Sonntag, 29. April 2012

In die Wüste geschickt...

24.4.2012
Combarbala – Ovalle

Nach dem wohlverdienten Ruhetag, den wir, außer zu ein wenig Fahrzeugpflege und Computergedaddel, ausschließlich zum Abhängen, Essen und Trinken verwandt haben, stand mit gut 105km wieder mal ein längeres Ende auf dem Programm. Tendenziell bergab, so hieß das Motto...gut 1000hm gab es in Form knackiger Gegenwellen auf der bisherigen Königsetappe trotzdem noch zu erklettern. Mit Abstand die abwechslungsreichsten Landschaften von knochentrocken bis saftig-grün wurden von Tal zu Tal durch ein weitestgehend perfektes Asphaltband verbunden. Selbst das nicht enden wollende Hundethema war an diesem tollen Tag untergeordnet. Die wirklich überall anwesenden Kläffer übten sich in Zurückhaltung. Vielleicht fanden die es auch schöner, sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen...
Der Ritt über die Wellen endete in Ovalle, eine Stadt, die vielleicht nicht als die schönste in Erinnerung bleiben wird, aber wenn man nur übernachtet, hat man auch keine Chance, auf Erkundungstour zu gehen. Im Hostal wollte man uns nicht mal heißes Wasser für Tee geben, obwohl man mit dem Kocher am hantieren war, so was hinterlässt keine guten Referenzen. Kein WiFi und dann auch noch alle Restaurants zu, so das öltriefende Pommes mit ebenfalls gut geschmiertem toten Vogel die Energie für den nächsten Tag bereitstellen mussten, ergänzen das eher negative Kurzvisitenresümee.

25.4.21012
Ovalle – La Serena

Trotz allem Gemoser schliefen wir gut in unserer nach Holzschutzmittel riechenden Kemenate, und traten nach dem Frühstück auf dem Supermarktparkplatz die 85km nach La Serena an. Im Gegensatz zum Vortag eher Arbeit als Vergnügen, mit weit weniger spektakulären Aussichten (vielleicht sind wir doch schon ganz schön verwöhnt...) lieferten wir einen flotten Ritt zurück ans Meer. Am Rand der ziemlich befahrenen Straße sind dann auch die Hunde wieder da: Allerdings oftmals als frisch umgenieteter oder schon plattgefahrener Kadaver – nicht schön. Unter unserer Unterkunft wummert der Bass einer Disco(?), aber ein Fläschchen chilenischer Wein, den man hier natürlich völlig ohne Reue trinkt, und ein voller Bauch werden eine gute Nachtruhe gewährleisten...
Mit leichtem Bedauern werden wir morgen diese ziemlich hübsche Stadt verlassen, und dann kommen wir langsam in die Wüste.
Als kleines Fazit der vergangenen Tage bleibt zu sagen, daß es sich für jeden einzelnen Meter gelohnt hat diesen Weg zu fahren, und nicht, wie „geplant“ stumpf die Panamericana hochzuballern. Große Bilder werden davon in meinem Kopf bleiben.

26.4.2012
La Serena – Trapiche

75km auf der Ruta 5, auch bekannt als Panamericana, versprachen von Anfang an, kein echtes Vergnügen zu werden. Reichlich Verkehr, hauptsächlich LKW, die böse Bugwellen vor sich her schieben, die einen fast vom Rad werfen. Die Windschleppen der in unsere Richtung fahrenden Trucks helfen manchmal ein bißchen, die des Gegenverkehrs sind immer, als hätte jemand die Handbremse angezogen...
Der auf der Karte harmlos wirkende Streckenverlauf stellt sich als wellig heraus, das angedachte Meilenfressen bleibt angesichts von 1000hm nach 75km aus. Auch die Idee, das Humboldt-Pinguin-Reservat zu besuchen weicht aufgrund von 40km Schotter/Sandpiste hin UND zurück aus unseren Gedanken, was schade ist, aber es zieht uns doch schnell nach Norden, um wieder von der Panamericana wegzukommen.
Unser heutiges Quartier ist endlich mal wieder mit Zelt, hinter einem Truckstop mit angeschlossener Minenarbeitersiedlung. So gibt es warme Duschen, leckeres Essen, Limo und Tee, aber das wohlverdiente Bier – Fehlanzeige. Wahrscheinlich ein Resultat der neuen Zero-Tolerance-Policy der chilenischen Regierung zum Thema Alkohol im Straßenverkehr. Ein Grund mehr, morgen früh loszurasen um abends in Vallenar zu sein...

27.4.2012
Trapiche – Vallenar

Gefühlt um 4:00 Uhr morgens, fangen gefühlte 4 Hähne, gefühlt MITTEN in unseren Zelten ein Wettkrähen an! UNVERSCHÄMTHEIT!!! Nicht so schlimm, die Mineros starten kurze Zeit später ihre PickUps und verschwinden zu ihrer harten und staubigen Arbeit. Wir können überraschenderweise die Zelte einfach so einpacken, der Morgentau blieb aus. Entsprechend früh sitzen wir auf den Rädern, um die 119km nach Vallenar in Angriff zu nehmen. Nach wenigen Kilometern bergab beginnt unauffällig der erste, 40km lange Anstieg des Tages. Steigungen zwischen 2 und 6 % sind zwar erstmal nicht sooo schlimm,aber auf Dauer...Kaum über den Pass, empfängt uns Gegenwind der ekligen Sorte, trotz 4% Gefälle muss man mittreten, um nicht stehen zu bleiben – DOOF!
Mittag gibt es in einem von ungezählten Truckstops bei Domeyko. Lecker wars, vollgestopft geht die Kurbel im zweiten Anstieg auch nicht besser rum...
Mitten auf der Strecke kommt uns ein Läufer entgegen. Harald Ulriksen ist auf dem Weg von Arica nach Puerto Montt, 3700km von Nord nach Süd durch Chile, für eine Krebskinderstiftung. Siehe auch:
Nach einem netten Plausch am Wegesrand trennen wir uns, und nehmen den Kampf mit dem Wind wieder auf. Das zehrt gewaltig, das Ziel ist noch weit, fast vergisst man rechts und links zu gucken. Das wäre fatal, denn seit etlichen Kilometern befinden wir und der Region de Atacama, der trockensten Gegend der Welt. Atemberaubend ist ein von mir inzwischen inflationär benutzter Begriff, aber so ist es nun mal! Ich fürchte, diese Aussichten mit meiner Knipse einzufangen, ist fast unmöglich, aber einige der Versuche sind bei den Pics zu sehen,

28.4.2012
Vallenar – Copiapo

Weil gestern 120km nicht genug waren, ist heute mal echtes Kilometerschruppen dran: Knapp 150km auf der Ruta 5 durch die Atacama-Wüste nach Copiapo. Das Ganze natürlich nicht, ohne den einen oder anderen Höhenmeter zu machen...Ab Vallenar ist die Panamericana wieder eine richtige Autobahn mit zwei Spuren in jeder Richtung und großzügigen Randstreifen. Meine Theorie, daß wir deswegen weniger von den Bugwellen des Gegenverkehrs um die Ohren kriegen, bestätigt sich erfreulicherweise. Nach dem ersten Hügel aus der Stadt heraus rollt es locker, aber von Anfang an begeben sich meine Beine und das Sitzfleisch in eine Verweigerungshaltung, was den anstehenden Ritt – vor allem mental – nicht einfacher macht. Plattfuß Nummer 2 ereilt mich bei Kilometer 50, 650 Meter nach der ersten Snackpause an einem Schild. Nach akribischer Suche finden wir die Ursache, zwei böse, kleine Drahtstücke, die einer der zuhauf rumliegenden zerfetzer LKW-Reifen am Straßenrand hinterließ. Bei strahlendem Sonnenschein geht es weiter. Hatte ich schon erwähnt, das ausser Schildern und Notrufsäulen nichts, aber auch garnichts Schatten spendet? Wir sind halt in der Wüste. Aber obwohl ich heute echt viel am mosern bin, erfreuen wir uns trotz schwerer Beine und Popo-Aua an der unglaublichen Landschaft und die Vorfreude auf den morgigen Ruhetag, gepaart mit einer letzten Futterpause bei Kilometer 110, verleiht nochmals Kraft für das Schlußstück, das von einer tollen Abfahrt gekrönt wird. Übrigens: Bis 73km/h liegt der Panzer wie ein Brett:-)

Pics:

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Tracks:

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Montag, 23. April 2012

Nordwärts...

19.4.2012
Valparaiso – La Ligua
Nachdem wir gestern abend noch ein wenig von Valparaisos Nachleben erkundet haben und nach mehreren Live-Musik-Bars, leckerem Essen, ein wenig Wein und Bier so gegen 3:30 ins Bett kamen, stand heute die erste Etappe mit mehr als 100km auf dem Programm. Der Abschied von Valparaiso und die Durchfahrung von Vina del Mar waren wegen des starken Verkehrs eher scheußlich, aber nachdem wir den Moloch hinter uns hatten, ging es auf durchgehend schönen Straßen nordwärts. Bis auf ein Industriegebiet bei Ventanas war die Strecke durch abwechslungsreiche Landschaften mit regelmäßigen Abstechern an den Pazifik geprägt. Tosende Wellen, Pelikane und Surfer gab es da aus der Ferne zu betrachten, während im Hinterland allerlei Ackerbau und Viehzucht sowie schon leicht versteppte Abschnitte der Langeweile keine Chance ließen. Unser heutiges Ziel, La Ligua, ist eine bedeutend größere Ansiedlung als die Landkarte vermuten ließ. Auch hier haben wir wieder ein schnuckeliges Hostal zu fairen Preisen gefunden. Die nächsten Tage werden uns weiter Richtung Norden in die ersten Berge führen, weil die einzige Alternative Pan Americana heißt, und davon werden wir schon noch genug zu sehen bekommen.

20.4.2012
La Ligua – Tilana
Auch ohne Wecker steht man rechtzeitig auf, erst recht, wenn man den entzückenden alten Damen der Residencia am Vorabend ein Frühstück für 8:30 aus den Rippen geleiert hat. Aber wie das in Chile so ist, war davon nichts zu sehen...Immer wieder wurden wir im 10-Minuten-Takt vertröstet, und während wir uns unter dem noch verhangenen Himmel langsam startklar machten, wurden die Aktivitäten im Speisezimmer nicht größer. Leicht enttäuscht fuhren wir den nächsten Supermercado an und verpflegten uns mit Frühstück, Wasser und Essen für den Tag.
Kurz hinter der Stadt erwartete uns der erste Anstieg des Tages, eher eine Welle, aber gemerkt hab ich das schon...Die Nacht zuvor war aufgrund Avocado-Genusses nicht die längste – eine mir eigentlich bekannte Unverträglichkeit machte meinem Magen zu schaffen...selbst schuld.
Diese „Welle“ endete, nachdem mich ein örtlicher Mountainbiker, im Wheelie neben mir herfahrend, über den weiteren Straßenverlauf informiert hatte, an einem Tunnel von ca. 1km Länge. Zappenduster, 3-Minuten-Ampeltaktung für den Gegenverkehr, nicht asphaltiertes Waschbrett. Uuups! Bettina überzeugte flugs einen Pickup-Fahrer, uns mit den Rädern durch den Tunnel zu bringen. Sehr gut!!! Nach der folgenden Abfahrt machte sich ein schwammiges Fahrgefühl bei mir bemerkbar: Speichenbruch...
Auf einer schönen Straße ging es weiter sanft bergan, langsam machte sich Mittagshitze breit, und es zog sich. Irgendwo am Pass sollte ein Ort namens Las Palmas sein, der wollte aber partout nicht kommen. Dafür standen da oben, auf gut 1000m, jede Menge Palmen rum. Angeblich der nördlichste Ort, wo man diese Pflanze findet. Zu guter Letzt wartete ein weiterer Tunnel ohne Licht mit Schotter, aber wenigstens ohne Gegenverkehr auf uns. Auf der anderen Seite begann, wie angekündigt, die Sandpiste und wir trafen dort oben im Nichts, Claudio, einen chilenischen Radreisenden. Der erzählte uns, das Tal wäre sehr arm, und wir sollten uns keine Hoffnung auf Wasser machen auf den nächsten Kilometern. 1500m weiter war dann ein Café, wo wir nicht nur Wasser zum Spottpreis, sondern auch noch einen echten Espresso bekamen – übrigens nicht alltäglich, nirgendwo in Chile. Gut gelaunt rollten wir ins Tal hinab, wo uns kurz hinter einem Minidorf namens Tilana ein Bauer(?) den hauseigenen Fußballplatz als Campinggelegenheit zur Verfügung stellte. Der war, wie das ganze Tal staubtrocken, aber die Häringe gingen wider Erwarten in den Boden und zum Schluss wurden wir noch mit einem absolut umwerfenden Sternenhimmel belohnt.

21.4.2012
Tilana – Illapel
Gut erholt, trotz anhaltendem Gewieher, Gebell, Gekrähe und sogar Geballer, kletterten wir zeitig aus unseren vom Tau durchnässten Zelten. Die Sonne war noch nicht über den Berg, also richteten wir uns auf einen verspäteten Aufbruch ein, da man nasse Zelte nicht einpacken soll.
Endlich unterwegs, trafen wir Claudio wieder, der uns über den ersten von zwei Pässen begleitete, und in der Abfahrt mit Staubfahne am Hinterrad zu Tale schoß. Unten, in Caimanes, verpflegten wir uns, und der Aufstieg auf den zweiten Schotterpass des Tages begann. Erstaunlicherweise ist der Reisepanzer auf losem Untergrund kaum langsamer am Berg als auf Asphalt. Mehrere Tunnels der schon bekannten Art garnierten das staubige Vergnügen. Einer war so holperig, das an fahren nicht zu denken war: Schiebepassage!
Nach einigen noch ziemlich schroffen Kilometern bergab wurde der Straßenbelag zunehmend besser, und plötzlich war da wieder Asphalt! Und außerdem ein Schild, welches uns eine willkommene Abkürzung nach Illapel offerierte: Ganze 15km weniger als gedacht – Super! Aber weil man im Leben nix geschenkt kriegt, wartete noch eine ziemlich üble Welle auf uns. Die müden Beine von den vorhergegangenen Pässen konnte der erstklassige Asphalt auch nicht überspielen. Zur Belohnung gab es aber noch eine Bombenabfahrt in den Ort, wo wir uns bei der Feuerwehr für die Nacht einquartierten. An dieser Stelle Dank an die Bomberos de Illapel.

22.4.2012
Illapel – Combarbala
ASPHALTTAG!!! Nicht ein Meter Sand oder Schotter! Dafür 2 Pässe über 1000m bei brütender Hitze und mein erster Plattfuss, aber auch der Chinchilla-Nationalpark und das Valle Limari mit schlicht atemberaubenden Aussichten! Einfach GROSSARTIG!!!
Und weil wir ein total schnuckeliges Hostal gefunden haben, fiel spontan der Beschluß, hier einen Ruhetag einzulegen.
Die nächste Tage führen uns langsam wieder Richtung Küste, über Ovalle geht es nach Coquimbo und La Serena, wo wir dann wohl keine Wahl mehr haben werden, und doch auf die Pan Americana müssen.

Pics:
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Tracks:
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Mittwoch, 18. April 2012

Stadtrundgang in Valparaiso

Schlicht unglaublich! So was von BUNT! Ich hab gefühlte tausend Mal auf den Auslöser gedrückt, das würde leider den Rahmen meines Picasa-Albums sprengen... 10 Bilder hab ich ausgesucht, das vermittelt vielleicht  einen halbwegs repräsentativen Querschnitt. Aber das muss man echt selbst gesehen haben! Obwohl das eine echte Standard-Touri-Runde war, die wir da gemacht haben, verfälscht das nicht die Farbenfreude oder den Eindruck der Architektur der ganzen Stadt - zumindest soweit man das überblicken kann. Hinter den hübschen Mauern und Garagentoren verbirgt sich natürlich oftmals ein Bild von Verfall und/oder Armut. Unten im Flachen gibt es auch europäisch anmutende Häuser - mehr Stein, weniger Wellblech, mehrgeschossig - und überall rasen ebenfalls kunterbunte Busse, Taxis und Autos wie die Bekloppten durch die Stadt. Aber sobald man bergauf geht, ist es zumindest von außen bunt, bunt, bunt und verkehrstechnisch eher ruhig - kein Wunder angesichts üblicherweise zweistelliger Steigungsprozente...

Pics...
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Dienstag, 17. April 2012

Endlich Valparaiso!

Heute hatten wir anhand der kleinen Verwirrungen der Vortage nur eine kleine Etappe vor der Nase. Die war dafür um so schöner. Nachdem die Gemeinde bezüglich des Erdbebens - im Epizentrum eine 6,5 auf der Richterskala - beruhigt war, wartete zum Frühsport erstmal eine ausgedehnte Rampe über verkehrsarme, gute Strassen. Nach einem leckeren Mittagsmahl in einem Restaurant am Wegesrand hatten wir nur noch 35km nach Valparaiso. Nicht ganz neue Erkenntnis: Auf der Autobahn kommt man gut voran. So ging es im Tiefflug in die Stadt....
Jetzt hocken wir in einem winzigen Hostal und werden gleich und auch noch morgen die Stadt erkunden.

Bilder:(sind nur zwei - zuviel gerast oder bergauf geastet;-))
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Track:
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EILMELDUNG

Moin!
Ihr habts vielleicht in den Nachrichten gehört, hier gabs ein Erdbeben. Epizentrum war aber woanders, also ist nichts passiert, ausser das eine Packtasche umfiel...Also kein Grund zur Sorge!!!

Start...

Endlich sind wir losgefahren!
Nachdem wir am Vorabend Jan-Oles Abschied und unsern Start noch mal ordentlich begossen hatten, war es recht angenehm, das Marco Ole erst zum Flughafen brachte, um uns anschließend irgendwo westlich von Santiago auszusetzen. Dafür stand nach wenigen Kilometern einrollen auch schon die erste Welle im Weg: 250hm auf 5km ist eigentlich eine Lachnummer, aber mit 50kg Fahrrad am Arsch und dem Kopf voll chilenischem Rotwein vom Vorabend hat das dann schon ein wenig gezwickt...Und weil Asphalt ja sowieso völlig überbewertet ist war dann auch die ganze Abfahrt grob geschottert. Das wars dann für den Tag aber auch schon mit Bergen und durch malerische Landschaften mit Kakteen, Wein und vielen kleinen Orten führte unser Weg nach Mellipilla, wo wir an der Laguna Esmeralda unsere Zelte für die Nacht aufschlugen.
Nach einer eher unruhigen Nacht - die Lagune liegt in Rufweite zu Autobahn und Bahngleis - starten wir wegen durchfeuchteter Zelte mit leichter Verspätung auf den zweiten Abschnitt. Weitere 3km auf Schotter brachten uns zu der geplanten Route, mussten aber wiederholt werden: Bettinas Tacho hatte sich unerlaubt von der Truppe entfernt und musste wieder eingefangen werden. Immer wieder spannend ist, das hier wirklich überall Hunde rumlungern, die einem zwar nichts Böses wollen, aber für etliche Kilometer den Geleitschutz geben und einem vor dem Vorderrad rumturnen. Heute Morgen hatten wir so einen auf der gesamten Schotterpassage, und unser neuester Begleiter pennt draussen vor unserer Cabana.
Streckenmäßig hatte der Tag wieder alles zu bieten: Von Sahneasphalt ist Geröll....Nach der letzten Schotterpassage, die auch noch einen wirklich fiesen Anstieg beinhaltete, entschlossen wir uns zum wiederholten Mal einfach auf die Autobahn zu wechseln. Auf dem Standstreifen fristet man als Radfahrer ein unbehelligtes Dasein und kommt poposchonend flott voran. Erlaubt ist das freilich nicht...
Morgen gehts dann nach Valparaiso und wir sind auf Kurs Nord...

Bilder:
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Tracks:
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Sonntag, 15. April 2012

Santiago de Chile


11.4. Nach einem ereignisfreien Flug landete die A340 bei strahlendem Sonnenschein in Santiago. Ich hatte eine angenehme Nacht, da der Flieger nicht ausgebucht war und ich mich auf zwei Plätzen ausbreiten konnte. Am Flughafen musste ich noch ein wenig warten, bis unser Gastgeber Marco am Terminal ankam, um mich abzuholen. Der hatte schon Bettina und Ole an Bord, die etwas schneller als gedacht in der chilenischen Hauptstadt eingerollt waren. Der nächste Weg führte uns in die Fahrradladenstrasse „San Diego“, da Bettina neues Schuhwerk benötigte. Ein Laden am nächsten, recht gut sortiert, natürlich einiges an unbekanntem Zeug aber keine echten Überraschungen. Einmal um die Welt geflogen, um dann wieder im Fahrradladen zu stehen...:-)
Marco hatte noch was zu arbeiten, also gingen wir erst mal auf Nahrungssuche und mit zwei Empanadas und einem Bier hatte ich meine erste Mahlzeit ausserhalb Europas.
Noch einige erste Handgriffen am Arbeitsgerät, dann war es schon dunkel, und Marco führte uns in ein Restaurant, wo es FLEISCH ( das kleinste Steak 400gr.) und andere Leckereien gab.
Wieder zuhause, wurde noch bis tief in die Nacht gequatscht, bevor der Jetlag seinen Tribut zollte.

12.4. Nach den Völlereien gestern war das Frühstück erst sehr spät nötig, der Rest des Tages drehte sich hauptsächlich um die Räder. Nach 9000km war einiges an Instandsetzungsarbeiten fällig, für die Ersatzteilversorgung war mein Gepäck weit über die Gewichtsgrenze von 23 kg angewachsen...
Abends wurde zuhause gekocht, danach gings noch in eine Rockbar, wo es zu Bier aus 1Literflaschen Metallica in Originallautstärke gab. Schön...

13.4. Ausschlafen, Frühstück, Sightseeing Downtown Santiago City, sicher nicht die schönste Stadt der Welt, noch sehr europäisch geprägt, aber durch Dauersmog recht schmuddelig, was aber keinen stört. Überall liegen streunende Hunde auf der Strasse rum und pennen. Petrus hielt für die Besucher Santiagos eine Überraschung bereit: Der erste Regen seit Monaten reinigte zwar die Luft, verwandelte die Stadt allerdings in eine Rutschbahn.
Am Abend zaubert Marco einen sauleckeren Fischsalat namens Ceviche , und zum vorläufig vorletzen Mal schlafe ich in einem Bett...

15.4. Früh aufstehen hat auch was, so kann man Blog schreiben...Heute wird die Packordnung perfektioniert und nachmittags besuchen wir einen Freund von Marco, der ein Haus mit Pool, Lehmofen im Garten und anderem Luxus etwas ausserhalb von Santiago hat. Eine weitere Schlemmerei zeichnet sich ab...
Morgen bringen wir Ole noch zum Flughafen, und dann geht es endlich aufs Rad. Die ersten zwei Etappen werden uns ans Meer nach Valparaiso und Vina del Mar, dem Saint Tropez Chiles bringen.
An dieser Stelle ein Riesen-DANKESCHÖN an Marco, der uns aufgenommen hat, als wären wir Sandkastenfreunde.

Noch ein paar Bilder:

Mittwoch, 11. April 2012

Los geht's....


Jetzt bin ich also tatsächlich auf dem Weg.

Nachdem das Osterwochenende durch wachsende Aufregung meinerseits gekennzeichnet war, was sich durch eine Art permanenter leichter Übelkeit äußerte, was laut meiner astrologisch vorgebildeten Schwester bei Menschen mit Sternzeichen Krebs aber total normal ist, sitze ich jetzt ca. 9600m über dem Atlantik, draußen sind -48°C, die A 340 ist grade mit gut 950km/h an Madeira vorbeigesaust – und es geht mir blendend! Frisch gefüttert mit dem entgegen anders lautender Aussagen nicht mal voll ekligem Iberia-Essen und in Erwartung des Films kommen mir alle meine Bedenken und Sorgen der letzten Tage einfach nur dumm vor.
O.K., wenn man 5 Tage vor so einer Reise noch mal flott zwecks komplett außerplanmäßiger Wurzelkanalbehandlung zum Zahnarzt darf, sind Bedenken erlaubt, oder?

Aber das unglaubliche Osteressen mit sooo vielen netten Menschen am Samstag – Danke an Ola für den Wildschweinbraten!!! - und auch das Treffen mit Mutter und Schwester in unserem „Aussenspeisesaal“ Himali (leckerste tibetische Hochlandküche!) am Ostermontag waren natürlich willkommene Ablenkungen vom Oh-mein-Gott-ich-muss-verrückt-geworden-sein und Ich-hab bestimmt-die-Hälfte-vergessen...

Auch wenn das noch etwas früh dafür ist, will ich mich jetzt mal bedanken:
Bei Nina, dafür, das sie mich das machen lässt. (Unter Androhung von Schlägen wenn ich nicht führe...)
Bei den Fahrradfritzen, ganz besonders Erik, dafür, das sie mich mitten in der Saison weglassen, ohne zu maulen.
Bei Bettina, dafür, das sie mich mitnimmt.
Bei AUSNAHMSLOS Allen, mit denen ich über diese Tour gesprochen hab, weil wirklich KEINER sich an meinem Geunke beteiligen wollte...Das nenn ich Motivation!

So, genug gelabert, der nächste Eintrag hat dann weniger mit Präliminarien und Kopfkino zu tun, dafür mit fernen Ländern und fremden Menschen – oder so...