Freitag, 27. März 2015

Die Ruhe nach dem Sturm

Heute ist Rekom – Tag, was nach der gestrigen Etappe auch dringend notwendig ist, ungeachtet der Tatsache, dass es unser vorletzter Tag auf Gran Canaria ist. Ninas Erkältung ist fast weg, das zwischenzeitlich schmerzende Knie scheint sich auch zu benehmen, also satteln wir endlich mal wieder gemeinsam die Hühner, um ganz schnöde die Küstenstraße nach Puerto Mogan und zurück unter die Räder zu nehmen. Der Verkehr ist unerklärlich stark, ein Blödmann im schwarzen Benz benimmt sich in bester Berliner-Umland-Manier: Dauerhupe, sauknapp überholen, das übliche sozusagen. Was seine vermummte Gattin zum quer durch die Karre auf den „Feind“ rotzen gesagt hat, ist unbekannt...
In Puerto Mogan ist Markt, total pittoresk und authentisch, deshalb ist alles, was noch krauchen kann, hierher geeilt und hat vergessen, dass es eine ganz neue, mautfreie Autobahn hierher gibt, daher das hohe Verkehrsaufkommen auf der Küstenstraße.
Zum Schluß sind 75km weggerollt und ganz unauffällig fast 1200hm erklommen.

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Von Bildern der unsäglichen Küste wird der geneigte Leser heute verschont

Aber noch ein paar Worte zu gestern, das war ja knapp genug, aber es war spät, ich hatte Hunger, und nach 18:30 bricht das WLAN hier regelmäßig zusammen.

Auf Alleinfahrt kann ich ja machen was ich will, daher habe ich gestern die Königsetappe beschlossen. Große Kommentare zu den Straßen kann ich mir sparen, die waren die Woche alle schon mal dran. Bis auf den Schlußanstieg, der erst zum Roque Nublo, oder besser gesagt dem dazu gehörenden Aussichtspunkt, und dann final auf den Pico (oder Pozo) de las Nieves, den höchsten Punkt der Insel mit 1934m, führt. Die Rampe startet in Ayacata auf 1300m, 300hm weiter ist man am Aussichtspunkt zum Roque Nublo, und hat diverse Stücken mit zweistelligen Steigungsprozenten überwunden, was in der später auf der selben Strecke folgenden Abfahrt für gut durchgewärmte Felgen sorgt, weil: das Ding ist auch noch winkelig... Nach dem Aussichtspunkt wird es erstmal etwas flächlich, man verliert sogar wieder einige Höhenmeter, eine Sache, der ich, angesichts meines an dieser Stelle schon ziemlich desolaten Zustands, so gar kein Verständnis entgegenbringen kann. Langsam wird es auch recht frisch, auf 1700m ist es halt deutlich kälter als auf Meereshöhe, aber der weise Mann sorgt vor, zaubert ein Jäckchen aus dem Rucksack, und in wohliger Wärme geht der Gipfelsturm (oder eher: das Gipfellüftchen;-) ) weiter. Da oben treffen sich einige Straßen, aber die Inselregierung lässt niemanden dumm sterben und hat alles gut beschildert. Ich gucke auf meinen Garmin, und finde auch zum Ziel. Den Ausblick zu beschreiben fällt mir schwer, und die Fotos können das wohl kaum transportieren. Schlicht (wie gestern schon gesagt) der Hammer. Allein dafür kann ich Jedem, dem immer nur Malle zu doof und sowieso schon immer zu flach war, Gran Canaria wärmstens ans Herz legen. Zum Rad fahren echt schön, auch wenn das Straßennetz nicht so umfangreich ist. Wer den Anblick der wirklich häßlichen Küstenbebauung ignorieren kann, wird hier auf jeden Fall glücklich.


Der Rückweg ist bis San Batholomé mit dem Hinweg identisch, die folgende Abfahrt bis Santa Lucia auch schon von Dienstag bekannt, nur den Schlenker über Agüimes lasse ich weg, um den direkten Weg an die Küste zu testen. Auch nicht schlecht, beeinhaltet ein paar überraschende, aber nicht schlimme Gegenwellen, macht Spaß. In Vecindario laufe ich auf zwei britische Kollegen auf, und der Rest des Weges geht mit fettem Schiebewind und Geschwindigkeiten am Ende des Übersetzungsspektrums sehr schnell vorbei.

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