Sonntag, 26. Juni 2016

Garmisch-Florenz, Tag 2: Jetzt aber wirklich...

...nach Italien. Das steht so auf dem Plan, dann machen wir das auch. Freilich nicht, ohne das einige wenige Höhenmeter im Weg sind.

Aus Arzl starten wir nicht über die verkehrsreiche Bundesstraße von Imst Richtung Ötztal, sondern wählen den Weg über die Sautenser Höhe, der dann irgendwo auch schon den maximalen Steigungswert für heute beinhaltet, schlappe 17%, da will das Frühstück gleich wieder in den Graben. Aber der Umweg ist auch ohne erwärmenden Anlauf zu schaffen, auch wenn das schon ein, zwei Körner kostet. Unten rum wäre auch daher schlecht, weil in Imst heute die Tour Transalp startet, was wir an etliche Kanonenschüssen, mit denen die Felder losgeschickt werden, gut hören können. Das hätte sicher für Verwirrung und/oder Missverständnisse gesorgt.

Nach der kleinen Anfangsquälerei rollen wir ins Ötztal, über Au und Sölden schrauben wir uns gemächlich der Cima Coppi dieser Reise entgegen, dem Timmelsjoch, bekannt als Pass Nr. 4 beim Ötztaler Radmarathon, auf italienisch Passo del Rombo, denn oben auf dem Grat verläuft die Grenze.
Hinter Sölden ist schnell Schluß mit dem gemächlichen Schrauben, dort beginnt der eigentliche Hauptanstieg, der durch einige Zwischenabfahrten zerrissen wird. Mit wachsender Höhe wird es immer kälter, auch wenn Petrus uns heute nur mit wolkenverhangenem Himmel beglückt. Bis jetzt. Rechts und links in den Seitentälern hängen dicke dräuende Wolken, hin und wieder donnert es, so hat das gestern auch angefangen. 4km vor dem Pass ist mir dann endlich so kalt (4°C), dass ich dann doch die Armlinge, Knieling und die als Windstopper dienende Regenjacke anziehe. Ab da ist es mollig, und weiter geht die mittlerweile schon recht mühsame Kurbelei, dieses letzte Ende hat durchgehend um die 10% und endet bei 2509 m. Also einer von den wirklich Großen, und mit Härte nicht sparsam.

Oben ziehe ich noch meine Regenhose über, auch als Windschutz, und stürze mich in die Abfahrt, die nach einem feuchten Gruß von Petrus' italienischem Kollegen grade erst wieder aufgetrocknet ist. 700m und 11km weiter unten ist die heutige Mittagshütte in Schönau, wo es in rasantem Tempo einen gewaltigen Teller Spaghetti Bolognese gibt, vorher Salat, danach Dessert und Espresso. Man ist in Italien!

Während wir da so sitzen macht Italo-Petrus dann doch noch ernst, und kippt einen ordentlichen Eimer aus. Wenigstens ohne Eisklumpen. Die Fortsetzung der Abfahrt ist dann halt klatschnass, was zwar die Felge kühlt, aber dafür Bremsbeläge frisst. Nach etlichen Tunneln und Nebelbänken erreichen wir zügig die zweite Getränkeverpflegung, genau pünktlich rollen wir unter das Vordach eines Supermarktes, als ein weiteres fettes Gewitter niedergeht. Nach Banane, neuem Wasser und kurzem Service an meiner hinteren Bremse ist der Guss vorbei und es geht wieder auf die Strasse. Mittlerweile ist es so warm, wie man es von Italien im Sommer erwartet, langsam fangen wir an zu dampfen in unseren Regenplünnen, aber ausziehen will das jetzt niemand mehr, darunter ist Feuchtbiotop, das, an die Luft gelassen, im besten Fall für Erkältung sorgen würde und sicherlich auch nicht gut riecht. Zwischendurch prasselt es auch noch ein, zwei mal, z.B. am Ortseingang von Meran. Danach rollen wir auf einem schmalen Strässchen durch gewaltige Apfelplantagen nach Bozen, wo wir nach 156km und 2600hm hungrig, durstig, feucht aber glücklich am Zielhotel anschlagen.

Toller Tag, sehr anstrengend, aber schön...

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