19.4.2012
Valparaiso – La Ligua
Nachdem wir gestern abend noch ein
wenig von Valparaisos Nachleben erkundet haben und nach mehreren
Live-Musik-Bars, leckerem Essen, ein wenig Wein und Bier so gegen
3:30 ins Bett kamen, stand heute die erste Etappe mit mehr als 100km
auf dem Programm. Der Abschied von Valparaiso und die Durchfahrung
von Vina del Mar waren wegen des starken Verkehrs eher scheußlich,
aber nachdem wir den Moloch hinter uns hatten, ging es auf
durchgehend schönen Straßen nordwärts. Bis auf ein Industriegebiet
bei Ventanas war die Strecke durch abwechslungsreiche Landschaften
mit regelmäßigen Abstechern an den Pazifik geprägt. Tosende
Wellen, Pelikane und Surfer gab es da aus der Ferne zu betrachten,
während im Hinterland allerlei Ackerbau und Viehzucht sowie schon
leicht versteppte Abschnitte der Langeweile keine Chance ließen.
Unser heutiges Ziel, La Ligua, ist eine bedeutend größere
Ansiedlung als die Landkarte vermuten ließ. Auch hier haben wir
wieder ein schnuckeliges Hostal zu fairen Preisen gefunden. Die
nächsten Tage werden uns weiter Richtung Norden in die ersten Berge
führen, weil die einzige Alternative Pan Americana heißt, und davon
werden wir schon noch genug zu sehen bekommen.
20.4.2012
La Ligua – Tilana
Auch ohne Wecker steht man rechtzeitig
auf, erst recht, wenn man den entzückenden alten Damen der
Residencia am Vorabend ein Frühstück für 8:30 aus den Rippen
geleiert hat. Aber wie das in Chile so ist, war davon nichts zu
sehen...Immer wieder wurden wir im 10-Minuten-Takt vertröstet, und
während wir uns unter dem noch verhangenen Himmel langsam startklar
machten, wurden die Aktivitäten im Speisezimmer nicht größer.
Leicht enttäuscht fuhren wir den nächsten Supermercado an
und verpflegten uns mit Frühstück, Wasser und Essen für den Tag.
Kurz hinter der Stadt erwartete uns der
erste Anstieg des Tages, eher eine Welle, aber gemerkt hab ich das
schon...Die Nacht zuvor war aufgrund Avocado-Genusses nicht die
längste – eine mir eigentlich bekannte Unverträglichkeit machte
meinem Magen zu schaffen...selbst schuld.
Diese „Welle“ endete, nachdem mich
ein örtlicher Mountainbiker, im Wheelie neben mir herfahrend, über
den weiteren Straßenverlauf informiert hatte, an einem Tunnel von
ca. 1km Länge. Zappenduster, 3-Minuten-Ampeltaktung für den
Gegenverkehr, nicht asphaltiertes Waschbrett. Uuups! Bettina
überzeugte flugs einen Pickup-Fahrer, uns mit den Rädern durch den
Tunnel zu bringen. Sehr gut!!! Nach der folgenden Abfahrt machte sich
ein schwammiges Fahrgefühl bei mir bemerkbar: Speichenbruch...
Auf einer schönen Straße ging es
weiter sanft bergan, langsam machte sich Mittagshitze breit, und es
zog sich. Irgendwo am Pass sollte ein Ort namens Las Palmas sein, der
wollte aber partout nicht kommen. Dafür standen da oben, auf gut
1000m, jede Menge Palmen rum. Angeblich der nördlichste Ort, wo man
diese Pflanze findet. Zu guter Letzt wartete ein weiterer Tunnel ohne
Licht mit Schotter, aber wenigstens ohne Gegenverkehr auf uns. Auf
der anderen Seite begann, wie angekündigt, die Sandpiste und wir
trafen dort oben im Nichts, Claudio, einen chilenischen Radreisenden.
Der erzählte uns, das Tal wäre sehr arm, und wir sollten uns keine
Hoffnung auf Wasser machen auf den nächsten Kilometern. 1500m weiter
war dann ein Café, wo wir nicht nur Wasser zum Spottpreis, sondern
auch noch einen echten Espresso bekamen – übrigens nicht
alltäglich, nirgendwo in Chile. Gut gelaunt rollten wir ins Tal
hinab, wo uns kurz hinter einem Minidorf namens Tilana ein Bauer(?)
den hauseigenen Fußballplatz als Campinggelegenheit zur Verfügung
stellte. Der war, wie das ganze Tal staubtrocken, aber die Häringe
gingen wider Erwarten in den Boden und zum Schluss wurden wir noch
mit einem absolut umwerfenden Sternenhimmel belohnt.
21.4.2012
Tilana – Illapel
Gut erholt, trotz anhaltendem Gewieher,
Gebell, Gekrähe und sogar Geballer, kletterten wir zeitig aus
unseren vom Tau durchnässten Zelten. Die Sonne war noch nicht über
den Berg, also richteten wir uns auf einen verspäteten Aufbruch ein,
da man nasse Zelte nicht einpacken soll.
Endlich unterwegs, trafen wir Claudio
wieder, der uns über den ersten von zwei Pässen begleitete, und in
der Abfahrt mit Staubfahne am Hinterrad zu Tale schoß. Unten, in
Caimanes, verpflegten wir uns, und der Aufstieg auf den zweiten
Schotterpass des Tages begann. Erstaunlicherweise ist der Reisepanzer
auf losem Untergrund kaum langsamer am Berg als auf Asphalt. Mehrere
Tunnels der schon bekannten Art garnierten das staubige Vergnügen.
Einer war so holperig, das an fahren nicht zu denken war:
Schiebepassage!
Nach einigen noch ziemlich schroffen
Kilometern bergab wurde der Straßenbelag zunehmend besser, und
plötzlich war da wieder Asphalt! Und außerdem ein Schild, welches
uns eine willkommene Abkürzung nach Illapel offerierte: Ganze 15km
weniger als gedacht – Super! Aber weil man im Leben nix geschenkt
kriegt, wartete noch eine ziemlich üble Welle auf uns. Die müden
Beine von den vorhergegangenen Pässen konnte der erstklassige
Asphalt auch nicht überspielen. Zur Belohnung gab es aber noch eine
Bombenabfahrt in den Ort, wo wir uns bei der Feuerwehr für die Nacht
einquartierten. An dieser Stelle Dank an die Bomberos de Illapel.
22.4.2012
Illapel – Combarbala
ASPHALTTAG!!! Nicht ein Meter Sand oder
Schotter! Dafür 2 Pässe über 1000m bei brütender Hitze und mein
erster Plattfuss, aber auch der Chinchilla-Nationalpark und das Valle
Limari mit schlicht atemberaubenden Aussichten! Einfach GROSSARTIG!!!
Und weil wir ein total
schnuckeliges Hostal gefunden haben, fiel spontan der Beschluß, hier
einen Ruhetag einzulegen.Die nächste Tage führen uns langsam wieder Richtung Küste, über Ovalle geht es nach Coquimbo und La Serena, wo wir dann wohl keine Wahl mehr haben werden, und doch auf die Pan Americana müssen.
Pics:
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Tracks:
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RASIEREN, lieber Waldschrat, RASIEREN! ;o) (ansonsten muss ich mich wohl an ein ein paar Jahre zurückliegendes Telefonat mit deiner Holfen erinnern *kicher*
AntwortenLöschenholDen meinte ich natürlich...
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