Samstag, 23. April 2016

Sizilien, Tag 8: Ein Resumée

Heute bleibt die Küche kalt, der gestrige Tag hat nicht nur mein Sitzfleisch empfindlich berührt, auch das Wetter lässt stark zu wünschen übrig. Nach einer Woche in Kurz/Kurz und erfolgreich wieder hergestellter Radlerbräune verbirgt der Ätna wolkenverhangen sein stolzes Haupt, es regnet sogar ein wenig. Zudem ist das Plansoll übererfüllt: Ich hatte mir irgendwas über 500km und 10000hm vorgenommen. Beide Hürden sind gestern gepurzelt, also gibt es keine Notwendigkeit, sich vom Pool zu entfernen.



Ich hätte aber auch keine echte Idee mehr, wo ich noch hinfahren sollte. Alles, was halbwegs interessant und in Reichweite liegt, sind wir abgefahren, teils von beiden Seiten rauf und runter.
Da zeigt sich der Nachteil des von uns gewählten Standortes, die Variantenvielfalt ist hier eher klein, dafür um so knackiger. Ein weiterer Besuch dieser hübschen Insel müsste demzufolge in eine andere Ecke führen, da die schlichte Größe Siziliens Faxen wie z.B. eine Inselumrundung - wenigstens für mich - unmöglich macht. Eins ist sicher, flache Sachen fahren ist hier nur schwer zu realisieren. Auch darin unterscheidet sich Sizilien deutlichst von Mallorca, weist aber sicher Ähnlichkeiten mit den neulich erwähnten Destinationen Ligurien, Zypern und Gran Canaria auf. Wer damit leben kann und will, dem ist das hier wärmstens ans Herz gelegt, wer nicht, muss halt wieder nach Malle.

Alles in Allem definitiv eine gute Idee, auch wegen des tollen Hotels, dem La Terra dei Sogni in Fiumefreddo di Sicilia, das, neben toller Küche und blitzsauberen Zimmern, auch noch durch extrem freundliches und multilinguales Personal zu glänzen weiß. Vom guten WiFi ganz zu schweigen.
Auf die Idee, wegen der Räder im Zimmer zu meckern ist übrigens auch niemand gekommen. Ein Pluspunkt, den man nicht überall hat...

Freitag, 22. April 2016

Sizilien, Tag 7: Ätna, Alter! Oder: Der 2. Versuch

Nachdem der erste Versuch am letzten Sonntag ja einer ebenso weisen wie reifen Entscheidung gemäß nicht zu Ende geführt wurde, steht heute die Revanche an. Und weil die Bübchenanfahrt unten am Meer ja jeder kann, wird dieses Mal faktisch gleich hinter dem Haus gleich und direkt in den Berg reingedonnert, oder eher gerumpelt, nein, Moment, gehumpelt ist das Wort, das ich suchte...

Das neue, revolutionäre Streckenlayout beinhaltet die hübsche Rampe nach Montargano, die beim Fehlversuch schon als Abfahrt herhalten musste. Dort wird der noch morgentlich träge Sportler schon zeitig von knackigen Rampen mit bis zu 18% Steigung für folgende Taten angewärmt. Gute 800hm beinhaltet dieses Kleinod asphaltsparender Bauweise, normalerweise genug für eine Trainingsrunde im April, und der eigentliche Berg hat da ja noch nicht mal angefangen. Dafür führt uns der Weg, mit 350hm Verlust, ein weiteres Mal nach Zafferana. Ab da beginnt der Anstieg zum höchsten mit dem Rennrad zu erklimmenden Punkt am Ätna, ein himmlischer Jahrmarkt mit allerlei Gastronomie, Souvenir-Ständen und als Zentrum, die Basisstation der Seilbahn auf den Vulkan.
Stolze 1940m ü.M., das ist schon ein Wort, erinnert aber an die vergangenen zwei Jahre, wo der Mount Olympus auf Zypern und der Pico de las Nieves auf Gran Canaria nur 6m weniger zu bieten hatten.

Die Auffahrt bis 1100m kennen wir schon von neulich, ab da zerlegen wir die doch recht anspruchsvolle Rampe in freundliche 300hm-Stücke, so ergibt sich ein schöner Rhythmus für die Verschnauf-, Trink- und Futterpausen.
Wieder überrascht der Vulkan mit seinen abwechslungsreichen Vegetationszonen. Nur ganz oben wächst fast gar nichts mehr. Da sieht es aus wie auf dem Mont Ventoux, nur in schwarz.
Dafür geht auch ein kühler Wind. Schlotternd verkrümeln wir uns in eine der Kneipen, die mitgeführten Reserveunterhemden sorgen schnell für Wohlbefinden. Nach Kaffee und Wurstbrot gucken wir noch ein wenig Vulkanausbruchsvideo mit französischem Kommentar, dann lockt die Abfahrt. Obenrum verdirbt der starke Wind ein wenig die Freude am tollen Straßenbau, außerdem klappern nach wenigen Metern die Zähne, es ist echt kalt da oben. Keine 300hm weiter unten wird es dann langsam wieder erträglich. Faktisch nicht vorhandener Verkehr erlaubt felgenschonende Fahrweise bis Nicolosi, wo das selbe Cafe wie auf der Ätnaumrundung sogleich den nächsten Kaffeestop darstellt. Den halten wir kurz, es ist schon spät, und bis zum Hotel geht es zwar tendenziell bergab, aber einige Kilometer gilt es immer noch abzuspulen.

Nach gut 100km und 2520hm ist der 2. Versuch als geglückt zu bezeichnen.

Donnerstag, 21. April 2016

Sizilien, Tag 6: Kaffeefahrt nach Nizza

Heute sind die Beine müde, an Heldentaten ist nicht zu denken. So wird der Wecker ausgemacht, und nach einem spätest möglichen Frühstück wollen wir mal was Flaches probieren. Das ist gar nicht so einfach, erinnert die hiesige Topographie doch stark an Ligurien: Entweder auf der stark befahrenen Küstenstraße rumrollen, oder doch wieder böse steil ins ruhigere Hinterland. Da nehmen sich Sizilien und die Umgebung Chiavaris nichts, hier ist es halt wärmer und es geht höher hinaus. Und einen aktiven Vulkan haben sie in Ligurien auch nicht.

Also nordwärts auf der Küstenstraße in Richtung Messina, im Süden stößt man zu schnell auf den Moloch um Catania, dort werden die Ortseingangsschilder des einen Ortes und das Ausgangsschild des Anderen auf einem Gestell übereinander montiert...



Nach Norden rollen wir vor dem heute recht frischen Wind aus Südost über Giardini-Naxos und Taormina, wo sich die heutigen Höchstschwierigkeiten in Form einiger harmloser Kackwellen in den Weg stellen. Aber im Vergleich zu dem was wenige hundert Meter weiter links möglich wäre, ist das nichts. So können wir die meiste Zeit locker die Beine kreiseln lassen, zwischendurch ein erster Kaffeestop, bis wir nach 35 flotten Kilometern am Ortsschild von Nizza stehen und denken: "Mist, verfahren..."



Ganz so schlimm war es dann aber nicht. Dafür gestaltet sich der Rückweg angesichts des Windes etwas anstrengender, was wir mit einer sofortigen Temporeduktion quittieren und einem zweiten Kaffeestop in Giardini-Naxos, von wo aus uns noch ganze 13km zum Hotel bevorstehen.

Morgen machen wir dann bestimmt wieder was Anspruchsvolleres.

Mittwoch, 20. April 2016

Sizilien, Tag 5: Allein, allein

Nina steckt noch das Monster von gestern in den Knochen, der eigentliche Plan einer Ätnabesichtigung von gaaanz oben entfällt wegen Preismeise und unpassenden Schuhwerks. Also geht meine Herzdame auf Sightseeing/Shopping/Strand-Tour und ich darf alleine spielen gehen.

Angesichts allgemeiner Faulheit starte ich aber erst recht spät, einen Track habe ich auch nicht gebastelt, also wird auf bewährtes Material zurückgegriffen. Die Anfahrt erst mal genau wie gestern, nur dann nicht wieder auf dieselbe Runde abbiegen, sondern dem Schild "Etna Nord" folgen. Das hatten wir am ersten Tag schon andersrum, aber es bleibt zu Recht in guter Erinnerung. Ab dem Abzweig stören ganze zwei Autos meine meditative Ruhe im Anstieg bis zum Hochpunkt bei 1600m ü.M.. In der Abfahrt fiel es gar nicht so auf, wie man sich durch die Vegetationszonen kurbelt. Ganz unten ist es noch mediterran karg, dann kommen saftige Laubbäume und oben stehen dann mächtige Nadelbäume, sofern nicht eine Brandrodung durch Lavafluß stattfand.

Die Abfahrt hat mal wieder alles an Flow, was man sich wünschen kann. Man denkt, ein Rennradler hat hier das Layout der Straßen gemacht. Da stimmen einfach alle Radien, keine Kurve hängt, der Belag ist da oben wahrscheinlich wegen der häufigen Aktivität des Vulkans öfter mal renovierungsbedürftig. Ein Traum!

In Milo (kommt da die gleichnamige Venus her???) ist erstmal Schluß mit sinnloser Raserei, die von vorgestern bekannte Straße zurück Richtung Linguaglossa ist eher wellig, da schwappt nochmal ein wenig Laktat durch die Oberschenkel. Die nächste Abfahrt über Vena und Presa ist fast genau so schön wie die von ganz oben, etwas enger, etwas winkeliger, aber trotzdem eine Mordsgaudi. Das endet dann in Fiumefreddo, der Restweg ist mittlerweile im Autopilot...

Dienstag, 19. April 2016

Sizilien, Tag 4: Einmal rum um den alten Qualmberg

Heute geht der Wecker etwas früher, eine längere Tour steht auf dem Programm. Nachdem wir uns gestern ja in keinster Weise verausgabt haben, sollten heute die Beine zu Höherem in der Lage sein. Der Plan ist eben so einfach wie überzeugend: Einmal um den Ätna, und zwar gegen den Uhrzeigersinn. Vorabendliche Beratschlagung findet Zustimmung im Plenum, so steht dem nichts im Wege.

Also, 8:00, es weckert, schnell eine Hand Wasser ins Gesicht und ab zum Frühstück. Nach dem üblichen Ritual mit Luft pumpen, Brillen putzen, Flaschen füllen etc. sitzen wir tatsächlich eine Stunde früher als sonst auf den Rädern.

Anders als an den vorangegangenen Tagen starten wir heute fast sofort in den Berg. Von Fiumefreddo wenden wir uns westwärts Richtung Linguaglossa, dann weiter bergauf. Bis zum Abzweig nach Randazzo kennen wir das vom ersten Tag schon als Abfahrt, da ging das irgendwie leichter. Aber es gibt keinen Grund zu klagen, die Beine sind ganz gut und so kommen wir immer weiter auf die Nordseite des Ätna, wo sich die Landschaft zusehends verändert. Die Hügel werden weicher, die Vegetation ist anders, aber Ortschaften für ein Päuschen sind trotzdem noch Mangelware.
Nach gut 50km erreichen wir mit fast staubtrockenen Trinkflaschen Maletto, ein wahres Prachtstück von typisch italienischem Dorf, mit handtuchschmalen Gässchen, mit dem schon bekannten Pflaster aus großen Vulkansteinen, schön steil. Und auf den ersten Blick ist der Ort noch tief in der Siesta.
Aber Nina braucht eine Briefmarke. Im Postamt, das verblüffenderweise auf hat, hilft ihr eine nette Dame mit dem widerspenstigen Schalterbeamten. Trotz 35 Jahren in Stuttgart spricht sie perfektes Hochdeutsch und leitet uns nach geglücktem Briefmarkenerwerb mit ihrem Auto zu einer Bar. Dort serviert man uns leckerste Spaghetti, Cappuccino, Erdbeerküchlein, Cola und Wasser zu sehr zivilisierten Preisen. Zu allem Überfluß gibt es in Maletto eine fette Free-WiFi-Zone. Damit hatte nun niemand gerechnet.

Zurück auf Kurs bedeutet erstmal ein paar Zusatzhöhenmeter aus Maletto heraus ergattern, dann geht es tendenziell bergab. Anfangs ist das noch sehr spaßig, aber wir näher uns recht flott der unüberschaubaren Urbanisation im Südosten des Vulkans, so wird der Verkehr immer dichter und auch nerviger. Seltsame Dinge kann man da beobachten: Zum Beispiel Audi-Fahrer, in Berlin und Umland die wahrscheinlich übelsten Rüpel gegenüber Rennradlern, sind hier lammfromm und fahren beim Überholen fast in den Graben auf der anderen Straßenseite. Im Gegensatz dazu ist der sizilianische Volvopilot, klar abweichend von den Verhaltensmustern seines deutschen Pendants, der klare Anführer in der Ich-kann-den-Radfahrer-am-knappsten-überholen-Liga. Komisch, ist aber so...

Erst als wir kurz vor Paterno in Richtung Ragalna abbiegen, wird es wieder etwas ruhiger, dafür kommt jetzt wieder ein wenig Gekletter dazu. Über Nicolosi, wo noch ein Kaffeestop ansteht, Pedara, Monte Rosse und Santa Veneria hangeln wir uns am Hang entlang Richtung Heimat. Die letzten Kilometer von Giarre an bescheren uns landesübliches Verkehrschaos, was ein paar Nerven kostet, aber zu guter Letzt sind wir wieder glücklich und zufrieden auf den Hof gerollt.

Montag, 18. April 2016

Sizilien, Tag 3: Mal was Kurzes

Wie gestern festgestellt, hat man ohne Plan mehr Abenteuer. Das probieren wir heute dann mal in Vollendung. Nicht mal ein fragmentarischer Track steht zur Verfügung.

Vom Balkon unseres Hotelzimmers sieht man die Küste nordwärts ein Dörfchen auf der Spitze eines Berges. Schon aus der Ferne protzt das schnell auserkorene Ziel namens Castelmola mit allem, was das Touristenherz begehrt: Authentizität, garantiert total pittoresk und überhaupt.

Der Weg dahin führt erstmal über die Hauptstraße durch Fiumefreddo. Da ist reichlich Verkehr, aber das hatten wir die letzten Tage ja auch schon. Kurz hinter dem Ort biegt Nina Richtung Meer ab. Ob es da einen Weg weiter nordwärts gibt, ist unklar, aber wir wollten ja Abenteuer... Kommentar von Nina: "Wenn da nix geht, müssen wir halt wieder hochfahren". Allein das ist ein Kreuz im Kalender wert, auch wenn es sich vielleicht um 5hm handelt... Also wieder hochgefahren, zurück auf die Hauptstraße, war fast klar. Nächster Ort ist Giardini Naxos. Klingt griechisch, ist es irgendwie auch. Ein entsprechendes Schild informiert den Unwissenden über die Existenz der hellenischen Niederlassung auf Sizilien.

Dann wird es in Giardini etwas verwirrend. Zum Schluß weist uns ein freundlicher Motorradfahrer den Weg. Nur, warum grinst der Kerl so hämisch? Könnte es sein, das er uns den Aufstieg nicht zutraut?
Daran liegt es wohl nicht, keine 200m weiter klappt die Straße hoch wie eine Wand. Das 15%-Schild nimmt man angesichts des Steilheit gewordenen Asphalts kaum noch wahr. Selbst wenn man es gelesen hätte, ändert das nichts daran, dass dieses Schild dort nur montiert ist, weil 18%-Schilder grade aus waren. In kürzester Zeit und Strecke überwinden wir gut 200hm bis Taormina, aber damit ist ja noch lange nicht Schluß. Der Steigwinkel wird etwas moderater, erstaunlich, wie locker man 11% wegkurbelt, wenn der Muskel kurz zuvor Schlimmeres bewältigen muss. Das Sträßchen nach oben windet sich in allerliebster Weise den Berg hinauf, bei 550m ü.M. bleibt der Zähler stehen, und das ist auch gut so. Castelmola erfüllt alle Erwartungen, richtig hübsch, aber natürlich eine Touristenfalle. Trotzdem gibt es da ein leckeres Mahl und guten Cappuccino, ein Trinkbrunnen füllt die leeren Flaschen, dann machen wir uns auf den 1:1 Rückweg. Die Abfahrt ist extrem winkelig und unten natürlich sausteil - da glüht die Felge. Dann noch eine kleine Upspeed-Einheit zurück zum Hotel und das war's schon für heute.

Morgen machen wir dann mal wieder was mit Plan... :-)

Sonntag, 17. April 2016

Sizilien, Tag 2: Zu hoch gegriffen...

...könnte man sagen. Tut man aber nicht. Nach der ungeplanten gestrigen Höhenmeterorgie sind wir heute nichtsdestotrotz guter Dinge. Die Südseite des Ätna zu erklimmen lautet der Plan. Laut Track stehen da ca. 98km mit etwas über 2000hm auf dem Zettel, eine machbare Aufgabe. Denkt man so. 

Die Anfahrt bis Zafferana gleicht dem Weg von gestern wie ein Ei dem anderen, nur empfängt uns die Strandpromenade mit Nebel, der sich aber wenige Meter landeinwärts sofort auflöst. Dafür sind wir flotter als gestern unterwegs, was die Einschätzung der Aufgabe in rosigem Licht erscheinen läßt.
In Zafferana gibt es dieses Mal keinen Pizzastop, dafür führt der leichtsinnig geklickte Track uns auf 16% Rampen, die zum pittoresken Lokalkolorit zu gehören scheinen und gerne mit großklotzigem Pflaster beschichtet werden. Das kostet schon mal ordentlich Körner, und der gestrige Tag macht sich auch langsam im Bein bemerkbar...

Wir mühen uns noch ein wenig an der Auffahrt, von 8-18% ist alles dabei, nur eine Wasserstelle nicht. Auch Riegel und Powerbeans sind längst verschluckt, so endet der 1.Versuch (ob es einen 2. geben wird? Ich hoffe ja!) bei ca. 1100m ü. M. Das treibt uns angesichts der Jahreszeit 
und des nicht wirklich trainingsintensiven Winters keineswegs die Schamesröte ins Gesicht, und so rollen wir einfach wieder zurück nach Zafferana, das uns jetzt unmissverständlich das mit der Pizza nochmals erklärt. Selbe Bude, dieses Mal ohne Diavola, sehr lecker.

Weiter führt unser Weg nach dem Kulinarikstop über Milo und Fornazzo zu einer weiteren traumhaften Abfahrt nach Presa, dann kommt eine kleine Gegenwelle gefolgt von einer flotten Kehrensammlung bergab. Dann sind wir auch schon wieder im Hotel angelangt, und trotz der Abkürzung sind immer noch gute 70km und über 1600hm zusammen gekommen. Also, was wir nicht an Kilometern schruppen, probieren wir mit Höhenmetern zu kompensieren. :-)

Und da das mit den Plänen hier ja nicht zu funktionieren scheint, fahren wir morgen mal einfach nordwärts und gucken, was passiert. Wer nix plant, hat mehr Abenteuer...

Samstag, 16. April 2016

Sizilien, Tag 1: Eine Runde rollen +

Über die Anreise nach Sizilien berichte ich nix, weil AirBerlin einfach mal wieder einen perfekten Job abliefert und die Autobahn von Catania Richtung Messina auch nichts Aufregendes zu bieten hat.

Obwohl bei Tripadvisor und ähnlichen Portalen anders dargestellt, finden wir unser in Orangenhainen und hinter Gewächshäusern verstecktes Hotel ohne Probleme. Ein intensiver Duft nach Orangenblüten empfängt uns schon auf dem Parkplatz und bleibt allgegenwärtig. Schön!

Nach einem opulenten ersten Abendessen noch schnell die Räder montiert, dann geht's ins Bettchen, morgen soll ja dem Radsport gefrönt werden.

Also auf die "Einrollrunde": Weil ich gestern schon müde war, habe ich mir den Track nicht weiter angeguckt, 75km soll er lang sein, das passt. Denke ich so. Der Start passt auch, es geht erstmal etwas unruhig durch Fiumefreddo, dann am Meer entlang, man will ja nicht gleich in den Berg reinballern.
16km später ist dann doch bergauf fahren angezeigt.
Erstmal noch ganz gemächlich, die in den Ortschaften eher unterdurchschnittlichen Strassen werden mit zunehmender Höhe immer besser. Aber bald ist auch das vergangen, keine 25km nach Abfahrt stehen das erste Mal 14% auf dem Display, die Beine bestätigen den Zahlenwert mit Unwillen.
4km später ruft Nina nach Nahrung, was von der Topographie der gewählten Ortschaft sofort mit der nächsten Killerrampe belohnt wird. Da selbst winzigste Ansiedlungen sich hier mit Großstadtflair schmücken wollen,  machen Einbahnstraßen das Auffinden einer genehmen gastronomischen Einrichtung schwierig, aber nicht unmöglich.
Wir teilen uns ein Focaccia Diavola zu Cola und Limo, und müssen feststellen, wenn der Sizilianer "Diavola" dran schreibt, meint er SCHARF!!! Cappuccino rundet das Mahl ab, dann müssen wir weiter.
Die vorabendliche Nichtbetrachtung des Tracks kommt jetzt so langsam zum tragen, wir sind schon über 800m ü.M., ein Ende der Rampe zeichnet sich nicht wirklich ab. Langsam wir es auch der Höhe angemessen etwas frisch, Dinge wie Windwesten sind ja bekanntermassen überbewertet, also muss man sich warme Gedanken machen oder etwas doller treten, dann wird's auch warm. Nach gut 65km durch spektakulär wechselnde Landschaften, verursacht durch den aktivsten Vulkan weit und breit, den Ätna, der auch jetzt ein flottes Wölkchen ausatmet, sind wir dann endlich oben, immerhin 1615hm stehen auf dem Garmin, schon nicht schlecht für eine Einrollrunde. Bis dahin ging es auf jeden Fall schön langsam zur Sache, also genau richtig... :D

Nach der Pflicht folgt bekanntlich die Kür, will heißen: die Abfahrt. Was für ein Brett! Anfangs noch etwas mit Vorsicht zu genießen, weil in manchen Kurven die obligatorische Vulkanasche dick rumliegt, aber dann entwickelt das Asphaltband echten, fetten Flow. Schlicht grandios, eine würdige Belohnung für die Mühen der Auffahrt.

Der erste Eindruck soll ja prägend sein, im Fall von Sizilien als Radsportdestination ist es ein Guter!