Freitag, 2. November 2012

Ick gloob ick bleib hier... Nee, nur Spass...



Kurzzusammenfassung der fehlenden drei Tage:

Dienstag:
Palma. Hübsche Altstadt, winklige Gassen, teils hübsche Häuser, extrem fehl am Platz wirkende Weihnachtsdeko, jede Menge Touris – trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit, leckere, aber nicht ganz billige Restaurants, Königspalast – schick, Kathedrale – geschlossen, Regen.

Mittwoch:
Abhängen, ausschlafen (mehrfach), Extremcouching, WIND!!!

Donnerstag:
Klassikerrunde nach Orient über den Col d'Honor und auf dem Rückweg nochmal auf den Randa.


Freitag (jetzt wieder ausführlicher):
Wie das so ist im Vorfeld einer Reise, macht man sich Gedanken. Mach ich auch. Und wenn es denn auch noch ums Radfahren geht, kommt dabei manchmal sowas wie die heutige Strecke zustande. Darüber denke ich freilich schon länger nach, und nachdem mein Spass in der Schweiz mit Flüela und Albula hintereinander weg so schön klappt, muss das jetzt auch noch sein:
Start in Biniamar, in der Nähe von Inca, eine der eher scheußlichen Städte auf Malle, dann über Caimari zur womöglich bekanntesten Tankstelle Europas, auf dem Col de Sabataia, dann Richtung Soller, aber nicht, ohne den sicher schönsten und auch längsten Anstieg der Insel mitzunehmen: Sa Calobra. Dann über den Puig Major – den höchsten auf Asphalt anfahrbaren Punkt – runter nach Soller, über den gleichnamigen Col nach Bunyola und zu guter Letzt noch schnell über den Col d'Honor zurück nach Biniamar.
Angesichts der Jahreszeit ist das Zeitfenster eher klein, um 17:45 ist das Licht aus...
Die Auffahrt zur Tanke geht flüssig von der Hand, eine Gruppe anderer Rennradler saugt mich förmlich an und schwupps sind wir oben – so schnell ging das noch NIE!!! Spätform ist halt doch was anderes als aus der Winterträgheit da rumzueumeln.
Ab da allein, ging es weiter zum Abzweig nach Sa Calobra, wo man erst noch über den Col des Reis muss, bevor man die traumhafte Abfahrt ans Meer angehen darf. Im Gegensatz zu sonstigen Gepflogenheiten war das diesmal ein vollständiger Soloflug, ganz ohne Autos, Reisebusse oder sonstige Hindernisse – großartig. Was man da in weniger als einer Viertelstunde runterfällt, muss man danach freilich wieder hoch, um diese Jahreszeit fährt der Rentnerdampfer nach Port Soller nicht mehr. Schlappe 700hm und 56min später bin ich zum zweiten Mal auf dem Col des Reis, langsam merke ich, was ich mir da vorgenommen hab.
Zurück am Abzweig geht es gleich wieder in den nächsten Anstieg, moderates Geläuf bis zum Tunnel, der an der Passhöhe des Puig Major lauert: Unbeleuchtet, bergab, kalt – bääh.
Die Abfahrt nach Soller eignet sich im Höchstmaß für felgenschonende Fahrweise, und auch hier ist kaum Verkehr – großes Kino. In Soller wird an einer Tanke Wasser nachgefasst, ein Liter Cola in den Fahrer gefüllt und noch eine Schoki gefuttert. Das muss reichen, die Uhr tickt!
Als nächstes steht der Col de Soller im Weg, der ist aber freundlich zu fahren – ein Rollerpass mit jeder Menge Kehren, so wie ich es mag. Und auch hier wieder: Die Abfahrt für mich ganz alleine!!! So macht das Spass...
Eine winzige Welle bringt mich nach Bunyola, dem Fußpunkt des letzten ernsten Anstiegs: Der Col d'Honor, gestern schon besichtigt, heute als Schlußstück. Nach wie vor herrscht Einsamkeit, rauf wie runter... Kurz hinter Orient kommt dann das wirklich letzte Passchild des Tage, der Col d'Orient...Noch ein paar Wellen, und ich sitze nach immerhin 7 Pässen erschöpft, aber glücklich im Auto.

Aber das Beste erzähl ich natürlich zum Schluss: Wir haben den 2. November und ich bin das ganze Ding bei flotten 22°C in Kurz-Kurz gefahren... Einen viel besseren Blocker für herangallopierende Herbstdepris kann ich mir nicht vorstellen :-)