8.5.2012
Antofagasta-Carmen Alto
Nach zwei herrlich faulen, aber
eindeutig verdienten Tagen mit gutem Essen, Wein, Bier und
ausschlafen, hat uns die Ruta 5 wieder. Nach ca. 5km Gewusel durch
die Stadt klappt die Straße nach oben und ein Anstieg mit 6-10%
Steigung bringt uns im Schneckentempo von 0 auf 450m. Schon ist das
Trikot wieder schweissnass, die erholsamen Effekte der Ruhetage
scheinen verpufft. Oben erwarten uns einige angenehme Überraschungen:
1. Rückenwind!!!, 2. An der Straße wird fleißig gebaut, so haben
wir mehrmals etliche Kilometer frisch asphaltierte Panamericana für
uns alleine. 3. Da, wo ein Ort auf der Karte ist, gibt es tatsächlich
einen, inklusive Posadas. 4. Kleine Änderungen der Packordnung
verbessern das Handling der Packesel deutlich. 5. RÜCKENWIND!
So klettern wir zwar ein wenig über
100km ohne Unterlass, aber die Bedingungen gewähren uns leichtes
Spiel, um nach knapp 6 Stunden Fahrt durch, wie sollte es anders
sein, Dreck, auf 1345m in Carmen Alto unsere Zelte unter der Pergola
einer Posada aufzuschlagen. Hier verlassen wir auch nach gut 1000km
(endlich) die Panamericana, ein Wiedersehen mit der vermeintlichen
Traumstraße gibt es erst wieder im Norden Perus.
9.5.2012
Carmen Alto-Calama
7:00 Uhr, mal wieder, der Wecker hätte
getrost aus bleiben können, der Verkehr am frühen Morgen ist sowohl
auf der Panamericana, als auch auf der Ruta 25, die uns Calama
bringen wird, beträchtlich. Auch die Posada und die benachbarte
Tankstelle sind bestens besucht. Hier treffen wir auch den netten Trucker, der uns einige Tage zuvor mit Saft und Wasser geholfen hat, wieder. Zu unserem Bedauern hat der Wind
über Nacht gedreht, und wird demzufolge erstmal gegen uns arbeiten.
Die „neue“ Straße unterscheidet sich äußerlich natürlich kaum
von der Ruta 5, aber die Landschaft schon. War in den letzten Tagen
noch vieles naturbelassen, bis auf die Spuren des Straßenbaus, ist
heute schnell klar, worum es in dieser Ecke geht: Ausbeutung von
Bodenschätzen. Der Dreck rechts und links ist fast überall
wenigsten einmal von einer Baggerschaufel bewegt worden, an manchen
Stellen sieht man schon aus der Ferne Staubfahnen aufsteigen, ein
klarer Hinweis auf intensive Erdbewegungsarbeiten. Da die Straße
weiterhin eher verhalten ansteigt, und das zerfurchte Angesicht der
Atacama eher abschreckt, ist das Motivationsniveau überschaubar. Bis
wir bei ca. Kilometer 90 über einen Buckel mit Kurve kommen und sich
ein majestätischer Anblick bietet: immerhin noch 25km vor uns liegt
Calama auf der Hochebene, dahinter ist eine ganze Kette
schneebedeckter Berge zu sehen. Da wir schon auf über 2000m sind,
wir schnell klar, das das richtige Dinger sein müssen. Die Karte
attestiert jedem einzelnen eine Höhe von teils deutlich über 5000m.
Da stinken die Alpen mal schlicht ab. Ein Anblick, zum heulen schön,
der Soundtrack zum Bild war Juli mit „Ich liebe dieses Leben“ -
irgend wie passend. Da weiß ich plötzlich wieder GANZ genau, warum
ich hierher wollte.
Die Unterkunftsfindung in Calama war
zäh, irgendwie ist fast alles ausgebucht, zu guter Letzt haben wir
aber mal wieder ein schnuffeliges Hostal gefunden. Jetzt liegen wir
völlig platt und gut gefüttert auf den Betten, trinken Bier, essen
Mäusespeck und werden wohl in Kürze zusammenbrechen.
10.5.2012
Calama
Der Hauptgrund, hier einen Tag Pause zu
machen, war, das wir, dank Marco, die Chance hatten, die größte
Mine der Welt zu besichtigen. Die Chuquicamata-Mine
ist das größte Loch, was von Menschenhand gegraben wurde: 5km lang,
3,5km breit, 1km tief. Selbst, wenn man persönlich am Rand dieser
Grube steht, sind das unvorstellbare Dimensionen. Riesige Trucks,
Eigengewicht 450 Tonnen, mit 300Tonnen Gestein in der Kiepe, 4m hohe
Räder, kriechen scheinbar im Schneckentempo in ameisengleichen
Konvois die Rampen auf und ab. Rund um die Hauptmine gibt es noch
diverse kleinere Abbaustellen, aber schon von der Stadt aus sieht man
die Abraumhalden: Künstliche Berge, hunderte Meter hoch, und die
wachsen noch, das seit 2008 leerstehende Minenarbeitercamp – in
Wirklichkeit ein vollständiges Dorf mit Kino, Theater, Banken,
Fußballplatz, etc... - wird irgendwann verschüttet sein. Da hat
jemand gut zugehört, als es einmal hieß: „Macht euch die Erde
untertan“.
11.5.2012
Calama-San
Pedro de Atacama
Heute steht
ein dicker Buckel im Weg: 3415m ist er hoch (Cime de la Bonnette? Ein
Hügel...;-)), sagt mein Garmin. Wenn man von 2265m startet, ist das
gar nicht mehr sooo viel - dachte ich...Echt böser Gegenwind lässt
den Anfang der 60km bis zum Paso Barras Arana nicht eben flüssig
angehen. Aber irgendwer hat Gnade, und schaltet den Ventilator aus.
Da diese ganzen Vorberge in Chile zwar hoch, aber wenig zerfurcht
sind, geht auch diese Straße den geraden, asphaltsparenden Weg, ohne
echte Höchstschwierigkeiten in den Weg zu legen. Maximal 8%, und das
nur für wenige Meter, killen einen nicht. Das macht dann die schiere
Dauer des Aufstiegs, weil Senken mit Gefälle, wo man mal die Beine
ruhen lassen kann, gibt es nicht. Nach dem wir schon den Weg von
Antofagasta bis Calama auf diese Weise erleben durften, schockt uns
das nicht, tut aber trotzdem weh im Bein...
AAABER!!!
Kaum über den Pass, leistet die Atacama, nach so vielen Tagen
verwüsteten Drecks, Entschädigung. (Die Staubfahnen und die
Abraumhalden der Chuquicamata-Mine kann man übrigens noch aus 50km
Entfernung erkennen) Aufregende Gesteinsformationen, in völlig neuen
Farben, im Hintergrund vom Andenhauptkamm mit schneebedeckten Gipfeln
verziert, lösen ein wahres Motivklingelmassaker aus! Selbst ich, der
in Abfahrten ja sonst nichts anbrennen lässt, halte mehrmals an, um
zu versuchen, diese schlicht unglaublichen Aussichten mit der Knipse
einzufangen, wahrscheinlich mit minderem Erfolg – wer das in Echt
will: Flüge nach Chile sind gar nicht so teuer ;-)
Jetzt
lümmeln wir in unserem ausnahmsweise vorgebuchten Hostal in San
Pedro de Atacama rum und freuen uns auf einen weiteren Ruhetag, der
seltsamerweise auf Bettinas Geburtstag fällt...
San Pedro
selbst ist ein in vielen Reiseführern als Touri-Abzocke verpönt,
aber mal ehrlich: Ein 3000-Seelen-Kaff im Nichts, zufällig mit
Wasser gesegnet, umgeben von irrsinniger Landschaft mit vielen
wirklichen Highlights, wovon sollen die Leute hier leben? Da kann man
sich auch darüber beklagen, das Ischgl so gar nicht authentisch
ist...
Die nächste Meldung wird ein wenig auf
sich warten lassen, da wir beschlossen haben, die Lagunenroute mit
Schlenker über den Salar de Uyuni zu fahren, was wohl knapp zwei
Wochen dauern wird. Internetzugang ist in diesem Teil Südboliviens
eher unwahrscheinlich...Pics:
https://plus.google.com/photos/104500526512582281551/albums/5741450850103074561?authkey=CN7JrtWp4ZWqvAE
Tracks:
http://connect.garmin.com/activity/177136659
http://connect.garmin.com/activity/177136641
http://connect.garmin.com/activity/177136616
Wie machst du das nur? Schreibst Tage später so, als ob es eine Liveberichterstattung wäre - echt klasse! (oder schreibst du jeden Abend per Hand vor? ;o)) - es liest sich jedenfalls mal wieder prima und läßt einen volle Kanne mitfiebern! Danke! Verwöhn Bettina heut mal ein wenig und lasst es euch gut gehen.... genießt die Lagunenroute! Liebe Grüße!
AntwortenLöschenTägliche Fleißarbeit...
AntwortenLöschenFantastische Bilder, übrigens auch die von Bettina auf ihrer Seite...kann das sein, daß sich schon einige Kilo von Dir davongemacht haben ?Kommt mir so vor. Für die kommunikationsfreie Route viel Glück, leichte Fahrt und Rückenwind !!! MOM
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