27.5.2012
Potosi
Aaaah – Ausschlafen! Danach das
zugegebener Maßen etwas schmale Hotelfrühstück, dann Mailcheck,
gibt’s schon Reaktionen auf das letzte Blogpost? Nachdem der Akku
des Netbooks in die Knie geht, treibt es mich auch auf die Straße.
Zum einen muß ich noch die Ingredienzien für unser Frühstück
unterwegs, Haferflocken und Milchpulver, auffüllen, zum anderen will
ich natürlich auch was von der Stadt sehen. Potosi hat eine
wechselhafte Geschichte hinter sich, in der sich fast alles um die
Schätze des „Hausberges“, des Cerro Rico dreht. Schon früh
wurde Silber gefunden, und die Spanier beuteten die Vorkommen sogar
unter Zuhilfenahme von afrikanischen Sklaven aus. Als Resultat dieser
Zeit hat die Stadt eine wunderschöne Altstadt mit vielen kolonialen
Bauten. Auch unser Hotel gehört dazu.
Wie anscheinend überall in Südamerika
ist sowas wie ein Ladenschlussgesetz fremd, auch am Sonntag hat fast
alles offen, nur während der Siesta bleiben nur die zahlreichen
Handyshops offen.
Nach einigem Rumgelatsche finde ich
einen der typischen Märkte in mehreren großen Hallen. Auch hier
herrscht am Vormittag noch gemäßigte Betriebsamkeit, aber ich
kriege was ich will und kann mich dann wieder dem Müßiggang
widmen:-) Nachdem ich auf dem Weg vom Markt mehrfach von einer
kirchlichen Prozession aufgehalten werde, sitze ich jetzt wieder im
Cafe und freue mich auf ein schönes Stück Kuchen und einen leckeren
Cafe con Leche...
Da es die indigene Bevölkerung, die
hier den Hauptanteil stellt, nicht leiden kann, photographiert zu
werden, und ich auch nicht wie der letzte Tropf hier rumknipsen mag,
gibts davon leider keine Bilder.
28.5.2012
Potosi-Millares
Während sich zu unchristlichen Zeiten
die ersten Rucksackträger zum Frühstück drängeln, packen wir
erstmal die Räder. Als wir mit unserem Morgenmahl fertig sind,
stehen Menschen in Verkleidung im Patio des Hotels rum: Originale
Minenarbeiterbekleidung ist Pflicht für den Besuch der Stollen.
Wir verlassen das Gehöft in Richtung
Sucre, dem Regierungssitz Boliviens. Das sind ca. 160km, also 2
Etappen, von denen die erste in fast schon schmerzhafter Weise
Höhenmeter verbrennt. Von fast 4000m plumpsen wir mit einigen
unbedeutenden Gegenwellen auf 2300m, zum morgigen Tagesziel Sucre
müssen wir dann nochmal auf 2800m klettern.
Hier „unten“ im Tal ist es
sommerlich warm, eine echte Wohltat nach den eisigen Tagen. Auch
verschwinden mittlerweile normale Dinge aus dem Bild: Lamas, Vicunas
und sonstige Hochlandbewohner werden durch Kühe, Schafe, Ziegen,
Hühner und Schweine ersetzt, alle laufen irgendwie frei umher. Auch
das aus Chile bekannte Hundethema kommt wieder auf.
Die Strasse ist immer noch vom
allerfeinsten, die heutigen Abfahrten machen den Wunsch nach meinem
Rennrad größer. Wer zu viel Geld hat, und nicht weiß, wo er sein
nächstes Höhentrainingslager machen soll: Zwischen Uyuni und Sucre
geht was...
Der heutige Abschnitt endet in
Millares, einem winzigen Ort, der nicht mal auf der Karte zu sehen
war. Etwas über 100km sind um, wieder einmal gab es krasse Wechsel
in Landschaft und Vegetation, fast zu viel für einen Tag, obwohl die
Fotoausbeute eher schmal ausfällt. Wir finden eine Pension, wo
lustig gefeiert wird: Der Dia de la Madre scheint etwa so zu
funktionieren: Erst werden 2 Tage lang Torten gefressen, und am
dritten Tag saufen sich die Mütter richtig einen an. Ich werde zum
tanzen genötigt, Bier fließt in Strömen, kurze Zeit später weinen
die Madres aus mir unbekanntem Grund, dann wird zum Trost weiter
geschluckt. Um 19:30(!) treten wir den strategischen Rückzug an, die
Muddis sind sternhagelvoll, es wird wieder geweint...Der Wunsch nach
einem echten Kontakt zu den Leuten kann kaum besser erfüllt
werden...
29.5.2012
Millares-Sucre
Die Nacht war die wärmste seit langem,
nur mit dem Seideninlet für den Schlafsack penne ich bis zum
Morgengrauen auf der etwas seltsamen Matratze, deren Qualitäten mir
den ganzen Tag zu schaffen machen werden. Die Dame des Hauses ist
offensichtlich leicht angeschlagen von den Exzessen des vergangenen
Abends, kurz angebunden und mürrisch gibt sie uns heißes Wasser für
das Frühstück und nimmt ebenso die lächerlich erscheinende
Bezahlung für Abendessen, Bier und Unterkunft entgegen. Erst beim
Abschied lächelt sie wieder...
Der weitere Weg nach Sucre schraubt
sich gemächlich mit kleinen Zwischenabfahrten in die Höhe, Millares
liegt auf 2300m, unser Ziel auf 2800m. Dank der Matratze gestalten
sich die Anstiege für mich schwierig, da die Rückenschmerzen
kraftvolles Treten nur bedingt zulassen. Sehr ärgerlich, wenn man
das erste Mal seit langem wieder genug Luft zur Verfügung hat um
genau das zu tun...
Die Landschaft ist schön, Erinnerungen
an Südfrankreich werden wach. Nur 2000m zu hoch:-) Kurz nach dem
Start kommt uns ein Rennradler entgegen, offensichtlich auf
Trainingsrunde, später kommt er noch mal von hinten vorbeigezischt –
Neid!!! Aber wie schon erwähnt: Gutes Revier...
Kurz vor Sucre liegt rechts der Straße
ein Schloss, anscheinend hatte irgendwer zuviel Geld. Bei genauerer
Betrachtung gehört das Bauwerk zu einer militärischen Anlage, auf
einem Platz trabt eine Kompanie Uniformierter dahin, während sich an
anderer Stelle einer am Barren befleißigt und prompt auf den Arsch
fällt. Schadenfreude hat immer noch was, erst recht wenn einem
selber der Buckel zwackt...
Die erste Begehung in Hostelnähe zeigt
uns eine bunte, quirlige Stadt mit allem drum und dran, wie es
aussieht, werden wir 3 Tage hier bleiben um das zu erkunden.
30.5.2012
Sucre
Der erste Eindruck hat nicht getäuscht!
Hier ist wirklich was los. Ähnlich wie auch schon Potosi glänzt die
Stadt mit vielen Kolonialbauten. Sucre ist mit gut 200000 Einwohnern
für bolivianische Verhältnisse schon eine echte Metropole und
außerdem Boliviens Regierungssitz. Das macht sich auch in starker
Polizei- und Militärpräsenz bemerkbar, allerdings ohne bedrohlich
zu wirken. Unerwartet viele Frauen stecken in den Uniformen. Der
Mercado Central ist eine weitere typisch südamerikanische
Markthalle, hier gibts alles, wenn man weiß, wo man suchen muss.
Neben frischen Lebensmitteln aller Art und allen möglichen
Haushaltsartikeln gibt es hier auch jede Menge Fressbuden, wo Frauen
verschiedenste Leckereien und auch sauleckere Milchshakes frisch
zubereiten.
Im Augenblick sitze ich in einem
Restaurant am Plaza 25 de Mayo, und draussen zieht, obwohl es mitten
in der Woche ist, die dritte Marschkapelle vorbei, die mehr laut als
schön kann, aber das macht nichts, jede Menge Leute laufen mit. An
den Ampeln, die tagsüber eher Empfehlungscharakter haben, regeln
Polizistinnen(?) in Zebrakostümen den Verkehr – verrückt, aber
schön...Pics:
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Tracks:
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*lol* was habe ich mal wieder gelacht *lol*
AntwortenLöschensuper geschrieben - sehr lebendig! lass dich nur weiter von den muddis nötigen... gute besserung für deinen rücken und lasst euch nicht zu sehr von den hunden ärgern!
warum haben wir nicht so einen Muddertach ? Hab laut gelacht, MOM
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