Freitag, 9. September 2016

Dolomiten, jawollbuhu

Tja, jetzt ist schon wieder Schluß, buhu... Heute ist in der Sonne sitzen, lesen, und allgemeines Faulenzen das Programm. Zum Einen merke ich die vergangene Woche, speziell den gestrigen Tag, zum Anderen habe ich keine Idee mehr, was ich jetzt noch fahren soll, ohne mich total fertig zu machen.
Das ist wahrscheinlich eine sehr gute Entscheidung, wenn ich mir den Verkehr hier auf der Passstraße so ansehe. Wie schon gestern auf den beiden letzten Abfahrten ist ordentlich was los, und sowas kann man ja auch getrost mal an sich vorbeiziehen lassen.

Zum Ziel dieser Runde: Die Dolomiten sind definitiv ein Traum, die umwerfende Landschaft, die weitestgehend guten bis sehr guten Strassen, das Spektrum an möglichen Runden. Was hier nicht so richtig geht, ist rumlullern, weil selbst die dicken Strassen in den Tälern, die dann auch den starken Verkehr führen, alles andere als flach sind. Wenn man sich allerdings mal ordentlich eine aufs Dach geben will, die perfekte Destination, je weiter unten im Tal man wohnt, desto mehr. Oder wie ich oben auf einem der vielen Pässe...

Zur Unterkunft: Das Hotel Pinei kann ich uneingeschränkt empfehlen. Sehr gepflegt, sehr sauber, sehr aufmerksames, freundliches Personal, großartige Küche. Meine Anfrage nach Rennrad mit aufs Zimmer wurde binnen kürzester Zeit positiv beschieden.
Gestern Abend gab es dann noch Lagerfeuer mit Akkordeongedudel und Schnaps aufs Haus, findet man auch nicht überall...
http://www.panidersattel.com/de.html

Zu guter Letzt: Die allseits beliebte graphische Darstellung meiner völlig unabhängigen Bemühungen:


Donnerstag, 8. September 2016

Dolomiten, jawoll-oh-oh

Das Oh-oh ist das erste, was heute morgen durch meinen Kopf geistert, als der Wecker seine Arbeit aufnimmt. Angesichts des nahenden Endes dieser bislang traumhaften Woche habe ich mir nämlich noch ein echtes Brett gebastelt. Total unabhängig und so, versteht sich...
Ergebnis der Bastelstunde: Grödnerjoch, Passo Valparola, Pordoijoch, Sellajoch, Pain-Needer-Sattel.
Also ein Menu mit vier Gängen und Nachtisch... 

Die Anfahrt zum Grödnerjoch ist hinlänglich bekannt, der gestrige "Ruhetag" macht sich positiv bemerkbar, ohne Wiederworte gehen die Beine im Kreis, keine zwei Stunden dauert es vom Hotel zur ersten Bergprüfung des Tages. Auch die Abfahrt macht richtig Freude, ein weiteres Mal verschafft mir ein weit oben überholtes Wohnmobil freie Fahrt fast bis Corvara. Im Gegensatz zur klassischen Sellarunde lasse ich den Passo Campolongo rechts liegen, und biege links ab, Richtung St. Kassian.
Da beginnt die Rampe zum Passo Valparola, ein weiterer Neuzugang in meiner Pässesammlung. Die gestaltet sich problemlos, die Beine fühlen sich auch in diesem zweiten langen Pass gut an, mein Vorwärtsdrang wird nur von einer Filmcrew, die ziemlich weit oben einen Werbespot für einen bekannten deutschen Automobilhersteller dreht, gebremst. 5 Minuten warten, weil ein "Audi" da zwei Serpentinen rauf und runter donnert. Auch egal, nach Aufhebung der Sperre steht das Wunderauto unter einer Plane, die seltsamerweise ein Stern ziert, und nicht vier Ringe. Total Erlkönig... Ansonsten gibt es auch hier jede Menge Landschaft: 







Irgendwann bin ich dann tatsächlich am Pass, kurz vorher ist eine Jausenstation, die den Namen trägt, aber nicht die Passhöhe darstellt, ich dachte schon, hier hätte man am Schild gespart, ist aber nicht so...


Dann geht es runter nach Arabba, zurück auf bekannte Pfade, durch Livinallongo, vorbei an einem Hotel, wo ich vor Jahren mal im Skiurlaub war. Dann kommt noch ein wenig verdrängtes bergauf, was dann das erste Mal heute Aua im Bein macht. Sind aber nur 4km, dann sitze ich wieder im Cafe Erika, das bewährte Mahl auch Cola,Cola, Toast und Espresso spendet dringend notwendige Energie, zu diesem Zeitpunkt sind nicht ganz 2000hm erklettert, 1300 stehen noch aus.

Der Anstieg zu Pordoijoch dehnt sich ein wenig, ein weiteres Mal habe ich mich nicht um Zahlen gekümmert, aber das Wetter ist schön, die Strasse ziemlich leer, so cruise ich da hoch, die Vorfreude auf die Abfahrt entwickelt sich. Aber da hat irgendwer einen anderen Plan. Offensichtlich ist heute auf dem Pordoijoch das Weltjahrestreffen der unfähigen Autofahrer, der Stau geht wahrscheinlich runter bis Canazei. Na gut, werden die Felgen doch nochmal ordentlich warm, warum soll es denen besser gehen als mir?
Ab dem Abzweig zum Sellajoch ist wieder cruisen bergauf angesagt, aber auch da wird mir die Abfahrt von Unmengen an Autos verdorben, heute ist der Verkehr, den ich am Sonntag befürchtet hatte.
Über den Pain-Needer-Sattel sag ich jetzt nix mehr, nur soviel: Oben gibt es Bier!

Auch wenn durch die unerwartete Rushhour etwas getrübt, ein geiler, anstrengender Tag mit einem unbegründeten Oh-oh am Anfang!

Track: https://www.strava.com/activities/704953401

Mittwoch, 7. September 2016

Dolomiten, jawollhihi

Jetzt scheint es ernsthaft dämlich zu werden, aber "hihi" passt zur heutigen Streckenlänge.

Nach dem ich die letzten drei Tage ja nicht so ganz auf die leichte Schulter genommen hab, ist heute so eine Art Ruhetag. Will heißen, nicht so dolle, aktive Erholung und so. Total selbstbestimmt. Ach nein, der neue Garmin schlug gestern Abend 27 Stunden Erholungszeit vor. Und dicke Beine hab ich auch.

So schmiedet sich ein einfacher Plan: Raus aus dem Hotel, links, runter nach Kastelruth, durch den Ort, dann links, dem Abzweig Richtung Seiser Alm folgen bis Asphalt alle ist, und dann das Ganze zurück.

Genauso wird das dann auch gemacht, was soll ich jetzt rumlamentieren über doofe Jäger, die mich kurz nach der Hotelausfahrt hupend mit ihrem G-Mercedes überholen mussten, damit ich sie eine Kurve später zeternd auf die Sinnlosigkeit dieser Aktion hinweisen kann, über den strahlenden Sonnenschein, die dolomitenwiesensaftiggrünen Hänge, meine Schwierigkeiten, mich zu Beginn des Anstiegs zu zügeln, damit ich nicht den Plan mit der aktiven Erholung torpediere...

Schon unten am Abzweig zur Seiser Alm, die auch gerne und regelmäßig vom Giro d'Italia als Ziel mit Bergankunft angelaufen wird, steht ein unmissverständliches Schild, welches besagt, dass die Strasse von 9:00 - 17:00 nur für Berechtigte befahrbar sei. Zumindest ab St. Valentin, was so etwa auf halber Höhe liegt. Da steht dann auch noch so ein Schild und eine Hütte, in der man anscheinend die notwendige Berechtigung entweder nachweisen muss oder erwerben kann. Keine Ahnung, sonderlich weniger Verkehr ist nicht, aber so richtig schlimm ist der eh nicht.
Mit steter Zurückhaltung pedaliere ich den Berg hinauf, immer mit Blick auf Puls und Watt, alles immer schön im Rahmen und so bleibt auch Zeit für ein paar Bilder.




Irgendwann scheint es, als wäre ich oben, riesige Skistation, Busparkplätze, Menschengewühl. Viel teure Outdoorausrüstung für Bergwandern 2.0: Mit dem Bus oder der Seilbahn rauf, ein wenig umherschreiten, dann ne fette Schweinshaxe, und auf die selbe Methode wieder runter. Einige wenige echte Radfahrer sind auch da, aber wie überall hier zählt das Motto "Strom statt Kondition"... Die E-Bike-Dichte ist hier höher als in ganz Berlin!!!
Aus dem Augenwinkel sehe ich aber weiter oben am Hang noch Autos fahren, die machen keine Staubwolken, ergo ist da Asphalt. Schnell ist der Weg gefunden, und so kurbele ich weiter, jetzt im Slalom durch das Stöckchen schwingende Volk. Gelegentliche Mitleidsbekundungen perlen an mir ab, schließlich bin nicht ich mit der Seilbahn hierher gekommen.
Auf 2015m ist dann tatsächlich Schluß, Asphalt alle, Berg auch.


Dafür gibt es da ein Berghotel, mit Sonneterrasse, flotter Bedienung und dezenter Beschallung. Da trockne ich bei einer Cola ein wenig in der Sonne, während das italienische Militär für Entertainment sorgt, indem man Menschen aus funktionierenden Flugzeugen wirft.


Dann heisst es, den Rückweg anzutreten, die Abfahrt ist ziemlich grandios, weil überall, wo der Giro hinkommt, gibt es erstmal frischen Strassenbelag. Hier ist er zwar nicht durchgehend vom Frühjahr, aber insgesamt schon super.

Jetzt fehlt nur noch der Schlussakkord, gute 400hm trennen mich vom Painider Sattel, aber mit der selben ruhigen Fahrweise wie schon zuvor zur Seiser Alm stellt das kein Problem dar, Nur die 16%-Rampe am Ortsausgang von Kastelruth zwicken etwas im Bein...

Nach 37,3km (hihi) und 1349hm bin ich pünktlich zur Mittagsjause aktiv erholt zurück.

Track: https://www.strava.com/activities/703551553

Dienstag, 6. September 2016

Dolomiten, jawolljuhu!

Das musste ja so kommen. Aber heute war tatsächlich ein wenig "Juhu" dabei, deshalb ist das schon O.K.. Juhu wegen erneut stabiler Schönwetterlage, Juhu wegen toller Strecke, und überhaupt...

Der Beginn der heutigen Runde gleicht dem der gestrigen bis zum Abzweig zum Nigerpass, wobei man da die Autobahn schon wieder deutlich erkennen kann, eher in H0 als N.


Dann beginnt ein ebenso erfreulich verkehrsarmer wie gut asphaltierter Anstieg mit moderaten Steigungen, die Beine gehen willig im Kreis. Allerdings bin ich beim Routen planen immer viel,viel abenteuerlustiger als in echt, daher ignoriere ich das Streckenabweichungssignal der neuen Garminette erstmal, weil ich denke:"Ist doch toll die Straße, wer weiß, was ich da für ein Mist zusammengeklickt hab..." 200m weiter trifft mich die Reue mit voller Wucht, ich verbrenne selbstbestimmt und freiwillig 15hm um dann ein "Strecke gefunden" zu sehen. Sehr schön. Fängt auch gut an, eigentlich wie die grade verlassene große Straße, nur halb so breit. Nach ein paar Kurven erkennt man den Abkürzungsgedanken an der asphaltsparenden Bauweise, 16% stehen als Maximum an, leises Ächzen von Antriebsstrang und Pilot stören die Stille der Bergwelt. Und die ist hier wieder richtig schön. Ob es eigentlich einen eigenen Farbton für die Weideflächen hier gibt? Dolomitenwiesensaftiggrün?


Auf dem weiteren Weg nach oben wird es dann waldig, so fehlt die schöne Aussicht, und man leidet so ein bißchen vor sich hin. Und plötzlich steht man am Pass. Cool!
Nur ist man am Nigerpass (1690m) noch nicht oben. Dankenswerter Weise geht es aber flächlich weiter, die Steigung ist sanft, die schönen Aussichten sind wieder da, und irgendwann steht man am nächsten Pass. Den Karerpass (1752m) ergaunert man sich so auf die Einfache.
Sollte ich irgendwem, irgendwann, warum auch immer, einen Rosengarten versprochen haben: Hier isser! Schick, was?


Dann geht es bergab, als nächster Eckpunkt im Track habe ich Canazei im Kopf, allerdings fällt mir 10km vorher auf, das ich a: Hunger habe, b: es von Pozzo di Fassa ja schon wieder bergauf geht, c: Meine Fahrt, ich mache, wie ich will!
Also flugs eingekehrt, das leicht schwitzig müfflende Oberkleid in die Sonne gehängt, zwei große Cola, einen ziemlich riesigen Toast und einen Espresso später gibt es noch frisches Wasser in die Flaschen und weiter gehts in den nächsten Anstieg. Der fängt ganz harmlos und flach an, aber nach zwei Ecken stellt sich Norddeutschland-Feeling ein: Was an Steigungsprozenten fehlt wird mit Beaufort von vorne überkompensiert. Das lässt sich auf einem richtig guten Radweg halbwegs ertragen, die Straße ist stark befahren, wie fast alle, die hier unten in den Tälern verlaufen.

Dann kommt endlich Canazei, und damit der ersehnte Abzweig zum zweiten Buckel des Tages, das Sellajoch, bekannt von vorgestern und aus dieser Richtung vor 5 Jahren schon mal gefahren. Allerdings nicht von ganz unten, auf der Sellarunde spart man sich den Stich runter nach Canazei.

Meine oben schon erwähnte Abenteuerlust am heimischen Computer lenkt mich wieder auf so ein kleines, sacksteiles Sträßchen, das führt mich erst zu einem Brunnen, Nachfüllzeit! (Ich bin hier grade am saufen wie ne Kuh...) Dann geht es nach wenigen Metern nicht mehr weiter, zumindest nicht mit dem Rennrad, tiefer Schotter verhindert wiederholtes Geächze. Also doch voll Mainstream die normale Route. Und siehe da: Irgendwo im Gegenwind haben meine Beine überlegt, das es doch zu aller Vorteil wäre, wenn man sich ohne zu murren bewegt. Hat mir da etwa einer EPO in den Toast gemischt? Nein, das ist schon fast normal bei mir, am Nachmittag des dritten Tages in den Bergen fängt es an rund zu laufen. Juhu! Gefühlt ratzfatz, zwischendurch noch ein paar andere Rennradler verbürstet, bin ich oben auf dem Sellajoch. Hier bläst ein eisiger Wind, schnell die Armlinge und die Windjacke an, und dann nichts wie abwärts in die Wärme.

Wieder fallen mir Kleinwagen, Busse, Wohnmobile und mutlose Motorradler zu Opfer, mir ist richtig kalt, da kann das dann auch mal schnell gehen. Obwohl die Abfahrt nicht wirklich kurz ist, kommt der Abzweig zum Hotel und damit der Schlußanstieg zum Painider Sattel, wie ich ihn jetzt liebevoll nenne, fast zu schnell. Aber auch der geht noch ganz gut. Juhu!

Track: https://www.strava.com/activities/702550872

Montag, 5. September 2016

Dolomiten, jawolljaha!

Langsam werden die Posttitel albern, aber ich stehe unter einem fast schon manischen Zwang, sowas durchzuziehen! Mal sehen, wie sich das noch entwickelt... :-)

Egal, hier die Neuigkeiten vom Tage:
Nach zweimaliger Befahrung ostwärts schien mir heute der richtige Zeitpunkt gekommen, um mal links Richtung Kastelruth, der Heimat der gleichnamigen Spatzen, abzubiegen.
Die Abfahrt da runter ist ungleich flowiger als das Schwestermodell Richtung St. Ulrich, der Heimat von Isolde Kostner, Luis Trenker und Giorgio Moroder.

Der Blick richtet sich westwärts, die erste Aussicht vermittelt einen täuschenden Eindruck. Es sieht von oben aus wie sanft welliges Geläuf, eher wie Kackwellenland, nur, die Sicht auf den schroffen Abbruch hinunter ins Eisacktal und zur Brennerautobahn bleibt einem (noch) verwehrt.


Immer weiter führt die Straße zu Tal, irgendwann wird das fast langweilig, schließlich musste die Kurbel bis jetzt nur ein paar mal rum, um den Hotelparkplatz zu verlassen. Irgendwann ist man dann endlich unten, ein durchaus benutzungswürdiger Radweg bringt mich parallel zur Autobahn bis nach Bozen. Hier ist es warm! Oben auf dem Berg ging gestern Abend nämlich doch noch das versprochene Gewitter mit Pomp, Glanz und Gloria nieder und brachte ziemlich kühle Luft mit, die morgens noch immer dafür sorgt, das ich mit Knielingen, Armlingen und Windweste starte.

In Bozen ist aber natürlich keine selbstverwaltete, eigenverantwortliche Pause, wozu auch, vom bergab rollen kriegt man keinen Hunger. Der Track geht rechts den Berg rauf (endlich!), Richtung Ritten. Ein hübscher Korkenzieher, der seltsamerweise von ziemlich vielen fetten Trucks benutzt wird, obwohl es im Tal eine eher flache Landstrasse parallel zur Autobahn gibt.
Macht nix, es rollt gut, die Steigungen sind moderat, die Aussicht auf die andere Seite des Tals ist ziemlich schön, wenn auch bei Weitem nicht so beeindruckend wie die Gebirgsstöcke der zentralen Dolomiten.



Obwohl die Strasse bergauf ja ziemlich geräumig ist, geht das Gefällstück meines Tracks andere Wege. Sehr schmal, sehr steil, sehr anspruchsvoll. Sollte ich das nochmal fahren, dann andersrum, soviel ist gewiss. denn auch der folgende Aufstieg zurück auf meinen Heimgipfel hat es wahrlich in sich. die ersten 1000hm am Ritten waren schon anstrengend genug, unten im Tal habe ich es schlicht versust, an einem Cafe anzuhalten, aber das Stück war auch echt kurz. Also mit leerem Bauch und dicken Beenen rin in die Rampe, zwischendurch irgendwo Wasser schnorren, diverse Tunnel und immer 11-13%...Puh. In Kastelruth mache ich, obwohl es nur noch 7km und 400hm bis nach Hause sind, die total selbstbestimmte Pause. Der Rest ist einfach, zum Schluß rolle ich wieder auf die Hotelterrasse, wo meinem Wunsch nach Hefe prompt Rechnung getragen wird.
Ein harter, aber trotzdem schöner Tag.

Track: https://www.strava.com/activities/701312201

Sonntag, 4. September 2016

Dolomiten, jawollja!

Um sieben schalmeit das Telefon mir nachdrücklich und unmissverständlich "Babra Streisand" von Duck Sauce ins Ohr. Ich muss verrückt geworden sein, im Urlaub! Aber das ist Teil der gestern gelobten Unabhängigkeiten. Außerdem will ich um 9:00 auf dem Rad sitzen.
Also ab zum Frühstück, alles sehr lecker, frisch gebrutzeltes Rührei, sehr gut. Auch das Abendessen gestern war schon großartig, dafür lohnt der tägliche Schlussanstieg.

Der Plan für heute beinhaltet eine kleine Wettersorge, zum Nachmittag hin sind kräftige Gewitter avisiert, also sollte man rechtzeitig vom Berg runter sein. Daher entschließe ich mich zu einer sehr schönen Pflichtübung, wenn man in dieser Ecke weilt: Die Sellarunde.
Mit Ski und Snowboard schon gefühlte hundert Mal umrundet, rechts- wie linksrum, ist dieses Kleinod erst einmal unter die Räder eines von mir pilotierten Rennrades geraten, das war 2011 nach der Südalpenrunde in Begleitung von Nina, und zwar im Uhrzeigersinn, demzufolge fehlt die Gegenrichtung noch im Palmares.

Tal und Berggipfel zeigen sich morgens noch diesig verhangen, kommt die Sonne doch mal durch, ist es gleich mollig, direkt nach der Startabfahrt verschwinden Windweste und Armlinge wieder im Rucksack bei den Regenplünnen, die ich heute umsonst durch die Gegend schleppe. Besser so als andersrum...
Dann beginnt aber absolut sofort der eigentliche Spaß. Bis auf eine winzige Senke in St. Christina schraubt sich die Straße kontinuierlich himmelwärts, vom Abzweig an der Hauptstraße auf ca. 1200hm bis auf das Sellajoch, schon stolze 2244m hoch. Schon mal nicht so übel, 1200hm am Stück, hat man nicht sooo oft...
Die Abfahrt Richtung Canazei geht eigentlich weiter bergab, aber ich will ja nicht nach Canazei, sondern über das Pordoijoch (2239m) nach Arabba, das ist nicht sehr lang, der Asphalt recht frisch, und auch meine ursprüngliche Befürchtung, im Abgasstrom von Milliarden Motorrädern, Sportwagen, Wohnmobilen, etc. zu verenden, bewahrheitet sich im Gegensatz zu vor 5 Jahren nicht.
Die sind zwar alle da, aber irgendwie minder nervig, bis auf zwei Harletten-Treiber, die zusätzlich zum brachialen Krawall ihrer definitiv nicht zulassungsfähigen Hurratüten die Umwelt auch noch mit ihrem eher gewöhnungsbedürftigen Musikgeschmack (wer hatte sich heute morgen nochmal mit Duck Sauce wecken lassen... :-) ) aus der Borddisco beglücken müssen.
Ach ja: Der neue, wahre Feind auf der schmalen Passstraße ist das vom Italiener gefahrene SUV!

Vom Pordoi runter gelangt der geneigte Velozipedist wie gewünscht nach Arabba, nicht, ohne in der Abfahrt, die durch 33 Kehren zu erfreuen versteht, einigen italienischen Kleinwagenpiloten die Schamesröte ins Gesicht zu zaubern. Aussen rum überholen ist aber auch echt gemein... Und wenn man schon Spaß mit den Motorisierten hat, kann man gleich auch noch ein paar Moppedfahrern ihre Defizite aufweisen, indem man sie stumpf an dem ersten besten Wohnmobil abstreift und so einen unbelästigten Weg zu Tal für sich klärt.

In Arabba ist dann die absolut willkürlich, freiwillig und unabhängig gewählte Pause in einem von der letzten Befahrung schon bekannten Cafe. Käse/Schinken/Tomaten-Sandwich und Cola spenden in Kooperation mit einem Espresso die Energie um die nächste "Welle" zu meistern, der Zwerg unter den heutigen Pässen, der Passo di Campolongo mit 1875m geht unauffällig, die folgende Sause runter nach Corvara ähnelt der davor in fast allen Punkten, nur das Wohnmobil fehlt...

Die fast finale Schinderei fordert dann langsam Charakterstärke, ich merke die gestern schon erwähnte Faulheit, garstiger Gegenwind macht es nicht leichter. Hintenraus wird das Grödnerjoch zudem eher steiler, aber bei 2121m ist zum Glück Schluß. Schnell noch das Passschild-Selfie, nachdem ich eine Horde italienischer Motorradfahrer aus ihrer Wie-kommen-wir-alle-auf-das-Bild-Not rette, dann Armlinge und Windweste wieder an und die lange Abfahrt bis zum selbstgewählten Spezial-Quäl-Faktor beginnt.Im Gegensatz zu gestern gibt es heute keine Experimentalsegmente durch pittoreske Dorfkerne, heute brauch ich jedes verbliebene Korn für den Panider Sattel.

Der zeigt sich dann erwartungsgemäß biestig, aber nach etwas über 5,5 Stunden, 87km und 2654hm sitze ich platt, aber zufrieden mit einem Hefe auf der Hotelterrasse, und freue mich über das Gewitter, das offensichtlich woanders stattfindet....

Und weil das hier sooo schön ist, ein paar Eindrücke:








Track: https://www.strava.com/activities/700252098

Samstag, 3. September 2016

Dolomiten, jawoll!

Irgendwie geht es dieses Jahr bei mir ganz schön italophil zu... Sizilien im April, Garmisch - Florenz, und jetzt mutterseelenallein in die Dolomiten.
Warum allein? Weil ich es kann, meine Herzdame keinen Urlaub mehr über hat, und vor allem: Weil ich da grad richtig Bock drauf hab!
Das schöne an solchen Alleingängen ist natürlich die Unabhängigkeit, die man da genießt. Versteht mich nicht falsch, ich mag Gruppenfahrten, die beiden Touren als Guide für Quäldich.de waren einfach galaktisch!
Aber mal ohne Herde ist halt auch schön. Man kann so fahren, wie einem grade ist, macht Pause wann und wo man will, muss nicht auf zugigen Passhöhen frierend warten... Das dann noch garniert mit der schier unglaublichen Kulisse des Sellastocks, der Drei Zinnen, des Langkofels, und wie sie alle heißen - guter Plan!
Zur Strafe für mein dekadentes Dasein logiere ich auf dem Scheitel des Panider Sattels auf etwas mehr als 1400m. Rechtsrum wie linksrum geht es erstmal bergab, so das JEDER Tag mit einem knackigen Schlußanstieg von mindestens 250hm endet.
Die Variante von St. Ulrich ist schon erprobt, da drängeln sich die Höhenmeter auf einem hübschen Sträßchen von grade mal 4,5km Länge, 13% stehen öfter mal auf dem Display meines neuesten Gadgets, ein Garmin Edge 820.
Trotz eher schlechter Vorbedingungen, wie etwa um 3:00 aufstehen, sich dann 10 Stunden den Hintern im Auto plattsitzen, einen üblen Stau von Innsbruck bis Sterzing umschiffen und im Vorfeld eher faul gewesen sein, läuft das aber ganz gut.
Diese Schnupperrunde dauert etwa so lange wie mein durchschnittlicher Lunchride, ist aber nur 2/3 so lang und hat dreimal soviel Höhenmeter...
Morgen dann größere Taten!

Track: https://www.strava.com/activities/699095589