon fast egal. Hotel erreicht, Bier 🍻!
160km, 2877hm, man merkt der Truppe an, und ich mir selbst auch, dass sich die Tour dem Ende zuneigt, erste Verschleißerscheinungen werden sichtbar. Gut die Hälfte ist heute morgen freiwillig mit der nächst langsameren Gruppe gestartet, von der verbliebenen Mannschaft steigen etliche unterwegs in den Besenwagen. Trotzdem ist die Stimmung gut, die Etappe bietet einiges für das Auge, beim Ausblick vom letzten Anstieg auf das Mittelmeer hört man glückliches Jauchzen. Leider verlassen wir morgen die Küste schon wieder, Florenz liegt schließlich im Landesinneren. Allerdings sind es bis dahin noch zwei Tage, und morgen wird es noch einmal richtig dolle...
Jetzt bin ich müde, gute Nacht!

Mittwoch, 29. Juni 2016

Garmisch - Florenz, Tag 5: Grillen auf der Rüttelplatte

Bergfest! Im wahrsten Sinne des Wortes... Die Hälfte der Tour ist um! Und daher war heute mal was Flaches angesagt. Damit das nicht so langweilig wird, fängt der Spaß mit der Vernichtung von Höhenmetern an,  rasant verlieren wir vom Hotel in San Zeno zum Gardasee über 500 davon. Ein bisschen um den See, dann rollt es wellig weiter südwärts, ab Kilometer 60 sind wir in der Poebene angekommen, da ist es wie Brandenburg, nur wärmer und mit ganz schön schlechten Straßen, so rumpeln wir dahin, wann immer es aussieht, als hätte der Asphaltgott Gnade mit den mittlerweile schon gut malträtierten Popos des trotz allem gut gelaunten Trosses , biegen wir sofort wieder in die nächste Rüttelpiste ab. So ein bisschen Paris - Roubaix für Weicheier.
Wiedergutmachung wird bei der Mittagspause geleistet, auf der Isola Dovarese werden hausgemachte Nudeln und lecker Nachtisch und Espresso gereicht. Inzwischen ist das Thermometer über die 30°C - Schwelle gestolpert, in den Trinkflaschen schwappt nur noch Tee in Varianten, einige Teilnehmer, die letztes Jahr bei der Deutschlandrundfahrt dabei waren, quittieren das mit Gleichmut, da war es noch erheblich wärmer. 25km weiter ist schon die nächste Getränkeverpflegung, einigen ist warm genug, um in den Po zu springen - das hört sich jetzt irgendwie seltsam an... 😂 Jetzt fehlen nur noch 50km bis ins Ziel, die werden hinten raus noch mit zwei Kackwellen garniert.
172km mit müden 900hm enden in Salsomaggiore Terme, dessen glanzvollen Zeiten auch schon wieder ein paar Jahre her zu sein scheinen.
Morgen gibt es dann wieder Berge. Und Hitze. Und schlechte Straßen.
Ich freu mich drauf!

Dienstag, 28. Juni 2016

Garmisch - Florenz, Tag 4: Monte Baldo

Heute geht es nach einer unruhigen Nacht wegen Zimmer mit Straßenaussicht weiter Richtung Süden, heraus aus Trento, das Etschtal runter. Winkelige Radwege führen uns in langer Reihe durch Weinfelder, 50km ganz hinten an der heute noch größeren Gruppe sorgen für ein fettes Jojo, an der ersten Getränkestation bin ich eigentlich schon völlig im Eimer. Hilft aber nix, die eigentliche Aufgabe steht zu diesem Zeitpunkt direkt vor meiner Nase. Der Monte Baldo stellt gute 1500hm in den Weg, die ersten 800 davon sind ziemlich steil, danach wird es etwas flacher, plötzlich geht die Kurbel willig im Kreis. Die schöne Aussicht lenkt von auftretenden Steigungsspitzen ab, die tolle Straße macht wirklich Spaß, Kehrengruppen sind halt meins. Irgendwann bin ich oben, die Truppe gönnt mir nicht allzu viel Pause, dann folgt eine Miniabfahrt zu einem Aussichtspunkt von dem man einen tollen Blick auf das Nordende des Gardasees und Limone hat. Danach folgt ein welliges Stück mit einer Kackwelle, bevor die Abfahrt zur Mittagsschlemmerei beginnt. Die ist nicht lang, wird aber nach Lasagne, Lasagne und Espresso fortgesetzt. Sehr spaßig, schön schnell und befördert uns zum finalen Schweißausbruch mit 400hm bevor wir nach 119km und 2650hm das Hotel oberhalb des Gardasees erreichen. Hatte ich schon vom Kaiserwetter, dass uns auch die nächsten Tage erhalten bleiben soll, berichtet? Nicht? Ist aber so😊✌

Montag, 27. Juni 2016

Garmisch-Florenz, Tag 3: Zackig mal eben nach Trento

So könnte man die heutige Etappe nennen, wenn man denn den kurzen Weg zwischen der Hauptstadt Südtirols, und der Hauptstadt des Trentino, Trento, genommen hätte, 60km tendenziell bergab auf einer fetten Staatsstraße. Aber das wäre nicht die richtige Methode, an diesem total ungewohnt sonnigen Tag, diese schöne Gegend zu erradeln. Also lässt man das mit dem zackig, außer man meint damit die zwei Zacken, die die heutige Etappe zieren.

Los gehts durch Bozen auf winkeligen Straßen und Radwegen, wo uns eine lose Kurbel einige Minuten aufhält, bevor es nach nur 5km in den ersten Anstieg geht. Der hält freundliche 1000hm bereit, glänzt mit Maximalsteigungen von 12%, endet in einem Kaff namens Obergummer auf 1380m und tut erstmal schon schön weh im Bein. Dafür ist Verkehr auf dieser Straße echte Mangelware. Die folgende Abfahrt beschert mir den zweiten Plattfuß in 3 Tagen, hinter den langsamsten Teilnehmern bergab fahren erwärmt die Felge über Gebühr, dann ist halt auch mal die Luft raus. Flott geflickt, geht es runter zur ersten Getränkeverpflegung, dann steht der nächste 1000hm-Zacken vor der Nase, hinauf zum Passo de Lavaze´, nicht verwandt oder verschwägert mit einem ähnlich klingenden Kaffeeröster. Bei 1810m ist der Gipfel erreicht, das zwischengelagerte Steilstück mit abermals zweistelligen Steigungen kostet mich heute echte Mühe, aber die Belohnung lauert natürlich auf der Südseite mit taufrischem Asphalt und flowigen Kurven. Das verleitet zu unvernünftiger Raserei, fast 85km/h stehen als Maximum im Display. Kurze Zeit später ist schon Mittag, wieder flott, viel und lecker.


Der Rest der zum Schluß 114km langen Stecke mit gesamt 2600hm ist kackwellig mit Gegenwind, aber die Truppe läuft gut, einige wollen pünktlich zum Fussi im Quartier sein. So machen wir einen schönen Zug auf und schaffen das gesetzte Ziel, und erreichen Trento bei strahlendem Sonneschein kurz nach 17:00 Uhr.

Sonntag, 26. Juni 2016

Garmisch-Florenz, Tag 2: Jetzt aber wirklich...

...nach Italien. Das steht so auf dem Plan, dann machen wir das auch. Freilich nicht, ohne das einige wenige Höhenmeter im Weg sind.

Aus Arzl starten wir nicht über die verkehrsreiche Bundesstraße von Imst Richtung Ötztal, sondern wählen den Weg über die Sautenser Höhe, der dann irgendwo auch schon den maximalen Steigungswert für heute beinhaltet, schlappe 17%, da will das Frühstück gleich wieder in den Graben. Aber der Umweg ist auch ohne erwärmenden Anlauf zu schaffen, auch wenn das schon ein, zwei Körner kostet. Unten rum wäre auch daher schlecht, weil in Imst heute die Tour Transalp startet, was wir an etliche Kanonenschüssen, mit denen die Felder losgeschickt werden, gut hören können. Das hätte sicher für Verwirrung und/oder Missverständnisse gesorgt.

Nach der kleinen Anfangsquälerei rollen wir ins Ötztal, über Au und Sölden schrauben wir uns gemächlich der Cima Coppi dieser Reise entgegen, dem Timmelsjoch, bekannt als Pass Nr. 4 beim Ötztaler Radmarathon, auf italienisch Passo del Rombo, denn oben auf dem Grat verläuft die Grenze.
Hinter Sölden ist schnell Schluß mit dem gemächlichen Schrauben, dort beginnt der eigentliche Hauptanstieg, der durch einige Zwischenabfahrten zerrissen wird. Mit wachsender Höhe wird es immer kälter, auch wenn Petrus uns heute nur mit wolkenverhangenem Himmel beglückt. Bis jetzt. Rechts und links in den Seitentälern hängen dicke dräuende Wolken, hin und wieder donnert es, so hat das gestern auch angefangen. 4km vor dem Pass ist mir dann endlich so kalt (4°C), dass ich dann doch die Armlinge, Knieling und die als Windstopper dienende Regenjacke anziehe. Ab da ist es mollig, und weiter geht die mittlerweile schon recht mühsame Kurbelei, dieses letzte Ende hat durchgehend um die 10% und endet bei 2509 m. Also einer von den wirklich Großen, und mit Härte nicht sparsam.

Oben ziehe ich noch meine Regenhose über, auch als Windschutz, und stürze mich in die Abfahrt, die nach einem feuchten Gruß von Petrus' italienischem Kollegen grade erst wieder aufgetrocknet ist. 700m und 11km weiter unten ist die heutige Mittagshütte in Schönau, wo es in rasantem Tempo einen gewaltigen Teller Spaghetti Bolognese gibt, vorher Salat, danach Dessert und Espresso. Man ist in Italien!

Während wir da so sitzen macht Italo-Petrus dann doch noch ernst, und kippt einen ordentlichen Eimer aus. Wenigstens ohne Eisklumpen. Die Fortsetzung der Abfahrt ist dann halt klatschnass, was zwar die Felge kühlt, aber dafür Bremsbeläge frisst. Nach etlichen Tunneln und Nebelbänken erreichen wir zügig die zweite Getränkeverpflegung, genau pünktlich rollen wir unter das Vordach eines Supermarktes, als ein weiteres fettes Gewitter niedergeht. Nach Banane, neuem Wasser und kurzem Service an meiner hinteren Bremse ist der Guss vorbei und es geht wieder auf die Strasse. Mittlerweile ist es so warm, wie man es von Italien im Sommer erwartet, langsam fangen wir an zu dampfen in unseren Regenplünnen, aber ausziehen will das jetzt niemand mehr, darunter ist Feuchtbiotop, das, an die Luft gelassen, im besten Fall für Erkältung sorgen würde und sicherlich auch nicht gut riecht. Zwischendurch prasselt es auch noch ein, zwei mal, z.B. am Ortseingang von Meran. Danach rollen wir auf einem schmalen Strässchen durch gewaltige Apfelplantagen nach Bozen, wo wir nach 156km und 2600hm hungrig, durstig, feucht aber glücklich am Zielhotel anschlagen.

Toller Tag, sehr anstrengend, aber schön...

Samstag, 25. Juni 2016

Garmisch-Florenz, Tag 1: Wir ziehen gen Italien...

...aber nicht, ohne in Österreich einen Zwischenstop einzulegen. 

Von Anfang: Die Anreise nach Grainau, ins Hotel am Badersee, war für Freitag tagsüber vergleichsweise entspannt, dank einiger Stauumfahrungsempfehlungen haben wir sogar noch ein paar hübsche Flecken gesehen, die uns ansonsten wohl entgangen wären.

Vor Ort holen eine schnell die Routinen ein, tausend Leute begrüßen, ins Hotel einchecken, Fahrräder verstauen, Kurzbesprechung mit dem Team, auch bei dieser Veranstaltung bin ich wieder Guide. Nina parkt das Auto auf dem Gemeindeparkplatz, und schon ist es 20:00Uhr, Abendessen, Teamvorstellung, Bett. Puh. Das Ganze garniert mit brüllender Hitze, da werden Erinnerung an die Vorläuferveranstaltung letztes Jahr, die legendenbehaftete Quäldich.de-Deutschlandrundfahrt 2015 von Flensburg nach Garmisch wach. Konsequenterweise geht es 2016 weiter nach Süden, Florenz ist das Ziel unserer Mühen.

Heute morgen ist es aber nicht ganz so warm, und so macht sich der Tross von gut 100 Leuten in kurzes Lycra gewandet auf den Weg aus Bayern. Verkehrsreiche Bundesstraßen mit ausreichend bescheuerten Autofahrern gestalten die ersten Kilometer bis nach Österreich hinein etwas nervig, die Gruppe nimmt es gelassen, so erreichen wir bald den Abzweig zum Namlossattel, der die erste Hürde des Tages darstellt, 1358m hoch, mit ein paar harmlosen Stichen versehen, erwärmt dieser Pass den Leib des Radsportlers für das Highlight der Etappen, das weithin als unrythmisch und recht hart verrufene Hahntennjoch. Zuvor gibt es allerdings eine nette, durch die Mittagsverpflegung unterbrochene Abfahrt. Auf den von vielen favorisierten Kaiserschmarrn muss man allerdings ganz schön lange warten, was nicht bei Jedem für gute Laune sorgt, als wir ca. 1,5h nach Ankunft wieder die Räder steigen, sind zwar alle satt, aber der Zeitplan ist dahin.

Egal, dieses Hahntennjoch sieht schon in der Grafik fies aus, und das es das ist, bestätigt es freimütig ab den ersten Metern. Sofort stehen 10, 11, 12 % im Display, die Wattanzeige stützt diese These. Als Guide darf man gottseidank den letzten der Gruppe nicht alleine lassen, so gestaltet sich der Anfang noch recht harmlos. Klaus, mein Guidekumpan, und ich geben den Anstieg frei, so kann jeder nach Lust und Laune fahren, was die Knochen hergeben. Schnell zerfleddert das Feld wie eine alte Pferdedecke, im Flachstück bei Bschlabs (was für ein Name!) ist sammeln angesagt, dann geht es in gehabter Manier in die zweite, härtere Hälfte des Bergs. Die Wetterprognosen waren eh nicht so toll, aber was uns gut 4km unterhalb der Passhöhe dann auf den Kopf fällt, ist echt heftig. In Sekunden zieht das Gewitter heran, jede Hoffnung, den Pass vor dem Regen zu erreichen, schwindet dahin. Aber um den geschundenen Radsportler besonders gründlich und effektiv zu waschen und zu kühlen, hat Petrus noch ein paar Hagelkörner von stattlicher Größe dazugepackt. Darfs ein bißchen mehr sein, der Herr? Aber gerne doch! Beinahe panisch parken wir die Räder an der Leitplanke und fliehen in einen flachen Baumbestand, um uns dem Naturschauspiel wenigstens so weit zu entziehen, dass das Geballer des Hagels auf den Helm und den Körper etwas gemildert wird. So Eisklumpen können echt zecken! Autsch. Klatschnass sind wir so oder so, aber um nicht auszukühlen werfen sich alle in die Regenkluft, während weiter unten im Tal Erdrutsche, im lokalen Duktus "Muren", niedergehen, so das der Pass gesperrt wird. Von beiden Seiten. Und wir mitten drin. Wenigstens ist unsere Abfahrt frei, trotzdem macht es keinen echten Spaß, den 1903m hohen Fiesling zu verlassen. Genau so steil wie die Nordseite, dafür durchgehend nass und mit einigen kiesigen Abschnitten versehen, kommt kein Flow auf. Als Beigabe dann noch ein Plattfuß bei mir... na prima, aber dank Kartuschenpumpe ist das Malheur schnell behoben, die Truppe wartet, trotz Freigabe bis zum Hotel, am Ortseingang von Imst, wo nur noch eine kleine, aber gemeine Welle zwischen uns und der heiß ersehnten Dusche im Wege steht. Pünktlich, als wir auf den Hof reiten, kommt die Sonne wieder raus. 

Dann stehen wieder die oben schon erwähnten Routinen auf dem Programm, nur das jetzt auch noch jede Menge Klamotten auf die Leine müssen.

Trotz aller Widrigkeiten: Ein schöner Start in dieses Abenteuer, das Unwetter hat schließlich Heldensagenpotential, und die Hagelkörner sind beim überaus leckeren Abendessen schon so groß wie Tennisbälle.

Montag, 30. Mai 2016

Berlin - Wien: Ein Rückblick

Nach der Tour ist Zeit zum resümieren und räsonieren. Was war toll, was war doof, warum, wieso, weshalb... Aber erstmal die graphische Darstellung der vier Tage:


Toll war natürlich am allermeisten meine Gruppe, die, wie schon erwähnt, derart gut lief, das ich es immer noch nicht so recht glauben mag. Toll waren Paul und Denny, die mich beim guiden der immerhin 6 Frau und 11 Mann starken Bande tatkräftigst unterstützt haben. Toll war die Strecke, sehr abwechslungsreich was die Landschaft betrifft. Toll war auch die für Quäldich.de - Verhältnisse moderate Höhenmetersammlung, was aber in erster Linie der Topographie der Route und den teils doch recht fetten Etappenlängen geschuldet ist. Toll war das Wetter, bis auf den kleinen Guss bei der Ausfahrt aus Berlin, Schiebewind zeigte sich an den ersten zwei Tagen hilfreich, Sonne satt erfreute die Gemüter an Tag drei und vier.
Toll war das Abschlußessen auf dem Donauturm in 160m Höhe, obwohl das rotierende Restaurant Manchem ein mulmiges Gefühl im Magen versetzte. Toll ist, das ich für nächstes Jahr für die Rückwegtour auf anderer Route auch schon als Guide gebucht bin.
Doof war eigentlich nichts so richtig, bis auf kleine Ärgernisse wie lahme Kellner, wenn man mit langen Zähnen in der Mittagsverpflegung ankommt, oder Rezeptionsazubis, die den Check-In zu einer Ewigkeit dehnen können. Etwas bessere Form wäre zumindest am Spindlerpass gut gewesen, aber da haben sich auch Andere arg gequält.
Toll war die Rückfahrt nach Berlin, Physiolegende Dieter "Eule" Ruthenberg hat uns während der Stunden im Bus mit Geschichten aus seiner langen Zeit beim Team Telekom unterhalten.
Kurz und Gut: Geile Aktion, mach ich wieder!

Samstag, 28. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 4, Janz schön kurz

.. für die Verhältnisse dieser Reise. Müde 145km stehen zwischen Brünn und Wien im Lastenheft, garniert mit ca.  1200hm. Wellig ist das Profil, ein einziges Bückelchen animiert zum Kräftemessen, so kurz vor Ende kann man ja nix mehr kaputt machen. Nachdem wir Tschechien mit seinen heute eher unterdurchschnittlichen Straßen verlassen, gibt es in Hanfthal ein sehr leckeres Mittagessen, erst danach kommt der "Berg", auf dessen Kuppe es nach nur 18km schon die nächste Getränkeverpflegung gibt und außerdem die Option, schon wieder was zu essen. Nicht für mich, ich bin noch pappsatt.
Zum Glück sind es jetzt nur noch 45km bis ins Ziel, die werden dank garstigen Gegenwindes länger als erwartet, aber die Supertruppe bügelt auch das weg und wir schlagen zeitig am Hotel ein und können noch den Zieleinlauf der Giro-Etappe verfolgen.
Abschlussessen gibt es dieses Mal auf dem Donauturm in einem Sinn verwirrenden Rotationsrestaurant mit toller Aussicht über Wien. Auch wenn mein Hintern es zu schätzen weiß, dass die Tour vorbei ist, fällt es mir schwer, die Supertruppe zu entlassen...

Freitag, 27. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 3, Janz schön schön

Heute mal Sonne, so viel, dass es um 5 Uhr morgens schon so hell im Zimmer ist, dass es fast unmöglich ist, auszuschlafen. Endlich in Kurz-Kurz rollen wir aus Königgrätz ins böhmische Becken. Die Supertruppe rollt, um 3 Köpfe erweitert, gewohnt flott dahin. Durch die Neuzugänge sind jetzt übrigens alle Damen in meiner Gruppe...
In der Mitte der heute mit 165km fast kurz zu nennenden Etappe erwarten uns unangemeldet einige nette Rampen, die zum Schluss die Höhenmeterbilanz von den angekündigten 600hm um 1000 erweitert. Macht nix, die Stimmung ist gut, auch wenn man Allen anmerkt, was wir in den zwei Tagen zuvor gemacht haben. Zwei Plattfüße bremsen unseren Vorwärtsdrang weniger als der nicht mehr ganz so günstig stehende Wind im echt hübschen Mähren, und nach einer nervigen Passage auf der stark befahrenen Landstraße nach Brünn gibt es noch ein innerstädtisches Kräftemessen am letzten Anstieg des Tages. Nach soviel Spaß machen wir noch ein Gruppenfoto vor dem Hotel, dann fängt einen die Routine ein, Räder wegsperren, Bier trinken, einchecken, duschen, ESSEN!, bloggen, Bier trinken...

Donnerstag, 26. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 2, Janz schön steil...

Heute verlassen wir Deutschland auf dem Weg nach Wien kaum 500m nach dem Hotel. In Polen empfangen meine Supertruppe und mich erst mal etwas schlechterer Asphalt, aber dafür leere Straßen, Fronleichnam ist hier ein hoher Feiertag, daher sind wirklich alle in der Kirche, auf dem Friedhof, in der Kneipe, aber nicht im Auto.
Nach gut 70km lustigem Wellenreiten, nur unterbrochen von sakralen Prozessionen, erreichen wir den Fuß des einzigen echten Berges dieser Reise, den Spindlerpass. Das dessen Nordseite steil wäre, wurde kommuniziert, aber die Realität ist härter als die Vorgeschichte. Anhalten bei 19% bedeutet schieben oder beim Versuch, das Pedal zu treffen, umzufallen. Da eins meiner Schäfchen fast im Stillstand zu Fall kommt, ereilt mich das Schiebeschicksal. Ein guter Guide bleibt beim letzten der Gruppe. Zwischendurch kann man mal wieder fahren, aber im zweiten Steilstück versagen die Kräfte der Schutzbefohlenen endgültig, so langsam wie schieben kann ich nicht fahren, also zeige ich mich solidarisch...
Oben angekommen ist es uns leider nicht vergönnt, die als Belohnung angekündigte Aussicht in die niederschlesische Tiefebene zu genießen, Nebel drängt den Hang hinauf. Dafür ist das Personal in der Mittagshütte wenigstens mit einer perfekten Mischung aus Faulheit und Inkompetenz ausgerüstet, bis was zu Beissen auf dem Tisch steht vergeht eine kleine Ewigkeit. Doof!
Aber die zweite Hälfte der Etappe - jetzt in Tschechien angelangt -  entwickelt sich dank aufreissendem Himmel = Sonne und - ich kann mich gar nicht genug freuen - der Supertruppe, zu einem echten Erlebnis. Die können geradeaus fahren, die können bergauf fahren, die können bergab fahren. Rad an Rad, als würden wir das schon seit Jahren zusammen machen. Kein Jammern, alle kommen klar, obwohl wir für eine "gemächliche" Gruppe flott unterwegs sind. Unfassbar!
Danke dafür!

Mittwoch, 25. Mai 2016

Berlin - Wien, Tag 1, oder Janz schön lang.

Warum man mit dem Fahrrad unbedingt von Berlin nach Wien fahren muss, ist im Prinzip egal, wenn der erste Schritt dahin 225km lang ist, macht man sich so früh im Jahr doch schon mal Gedanken. Gut geschlafen geht anders, angesichts der Strecke und meiner Premiere als Guide auf einer Quäldich.de - Reise herrscht schon eine gewisse Aufregung. Wie ist meine Gruppe drauf? Was verträgt mein Arsch? Hab ich mir das gut überlegt? Bin ich des Wahnsinns fette Beute?
Alles vergeblich, um halb sieben schalmeit das Handy, Frühstück, Aufbruch. Paul kam gestern schon aus Dortmund, mit kleinen Augen trudeln wir zum Tempelhofer Feld, wo die Sause losgeht. Im großen Pulk rollen wir pünktlich um neun los, den Tempelhofer Damm bei etwas Regen runter, nicht der schönste Weg, dafür flott aus der Stadt. Kurz hinter der Stadtgrenze trennen wir die Gruppen, meine Gemächlichen sind immerhin 13 Leute, mit der fettesten Frauenquote ever: 5 von 6 Teilnehmerinnen haben sich entschieden, unter meiner Obhut zu reisen. Auf dem Weg zum ersten Wasserstop lernt man sich kennen, sieht wie die Leute so fahren, und ich kann mein Glück kaum fassen, diese Truppe läuft derartig rund, sehr homogene Leistungsfähigkeit, und auch noch willens, die Originalvorgabe von 28km/h Reisegeschwindigkeit vorsätzlich zu ignorieren. Schon zur Mittagsverpflegung steht ein Schnitt über 28 an, zum Schluss soll das noch eine 29 werden. Toll!
Über die Strecke gibt es nicht allzu viel zu berichten, von Berlin nach Görlitz ist eher flach, gute 700hm sind durch ein paar kleine Wellen und etliche Autobahnbrücken zusammen gekommen. Ansonsten halt so Brandenburg, Alleen, Felder, Waldstücke in Wiederholungen... Jetzt muss ich ins Bett, völlig entspannt und mit großer Vorfreude auf einen weiteren Tag mit meiner Supertruppe!

Samstag, 23. April 2016

Sizilien, Tag 8: Ein Resumée

Heute bleibt die Küche kalt, der gestrige Tag hat nicht nur mein Sitzfleisch empfindlich berührt, auch das Wetter lässt stark zu wünschen übrig. Nach einer Woche in Kurz/Kurz und erfolgreich wieder hergestellter Radlerbräune verbirgt der Ätna wolkenverhangen sein stolzes Haupt, es regnet sogar ein wenig. Zudem ist das Plansoll übererfüllt: Ich hatte mir irgendwas über 500km und 10000hm vorgenommen. Beide Hürden sind gestern gepurzelt, also gibt es keine Notwendigkeit, sich vom Pool zu entfernen.



Ich hätte aber auch keine echte Idee mehr, wo ich noch hinfahren sollte. Alles, was halbwegs interessant und in Reichweite liegt, sind wir abgefahren, teils von beiden Seiten rauf und runter.
Da zeigt sich der Nachteil des von uns gewählten Standortes, die Variantenvielfalt ist hier eher klein, dafür um so knackiger. Ein weiterer Besuch dieser hübschen Insel müsste demzufolge in eine andere Ecke führen, da die schlichte Größe Siziliens Faxen wie z.B. eine Inselumrundung - wenigstens für mich - unmöglich macht. Eins ist sicher, flache Sachen fahren ist hier nur schwer zu realisieren. Auch darin unterscheidet sich Sizilien deutlichst von Mallorca, weist aber sicher Ähnlichkeiten mit den neulich erwähnten Destinationen Ligurien, Zypern und Gran Canaria auf. Wer damit leben kann und will, dem ist das hier wärmstens ans Herz gelegt, wer nicht, muss halt wieder nach Malle.

Alles in Allem definitiv eine gute Idee, auch wegen des tollen Hotels, dem La Terra dei Sogni in Fiumefreddo di Sicilia, das, neben toller Küche und blitzsauberen Zimmern, auch noch durch extrem freundliches und multilinguales Personal zu glänzen weiß. Vom guten WiFi ganz zu schweigen.
Auf die Idee, wegen der Räder im Zimmer zu meckern ist übrigens auch niemand gekommen. Ein Pluspunkt, den man nicht überall hat...

Freitag, 22. April 2016

Sizilien, Tag 7: Ätna, Alter! Oder: Der 2. Versuch

Nachdem der erste Versuch am letzten Sonntag ja einer ebenso weisen wie reifen Entscheidung gemäß nicht zu Ende geführt wurde, steht heute die Revanche an. Und weil die Bübchenanfahrt unten am Meer ja jeder kann, wird dieses Mal faktisch gleich hinter dem Haus gleich und direkt in den Berg reingedonnert, oder eher gerumpelt, nein, Moment, gehumpelt ist das Wort, das ich suchte...

Das neue, revolutionäre Streckenlayout beinhaltet die hübsche Rampe nach Montargano, die beim Fehlversuch schon als Abfahrt herhalten musste. Dort wird der noch morgentlich träge Sportler schon zeitig von knackigen Rampen mit bis zu 18% Steigung für folgende Taten angewärmt. Gute 800hm beinhaltet dieses Kleinod asphaltsparender Bauweise, normalerweise genug für eine Trainingsrunde im April, und der eigentliche Berg hat da ja noch nicht mal angefangen. Dafür führt uns der Weg, mit 350hm Verlust, ein weiteres Mal nach Zafferana. Ab da beginnt der Anstieg zum höchsten mit dem Rennrad zu erklimmenden Punkt am Ätna, ein himmlischer Jahrmarkt mit allerlei Gastronomie, Souvenir-Ständen und als Zentrum, die Basisstation der Seilbahn auf den Vulkan.
Stolze 1940m ü.M., das ist schon ein Wort, erinnert aber an die vergangenen zwei Jahre, wo der Mount Olympus auf Zypern und der Pico de las Nieves auf Gran Canaria nur 6m weniger zu bieten hatten.

Die Auffahrt bis 1100m kennen wir schon von neulich, ab da zerlegen wir die doch recht anspruchsvolle Rampe in freundliche 300hm-Stücke, so ergibt sich ein schöner Rhythmus für die Verschnauf-, Trink- und Futterpausen.
Wieder überrascht der Vulkan mit seinen abwechslungsreichen Vegetationszonen. Nur ganz oben wächst fast gar nichts mehr. Da sieht es aus wie auf dem Mont Ventoux, nur in schwarz.
Dafür geht auch ein kühler Wind. Schlotternd verkrümeln wir uns in eine der Kneipen, die mitgeführten Reserveunterhemden sorgen schnell für Wohlbefinden. Nach Kaffee und Wurstbrot gucken wir noch ein wenig Vulkanausbruchsvideo mit französischem Kommentar, dann lockt die Abfahrt. Obenrum verdirbt der starke Wind ein wenig die Freude am tollen Straßenbau, außerdem klappern nach wenigen Metern die Zähne, es ist echt kalt da oben. Keine 300hm weiter unten wird es dann langsam wieder erträglich. Faktisch nicht vorhandener Verkehr erlaubt felgenschonende Fahrweise bis Nicolosi, wo das selbe Cafe wie auf der Ätnaumrundung sogleich den nächsten Kaffeestop darstellt. Den halten wir kurz, es ist schon spät, und bis zum Hotel geht es zwar tendenziell bergab, aber einige Kilometer gilt es immer noch abzuspulen.

Nach gut 100km und 2520hm ist der 2. Versuch als geglückt zu bezeichnen.

Donnerstag, 21. April 2016

Sizilien, Tag 6: Kaffeefahrt nach Nizza

Heute sind die Beine müde, an Heldentaten ist nicht zu denken. So wird der Wecker ausgemacht, und nach einem spätest möglichen Frühstück wollen wir mal was Flaches probieren. Das ist gar nicht so einfach, erinnert die hiesige Topographie doch stark an Ligurien: Entweder auf der stark befahrenen Küstenstraße rumrollen, oder doch wieder böse steil ins ruhigere Hinterland. Da nehmen sich Sizilien und die Umgebung Chiavaris nichts, hier ist es halt wärmer und es geht höher hinaus. Und einen aktiven Vulkan haben sie in Ligurien auch nicht.

Also nordwärts auf der Küstenstraße in Richtung Messina, im Süden stößt man zu schnell auf den Moloch um Catania, dort werden die Ortseingangsschilder des einen Ortes und das Ausgangsschild des Anderen auf einem Gestell übereinander montiert...



Nach Norden rollen wir vor dem heute recht frischen Wind aus Südost über Giardini-Naxos und Taormina, wo sich die heutigen Höchstschwierigkeiten in Form einiger harmloser Kackwellen in den Weg stellen. Aber im Vergleich zu dem was wenige hundert Meter weiter links möglich wäre, ist das nichts. So können wir die meiste Zeit locker die Beine kreiseln lassen, zwischendurch ein erster Kaffeestop, bis wir nach 35 flotten Kilometern am Ortsschild von Nizza stehen und denken: "Mist, verfahren..."



Ganz so schlimm war es dann aber nicht. Dafür gestaltet sich der Rückweg angesichts des Windes etwas anstrengender, was wir mit einer sofortigen Temporeduktion quittieren und einem zweiten Kaffeestop in Giardini-Naxos, von wo aus uns noch ganze 13km zum Hotel bevorstehen.

Morgen machen wir dann bestimmt wieder was Anspruchsvolleres.

Mittwoch, 20. April 2016

Sizilien, Tag 5: Allein, allein

Nina steckt noch das Monster von gestern in den Knochen, der eigentliche Plan einer Ätnabesichtigung von gaaanz oben entfällt wegen Preismeise und unpassenden Schuhwerks. Also geht meine Herzdame auf Sightseeing/Shopping/Strand-Tour und ich darf alleine spielen gehen.

Angesichts allgemeiner Faulheit starte ich aber erst recht spät, einen Track habe ich auch nicht gebastelt, also wird auf bewährtes Material zurückgegriffen. Die Anfahrt erst mal genau wie gestern, nur dann nicht wieder auf dieselbe Runde abbiegen, sondern dem Schild "Etna Nord" folgen. Das hatten wir am ersten Tag schon andersrum, aber es bleibt zu Recht in guter Erinnerung. Ab dem Abzweig stören ganze zwei Autos meine meditative Ruhe im Anstieg bis zum Hochpunkt bei 1600m ü.M.. In der Abfahrt fiel es gar nicht so auf, wie man sich durch die Vegetationszonen kurbelt. Ganz unten ist es noch mediterran karg, dann kommen saftige Laubbäume und oben stehen dann mächtige Nadelbäume, sofern nicht eine Brandrodung durch Lavafluß stattfand.

Die Abfahrt hat mal wieder alles an Flow, was man sich wünschen kann. Man denkt, ein Rennradler hat hier das Layout der Straßen gemacht. Da stimmen einfach alle Radien, keine Kurve hängt, der Belag ist da oben wahrscheinlich wegen der häufigen Aktivität des Vulkans öfter mal renovierungsbedürftig. Ein Traum!

In Milo (kommt da die gleichnamige Venus her???) ist erstmal Schluß mit sinnloser Raserei, die von vorgestern bekannte Straße zurück Richtung Linguaglossa ist eher wellig, da schwappt nochmal ein wenig Laktat durch die Oberschenkel. Die nächste Abfahrt über Vena und Presa ist fast genau so schön wie die von ganz oben, etwas enger, etwas winkeliger, aber trotzdem eine Mordsgaudi. Das endet dann in Fiumefreddo, der Restweg ist mittlerweile im Autopilot...

Dienstag, 19. April 2016

Sizilien, Tag 4: Einmal rum um den alten Qualmberg

Heute geht der Wecker etwas früher, eine längere Tour steht auf dem Programm. Nachdem wir uns gestern ja in keinster Weise verausgabt haben, sollten heute die Beine zu Höherem in der Lage sein. Der Plan ist eben so einfach wie überzeugend: Einmal um den Ätna, und zwar gegen den Uhrzeigersinn. Vorabendliche Beratschlagung findet Zustimmung im Plenum, so steht dem nichts im Wege.

Also, 8:00, es weckert, schnell eine Hand Wasser ins Gesicht und ab zum Frühstück. Nach dem üblichen Ritual mit Luft pumpen, Brillen putzen, Flaschen füllen etc. sitzen wir tatsächlich eine Stunde früher als sonst auf den Rädern.

Anders als an den vorangegangenen Tagen starten wir heute fast sofort in den Berg. Von Fiumefreddo wenden wir uns westwärts Richtung Linguaglossa, dann weiter bergauf. Bis zum Abzweig nach Randazzo kennen wir das vom ersten Tag schon als Abfahrt, da ging das irgendwie leichter. Aber es gibt keinen Grund zu klagen, die Beine sind ganz gut und so kommen wir immer weiter auf die Nordseite des Ätna, wo sich die Landschaft zusehends verändert. Die Hügel werden weicher, die Vegetation ist anders, aber Ortschaften für ein Päuschen sind trotzdem noch Mangelware.
Nach gut 50km erreichen wir mit fast staubtrockenen Trinkflaschen Maletto, ein wahres Prachtstück von typisch italienischem Dorf, mit handtuchschmalen Gässchen, mit dem schon bekannten Pflaster aus großen Vulkansteinen, schön steil. Und auf den ersten Blick ist der Ort noch tief in der Siesta.
Aber Nina braucht eine Briefmarke. Im Postamt, das verblüffenderweise auf hat, hilft ihr eine nette Dame mit dem widerspenstigen Schalterbeamten. Trotz 35 Jahren in Stuttgart spricht sie perfektes Hochdeutsch und leitet uns nach geglücktem Briefmarkenerwerb mit ihrem Auto zu einer Bar. Dort serviert man uns leckerste Spaghetti, Cappuccino, Erdbeerküchlein, Cola und Wasser zu sehr zivilisierten Preisen. Zu allem Überfluß gibt es in Maletto eine fette Free-WiFi-Zone. Damit hatte nun niemand gerechnet.

Zurück auf Kurs bedeutet erstmal ein paar Zusatzhöhenmeter aus Maletto heraus ergattern, dann geht es tendenziell bergab. Anfangs ist das noch sehr spaßig, aber wir näher uns recht flott der unüberschaubaren Urbanisation im Südosten des Vulkans, so wird der Verkehr immer dichter und auch nerviger. Seltsame Dinge kann man da beobachten: Zum Beispiel Audi-Fahrer, in Berlin und Umland die wahrscheinlich übelsten Rüpel gegenüber Rennradlern, sind hier lammfromm und fahren beim Überholen fast in den Graben auf der anderen Straßenseite. Im Gegensatz dazu ist der sizilianische Volvopilot, klar abweichend von den Verhaltensmustern seines deutschen Pendants, der klare Anführer in der Ich-kann-den-Radfahrer-am-knappsten-überholen-Liga. Komisch, ist aber so...

Erst als wir kurz vor Paterno in Richtung Ragalna abbiegen, wird es wieder etwas ruhiger, dafür kommt jetzt wieder ein wenig Gekletter dazu. Über Nicolosi, wo noch ein Kaffeestop ansteht, Pedara, Monte Rosse und Santa Veneria hangeln wir uns am Hang entlang Richtung Heimat. Die letzten Kilometer von Giarre an bescheren uns landesübliches Verkehrschaos, was ein paar Nerven kostet, aber zu guter Letzt sind wir wieder glücklich und zufrieden auf den Hof gerollt.

Montag, 18. April 2016

Sizilien, Tag 3: Mal was Kurzes

Wie gestern festgestellt, hat man ohne Plan mehr Abenteuer. Das probieren wir heute dann mal in Vollendung. Nicht mal ein fragmentarischer Track steht zur Verfügung.

Vom Balkon unseres Hotelzimmers sieht man die Küste nordwärts ein Dörfchen auf der Spitze eines Berges. Schon aus der Ferne protzt das schnell auserkorene Ziel namens Castelmola mit allem, was das Touristenherz begehrt: Authentizität, garantiert total pittoresk und überhaupt.

Der Weg dahin führt erstmal über die Hauptstraße durch Fiumefreddo. Da ist reichlich Verkehr, aber das hatten wir die letzten Tage ja auch schon. Kurz hinter dem Ort biegt Nina Richtung Meer ab. Ob es da einen Weg weiter nordwärts gibt, ist unklar, aber wir wollten ja Abenteuer... Kommentar von Nina: "Wenn da nix geht, müssen wir halt wieder hochfahren". Allein das ist ein Kreuz im Kalender wert, auch wenn es sich vielleicht um 5hm handelt... Also wieder hochgefahren, zurück auf die Hauptstraße, war fast klar. Nächster Ort ist Giardini Naxos. Klingt griechisch, ist es irgendwie auch. Ein entsprechendes Schild informiert den Unwissenden über die Existenz der hellenischen Niederlassung auf Sizilien.

Dann wird es in Giardini etwas verwirrend. Zum Schluß weist uns ein freundlicher Motorradfahrer den Weg. Nur, warum grinst der Kerl so hämisch? Könnte es sein, das er uns den Aufstieg nicht zutraut?
Daran liegt es wohl nicht, keine 200m weiter klappt die Straße hoch wie eine Wand. Das 15%-Schild nimmt man angesichts des Steilheit gewordenen Asphalts kaum noch wahr. Selbst wenn man es gelesen hätte, ändert das nichts daran, dass dieses Schild dort nur montiert ist, weil 18%-Schilder grade aus waren. In kürzester Zeit und Strecke überwinden wir gut 200hm bis Taormina, aber damit ist ja noch lange nicht Schluß. Der Steigwinkel wird etwas moderater, erstaunlich, wie locker man 11% wegkurbelt, wenn der Muskel kurz zuvor Schlimmeres bewältigen muss. Das Sträßchen nach oben windet sich in allerliebster Weise den Berg hinauf, bei 550m ü.M. bleibt der Zähler stehen, und das ist auch gut so. Castelmola erfüllt alle Erwartungen, richtig hübsch, aber natürlich eine Touristenfalle. Trotzdem gibt es da ein leckeres Mahl und guten Cappuccino, ein Trinkbrunnen füllt die leeren Flaschen, dann machen wir uns auf den 1:1 Rückweg. Die Abfahrt ist extrem winkelig und unten natürlich sausteil - da glüht die Felge. Dann noch eine kleine Upspeed-Einheit zurück zum Hotel und das war's schon für heute.

Morgen machen wir dann mal wieder was mit Plan... :-)

Sonntag, 17. April 2016

Sizilien, Tag 2: Zu hoch gegriffen...

...könnte man sagen. Tut man aber nicht. Nach der ungeplanten gestrigen Höhenmeterorgie sind wir heute nichtsdestotrotz guter Dinge. Die Südseite des Ätna zu erklimmen lautet der Plan. Laut Track stehen da ca. 98km mit etwas über 2000hm auf dem Zettel, eine machbare Aufgabe. Denkt man so. 

Die Anfahrt bis Zafferana gleicht dem Weg von gestern wie ein Ei dem anderen, nur empfängt uns die Strandpromenade mit Nebel, der sich aber wenige Meter landeinwärts sofort auflöst. Dafür sind wir flotter als gestern unterwegs, was die Einschätzung der Aufgabe in rosigem Licht erscheinen läßt.
In Zafferana gibt es dieses Mal keinen Pizzastop, dafür führt der leichtsinnig geklickte Track uns auf 16% Rampen, die zum pittoresken Lokalkolorit zu gehören scheinen und gerne mit großklotzigem Pflaster beschichtet werden. Das kostet schon mal ordentlich Körner, und der gestrige Tag macht sich auch langsam im Bein bemerkbar...

Wir mühen uns noch ein wenig an der Auffahrt, von 8-18% ist alles dabei, nur eine Wasserstelle nicht. Auch Riegel und Powerbeans sind längst verschluckt, so endet der 1.Versuch (ob es einen 2. geben wird? Ich hoffe ja!) bei ca. 1100m ü. M. Das treibt uns angesichts der Jahreszeit 
und des nicht wirklich trainingsintensiven Winters keineswegs die Schamesröte ins Gesicht, und so rollen wir einfach wieder zurück nach Zafferana, das uns jetzt unmissverständlich das mit der Pizza nochmals erklärt. Selbe Bude, dieses Mal ohne Diavola, sehr lecker.

Weiter führt unser Weg nach dem Kulinarikstop über Milo und Fornazzo zu einer weiteren traumhaften Abfahrt nach Presa, dann kommt eine kleine Gegenwelle gefolgt von einer flotten Kehrensammlung bergab. Dann sind wir auch schon wieder im Hotel angelangt, und trotz der Abkürzung sind immer noch gute 70km und über 1600hm zusammen gekommen. Also, was wir nicht an Kilometern schruppen, probieren wir mit Höhenmetern zu kompensieren. :-)

Und da das mit den Plänen hier ja nicht zu funktionieren scheint, fahren wir morgen mal einfach nordwärts und gucken, was passiert. Wer nix plant, hat mehr Abenteuer...

Samstag, 16. April 2016

Sizilien, Tag 1: Eine Runde rollen +

Über die Anreise nach Sizilien berichte ich nix, weil AirBerlin einfach mal wieder einen perfekten Job abliefert und die Autobahn von Catania Richtung Messina auch nichts Aufregendes zu bieten hat.

Obwohl bei Tripadvisor und ähnlichen Portalen anders dargestellt, finden wir unser in Orangenhainen und hinter Gewächshäusern verstecktes Hotel ohne Probleme. Ein intensiver Duft nach Orangenblüten empfängt uns schon auf dem Parkplatz und bleibt allgegenwärtig. Schön!

Nach einem opulenten ersten Abendessen noch schnell die Räder montiert, dann geht's ins Bettchen, morgen soll ja dem Radsport gefrönt werden.

Also auf die "Einrollrunde": Weil ich gestern schon müde war, habe ich mir den Track nicht weiter angeguckt, 75km soll er lang sein, das passt. Denke ich so. Der Start passt auch, es geht erstmal etwas unruhig durch Fiumefreddo, dann am Meer entlang, man will ja nicht gleich in den Berg reinballern.
16km später ist dann doch bergauf fahren angezeigt.
Erstmal noch ganz gemächlich, die in den Ortschaften eher unterdurchschnittlichen Strassen werden mit zunehmender Höhe immer besser. Aber bald ist auch das vergangen, keine 25km nach Abfahrt stehen das erste Mal 14% auf dem Display, die Beine bestätigen den Zahlenwert mit Unwillen.
4km später ruft Nina nach Nahrung, was von der Topographie der gewählten Ortschaft sofort mit der nächsten Killerrampe belohnt wird. Da selbst winzigste Ansiedlungen sich hier mit Großstadtflair schmücken wollen,  machen Einbahnstraßen das Auffinden einer genehmen gastronomischen Einrichtung schwierig, aber nicht unmöglich.
Wir teilen uns ein Focaccia Diavola zu Cola und Limo, und müssen feststellen, wenn der Sizilianer "Diavola" dran schreibt, meint er SCHARF!!! Cappuccino rundet das Mahl ab, dann müssen wir weiter.
Die vorabendliche Nichtbetrachtung des Tracks kommt jetzt so langsam zum tragen, wir sind schon über 800m ü.M., ein Ende der Rampe zeichnet sich nicht wirklich ab. Langsam wir es auch der Höhe angemessen etwas frisch, Dinge wie Windwesten sind ja bekanntermassen überbewertet, also muss man sich warme Gedanken machen oder etwas doller treten, dann wird's auch warm. Nach gut 65km durch spektakulär wechselnde Landschaften, verursacht durch den aktivsten Vulkan weit und breit, den Ätna, der auch jetzt ein flottes Wölkchen ausatmet, sind wir dann endlich oben, immerhin 1615hm stehen auf dem Garmin, schon nicht schlecht für eine Einrollrunde. Bis dahin ging es auf jeden Fall schön langsam zur Sache, also genau richtig... :D

Nach der Pflicht folgt bekanntlich die Kür, will heißen: die Abfahrt. Was für ein Brett! Anfangs noch etwas mit Vorsicht zu genießen, weil in manchen Kurven die obligatorische Vulkanasche dick rumliegt, aber dann entwickelt das Asphaltband echten, fetten Flow. Schlicht grandios, eine würdige Belohnung für die Mühen der Auffahrt.

Der erste Eindruck soll ja prägend sein, im Fall von Sizilien als Radsportdestination ist es ein Guter!